Starnberg:Einsame Tour

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"Der große Trip - Wild" befasst sich mit dem weiten Weg zu sich selbst

Der Krebstod der Mutter, ein trinkender, gewalttätiger Vater, das Ende ihrer Ehe, Heroin, anonymer schneller Sex und eine Abtreibung: Es ist schon ein gewaltiges Leidenspaket, das die Studentin Cheryl mit sich herumschleppt. Nicht minder groß ist der Rucksack, mit dem sie auf Wanderschaft gehen will: Ein 1000-Meilen-Trip auf dem Pacific Crest Trail. Doch der PCT, ein insgesamt 4279 Kilometer langer Fernwanderweg im Westen der USA von der mexikanischen bis zur kanadischen Grenze, stellt Cheryl vor größte Herausforderungen. Ohne jegliche Vorkenntnisse, mit viel zu schwerem Gepäck und in zu engen Schuhen startet sie ganz allein auf ihre Tour durch die Wildnis - und begegnet dabei immer wieder sich selbst.

"Der große Trip - Wild" (2014) ist ein Film, der nicht auf den üblichen Spuren typisch amerikanischer Genres wandert. Er basiert auf Aufzeichnungen der US-Amerikanerin Cheryl Strayed, die in ihrem Buch "Der große Trip: Tausend Meilen durch die Wildnis zu mir selbst" ihre eigene bewegende Geschichte erzählt. Im Film wird sie von Reese Witherspoon verkörpert, der man die Glaubwürdigkeit der körperlichen Anstrengungen, Entbehrungen und verzweifelten Momente im Leben einer einsamen Wanderin durchaus abnimmt: Auf ihrem Weg bekommt Cheryl es mit der geballten Erbarmungslosigkeit der Natur zu tun. Als sie irgendwann in den Bergen ihre verklebten Socken auszieht, den blutverschmierten Nagel des großen Zehs abreißt und dabei einen Wanderstiefel verliert, schreit sie ihre ganze Wut hinaus. Doch sie tritt Durst, Hunger, Hitze, Kälte und ihrer Angst mit immer neuem Mut entgegen - zumal sie mit ihrer Einsamkeit nicht allein ist: Immer wieder trifft sie auf Menschen, die dem Dschungel ihres Daseins entfliehen. Erfahrungen, Erfolge, Rückschläge, Hoffnungen relativieren sich. Wenn auch der Film gewisse Ratlosigkeit hinterlässt, ist seine wichtigste Botschaft vielleicht: Du bist nicht allein auf dieser Welt.

Mittwoch, 5. August, 21.30 Uhr, Open Air Wörthsee

© SZ vom 05.08.2015 / phaa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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