Starnberg:Einzelhändler beklagen Umsatzeinbußen

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Die Einbahnregelung in der Wittelsbacher Straße hat viele Kunden abgehalten, in die Innenstadt zu fahren. Die Kaufleute fordern, dass auch der Kirchplatz attraktiver wird. Und einige fühlen sich von Bürgermeisterin Eva John übergangen

Von Christiane Bracht, Starnberg

Die Empörung bei den Starnberger Geschäftsleuten ist groß. Fast ein Jahr lang war die Wittelsbacherstraße nur in eine Richtung befahrbar. Was die einen als angenehm ruhig empfanden, Radfahrer als wunderbar lobten, erzürnte die Einzelhändler sehr. Um die 30 Prozent Umsatzeinbußen beklagen sie. Viele Kunden wollten sich nicht durch die enge Kaiser-Wilhelm-Straße zwängen, um zur Einkaufsstraße zu kommen. Lange Staus und eine schwierige Parkplatzsuche habe auch viele abgeschreckt. Deshalb seien viele lieber woanders hingefahren, um ihre Einkäufe zu machen oder hätten im Internet eingekauft. "Es wird problematisch, sie wieder zurückzugewinnen", fürchtet Mariola Arens vom "Lieblingsladen".

Als am Dienstagnachmittag die Absperrung weggeräumt wurde, stießen viele erleichtert ein "Gott sei Dank" hervor. Andere kommentierten es mit einem "Das wird aber auch Zeit", denn der Beschluss des Stadtrats, die Einbahnregelung aufzuheben, ist schon am Montag vergangener Woche gefallen. Wieder andere konnten es erst gar nicht glauben, dass ihr lang gehegter Wunsch endlich in Erfüllung gegangen ist. Ähnlich ging es den Autofahrern. Einige waren ziemlich irritiert, dass ihnen plötzlich an der Ampel Autos entgegenkamen. Es folgten scharfe Bremsungen und Lichthupen, zuweilen ging es chaotisch zu auf der Wittelsbacher Straße.

Doch wer meint, dass mit der alten Verkehrsregelung alles wieder in Ordnung ist für die Einzelhändler, der irrt. Die Idee von Bürgermeisterin Eva John, die Einbahnregelung erst mal beizubehalten, bis ein neues Verkehrskonzept beschlossen ist, hat vielen "Angst gemacht". "Es ist keiner gefragt worden und Frau John hat sich bei ihrem Alleingang auch wenig diskussionsbereit gezeigt", sagt Emanuel Schwaiger vom Blumenladen "Le Fleur". Das nehmen die Geschäftsleute ihr übel. Und dass die Rathauschefin kurzfristig einige Geschäftsleute von der Wittelsbacher Straße am Freitagabend zur Vorstellung der Verkehrsplanung für den Innenstadtbereich eingeladen hat, lässt manch einen befürchten, dass die Einbahnregelung noch lange nicht vom Tisch ist. Dabei hatte Nina Goldmann vom Blumenladen Weigert & Goldmann" bereits Mitte Mai eine Unterschriftenliste der Einzelhändler gegen die von John favorisierte Verkehrsführung abgegeben. Die Stadt müsse die Wittelsbacherstraße unbedingt attraktiver machen, damit sie lebendiger werde, fordern sie. Stattdessen führe sie den Verkehr aus Starnberg heraus Richtung München. Viele empfingen das als "geschäftsschädigend".

Wenn man eine Einbahnstraße mache, müsse sie genau umgekehrt laufen - in die Stadt hinein, sagen einige. Allerdings sehen sie dies höchstens als Notlösung. Lediglich Thomas Wiedemann vom Schuhgeschäft Kunkel präferiert diese Regelung im Rahmen eines Gesamtkonzepts. Denn dann wären keine Raser mehr vor seiner Tür, die noch schnell heftig aufs Gas drücken ohne Rücksicht auf Kinder und ältere Leute, nur um die Ampel noch passieren zu können. Dann müsste man mehr zentrale Parkplätze bauen, sagt er. Monika Ganghofer von "Ambiente" beklagt, dass das Parken in Starnberg zu teuer ist. Die Leute seien deshalb immer unter Zeitdruck. "Man müsste mehr Aufmerksamkeit auf das Parkhaus lenken", findet Florian Fischer von der Naturkostinsel. Andere wünschen sich eine schöne, vor allem auch grüne Gestaltung des Kirchplatzes, damit sich die Leute gerne dort aufhalten. Auch viele Kunden beklagen sich übrigens über die Einbahnregelung. Etwa 60 haben sogar dagegen unterschrieben, sagt Goldmann.

Arens vom "Lieblingsladen" ärgert sich, dass das Infotreffen so früh ist, dass Geschäftsleute kaum teilnehmen können. Sie fühle sich "ausgeladen". Andere wissen gar nichts davon, obwohl sie auch einen Laden an der Wittelsbacherstraße haben.

© SZ vom 09.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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