Starnberg:"Ein riesiger Kraftakt"

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Kreisräte diskutieren über Bürgerängste wegen der Flüchtlingsunterkunft in Gilching

Der Bau einer Gemeinschaftsunterkunft für 200 Asylbewerber auf dem Volksfestplatz in Gilching hat am Montag auch den Starnberger Kreistag beschäftigt. Anlass war ein Antrag von Grünen-Kreisrat Peter Unger, in dem gefordert wurde, die Flüchtlinge weiterhin dezentral unterzubringen, also in Wohnungen. Sollte dies nicht möglich sein, schlägt Unger Einrichtungen vor, die nicht mehr als 50 Plätze haben. "Massenunterkünfte" sollten vermieden werden, da diese "Konfliktpotenzial" bergen. "Wir brauchen menschenwürdige Einheiten." Landrat Karl Roth (CSU) wies auf die schwierige Situation hin, in der der Landkreis stecke. "Der Wohnungsmarkt ist erschöpft, und um unser Soll zu erfüllen, brauchen wir größere Einheiten." Er nannte auch die Vorteile: Bei einer Gemeinschaftsunterkunft gibt es eine ständige, professionelle Betreuung. Zudem komme der Bezirk für die Kosten auf.

Allerdings scheint die Zahl der Flüchtlinge die Integrationskraft der Bürger zu strapazieren. Wie der Gilchinger Bürgermeister Manfred Walter (SPD) berichtete, führe er ständig Gespräche mit Anwohnern, die in der Nähe des Festplatzes wohnen. "Es gibt dort Ängste und es ist wichtig, mit den Leuten zu reden, um Ängste abzubauen." Auch er sprach sich für die Gemeinschaftsunterkunft aus und nicht für eine Begrenzung auf 50 Plätze: "Sonst haben wir viermal im Ort das gleiche Problem." Er forderte alle Gemeinden im Landkreis auf, zusammen zu stehen, was heißen soll: Grundstücke im Außenbereich für Flüchtlingsunterkünfte anzubieten. Landrat Roth hörte das gern. Kreisrätin Martina Neubauer (Grüne) sprach von einem "riesigen Kraftakt" für Gilching. Die Kreisräte treibt aber noch etwas anderes um: dass "soziale Brennpunkte" geschaffen werden könnten. Der Tutzinger Bürgermeister Rudolf Krug wollte deshalb die Gilchinger Gemeinschaftsunterkunft nur als "temporäre Geschichte" sehen, also als Ausnahme. Nach seinen Erfahrungen ist eine gute Betreuung nur bis zu 15 Flüchtlingen möglich. Und noch ein Problem bahnt sich an: Die Hartz IV-Empfänger beklagen sich inzwischen, dass den Flüchtlingen mehr Aufmerksamkeit geschenkt und mehr Betreuung gegeben werde als ihnen. "Es geht nicht mehr geräuschlos vor sich wie noch vor Monaten", meinte Landrat Roth. Der Unger-Antrag wurde am Ende abgelehnt. Er sei grundsätzlich richtig, aber eben auch realitätsfern, hieß es.

© SZ vom 19.05.2015 / pro - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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