Immobilien im Landkreis Starnberg:Eine Frage des Preises

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Traumvillen am See wie diese hier in Seeshaupt kosten zweistelligen Millionenbeträge. Aber es finden sich Käufer für solche Luxusobjekte. (Foto: privat)

Der Immobilienmarkt im Landkreis bleibt weiterhin sehr angespannt. Doch manche Objekte lassen sich dennoch nur schwer verkaufen, weil die Verkäufer zu hohe Preise verlangen. Ein Ende des Booms ist nicht in Sicht

Von Otto Fritscher, Starnberg

Wer glaubt, dass der Immobilienmarkt im Landkreis Starnberg leer gefegt ist, der irrt. 199 Häuser, die zum Kauf angeboten werden, listet alleine eine große Immobilienbörse im Internet auf. Dazu 91 Eigentumswohnungen, für die neue Besitzer gesucht werden. "Allerdings sind einige Objekte schon seit vielen Monaten im Internet zu finden", hat Claudia Bader beobachtet. Die Starnberger Immobilienmaklerin macht mindestens einmal in der Woche eine Recherche im Internet, um den Überblick über den Immobilienmarkt im Fünfseenland zu behalten. Etwa zehn Prozent der angebotenen Immobilien kommen demnach regelmäßig neu hinzu.

Warum sind manche Häuser und Wohnungen aber offenbar dennoch schwer verkäuflich - trotz des Booms? Der Grund ist in Baders Augen einfach: "Diese Objekte werden zu Preisen angeboten, die der Markt einfach nicht hergibt." So dümpeln diese Immobilien dann über einen längeren Zeitraum auf der Angebotsliste - bevor die Preise dann doch gesenkt werden.

Entwarnung also? Nein, im Gegenteil. "Trotz des ohnehin schon hohen Niveaus sind die Preise weiter gestiegen, und sie werden weiter steigen," sagt die Maklerin, die seit 25 Jahren im Geschäft ist. Als Beleg zieht sie die neueste Bodenrichtwert-Tabelle heran, die vom Gutachterausschuss im Landkreis Starnberg alle zwei Jahre herausgegeben wird. Diese Tabelle, die der Öffentlichkeit erst Mitte September vorgestellt werden soll, liegt der Starnberger SZ bereits vor. "Auf den ersten Blick sind die Richtwerte, also die Grundstückspreise in der Kreisstadt um 25 Prozent gestiegen", sagt Claudia Bader. Sie spricht gar von Spitzenwerten, die um bis zu 30 Prozent höher liegen als noch vor zwei Jahren. Dass die Preise steigen, bestätigt auch Dieter Sinning vom Landratsamt, gleichzeitig Vorsitzender des Gutachterausschusses. Ob sie stark oder nicht so stark steigen - "dazu sage ich jetzt noch nichts", so Sinning.

Der Boom geht also ungebrochen weiter. Aber Claudia Bader hat einen kleinen Trost parat: "München hat Starnberg inzwischen überholt", sagt Claudia Bader, was sie natürlich ironisch meint. Selbst normale Lagen in München seien inzwischen teurer als vergleichbare Immobilien in Starnberg. Grund sei die zunehmende "Land-Stadt-Flucht". Womit Bader meint, dass immer mehr Menschen, die über 50 Jahre alt sind, vom Land in die Stadt ziehen. Und ihr Haus, das ihnen zu groß geworden ist, verkaufen wollen.

In Starnberg werden für einen Quadratmeter Wohnfläche "ohne Seeblick" oft 8000 Quadratermeter verlangt, "München fängt da erst an", sagt Bader. Eine neue Doppelhaushälfte kostet in Starnberg "deutlich über eine Million", gute gebrauchte liegen etwas unter dieser Grenze. Frei stehende Einfamilienhäuser seien unter zwei Millionen kaum zu bekommen. Dabei lassen sich die Anbieter, zumeist Immobilienmakler, hübsche Formulierungen einfallen. "High-End Designer-Villa für Wohnästheten" oder "Jetzt das eigene Seeufer kaufen". Auf Luxus-Immobilien hat sich der Tutzinger Makler Andreas Botas spezialisiert. In seinem Bestand sind auch die teuersten Objekte, die in den Immobilienbörsen im Internet zu finden sind. Etwa ein Haus mit Seeblick "in bester Lage in Starnberg", wie Botas sagt, ohne die genaue Adresse zu nennen. 600 Quadratmeter Wohnfläche, zehn Zimmer, fünf Schlafzimmer und vier Bäder hat das Objekt, das etwas untertrieben als "frei stehendes Einfamilienhaus" angeboten wird - zum Preis von 11,8 Millionen Euro. Einen Klick neben dem Preis heißt es auf der Internet-Seite: "Monatliche Rate berechnen". Doch darauf dürfte nach Botas' Erfahrung kaum ein Interessent klicken. "Bei Preisen oberhalb von fünf Millionen Euro wird nichts mehr finanziert. Das Geld ist bar vorhanden - oder eben nicht." Zweistellige Millionenpreise lassen sich nach Erfahrung von Botas nur "am Wasser" erzielen, wie er Lagen "direkt am Seeufer, möglichst ohne öffentlichen Weg zwischen Grundstück und Seeufer", nennt.

Wem einige Milliönchen doch zu viel sind, der kann sich bei einem anderen Anbieter ja mal eine Villa in Feldafing ansehen, "mit herrlichem Alpenblick, ein Juwel am Starnberger See", für gerade mal 2,4 Millionen Euro. Dafür gibt es dann zehn Zimmer, sieben Schlafzimmer und drei Garagen. Selbst für eine Eigentumswohnung mit 141 Quadratmetern an der Bräuhausstraße in Tutzing werden noch 998 000 Euro aufgerufen.

Auch Alfred Petersen, Inhaber von Remax in Starnberg, ist wie seine Kollegen überzeugt, dass "die Immobilienpreise auf hohem Niveau bleiben und weiter leicht steigen werden. Petersen bezieht sich auf die neuen Bodenrichtwerte, schränkt allerdings ein: "Da muss man noch genauer hinschauen, da ist immer Interpretationsspielraum drin." Auch innerhalb einer Lage gebe es nämlich noch Unterschiede, etwa, ob ein Grundstück an einer Straße oder am Waldrand liegt.

Der Starnberger See hat nicht nur in Deutschland einen Bekanntheitsgrad von mehr als 90 Prozent, auch im Ausland hat er durchaus einen Namen. So widmete das französische Magazin "Le Point" Anfang August dem Fünfseenland einen Artikel mit der schönen Überschrift "Das Paradies des deutschen Jet-Set", mit dem Untertitel "Die großen Vermögen haben einen diskreten Schlupfwinkel: den Starnberger See". Zu sehen ist das Pocci-Schloss in Ammerland, vor dem ein Segelboot kreuzt. Doch dieses Image möchte Andreas Botas nun doch nicht ganz unkommentiert stehen lassen: "Einen Jet-Set haben wir hier eigentlich nicht. Der zeigt sich nämlich auch mal gerne in der Öffentlichkeit. Am Starnberger See dagegen bleibt man sehr diskret."

© SZ vom 22.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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