Starnberg:Einheizen wie Einheimische

Lesezeit: 2 min

Beim Umwelt- und Energietag im Starnberger Seniorentreff können Flüchtlinge ihr Umweltbewusstsein schärfen. (Foto: Georgine Treybal)

Die Energieagentur Starnberg coacht Zuwanderer im Stromsparen und bei der Mülltrennung. Unser Autor aus Syrien war beim Kurs am Samstag mit dabei

Von Mohamad Alkhalaf, Starnberg

Das Problem dieser Zeit ist der Erhalt und der richtige Umgang mit der Umwelt, viele Menschen in der Region haben das erkannt. Um auch Zuwanderer, die ja aus verschiedenen Kulturen stammen, zu einem verantwortungsbewussten Umgang mit der Umwelt zu führen, hat das Landratsamt Starnberg und das Koordinierungszentrum der Caritas für Bürgerschaftliches Engagement im Landkreis Starnberg am Samstag zu einem Umwelt-und Energie-Tag in die Kreisstadt eingeladen. Barbara Huber vom Landratsamt organisierte die Veranstaltung, um Asylbewerbern Einblicke in ein nachhaltiges Verständnis für die Umwelt zu geben.

Knapp 20 Zuwanderer kamen in das Haus des Starnberger Seniorentreffs. Dass ein unachtsamer Verbrauch von Strom oder der Verzicht auf Recycling gravierende Probleme auslösen, haben Syrer, Eritreer oder Afghanen in ihren Herkunftsländern meist nicht mit auf den Weg bekommen. In dieser Schulung sollen die Besucher deshalb lernen, wie man Geld für Strom, Heizung und Wasser sparen kann. Ausgangspunkt war die Frage, wie die Teilnehmer in ihren Ländern mit Müll umgegangen sind.

Verbrennen, vergraben oder einfach wegwerfen, so lauteten die meisten Antworten. Einem deutschen Umweltschützer würde das sicherlich stinken. Sam aus Senegal weiß bereits aus Erfahrung, dass man in Bayern großen Ärger bekommt, wenn man den Abfall verbrennt. "Die Nachbarn haben sich bei mir beschwert", sagte er. An einem praktischen Beispiel, bei dem ein Sack voll Müll ausgeschüttet wurde, konnten die Besucher nun sehen, wie man den Abfall sortiert. Im Gespräch der Kursleiter mit den Besuchern wurde über die Probleme gesprochen und gemeinsam nach Lösungen gesucht. Die Teilnehmer bekamen nichts vorgesagt, in der Diskussion kamen sie selbst zu dem Ergebnis, dass Recycling die beste Lösung ist.

Warum auch nicht? Man spart Geld, indem der Rohstoff wiederverwertet wird, Zeit, weil der Abfall auf der Straße nicht eingesammelt werden muss - und man erspart der Umwelt unnötige Verschmutzung. Anhand von Beispielen wurde erklärt, wie kostbar Wasser ist, was vor allem für die afrikanischen Teilnehmer weniger neu war. Was es in ihrer Heimat nicht gibt, ist die Heizung, wie sie die Menschen in Bayern in jedem Haus haben. Viele Zuwanderer müssen erst einmal verstehen, wie man einerseits sparsam und trotzdem effektiv heizt. Zum Beispiel sollte man wissen, dass es reicht, wenn man drei mal fünf Minuten am Tag lüftet. Dann wurde gezeigt, wie man Strom sparen kann. Dass man Licht nur anmacht, wenn man es braucht und Wasch- und Spülmaschine nicht im Stand-by-Modus laufen lässt.

Mit dabei war auch Marion Eder von der Energieagentur des Landkreises Ebersberg. "Junge Menschen im verantwortungsbewussten Umgang mit Energie aufzuklären, ist eines unserer Hauptanliegen", sagte sie. Für die erfolgreiche Teilnahme am Energietag in Starnberg bekamen die Flüchtlinge am Ende ein Zertifikat, das man etwa bei der Suche nach einer Wohnung vorzeigen kann.

Mohamad Alkhalaf , 32, stammt aus Syrien. Bis 2015 arbeitete er dort für regionale Zeitungen, ehe er vor der Terrormiliz IS floh. Seit der Anerkennung seines Asylantrags lebt er in Kirchseeon, er gehört zum Autorenteam der SZ-Kolumne "Neue Heimat".

© SZ vom 24.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: