Starnberg:Ein möglicher Kompromiss

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Verkehrsexperte präsentiert BI neue Umfahrungsvariante

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Starnberg

Ortsnahe oder ortsferne Umfahrung: Daran scheiden sich die Geister bei der Starnberger Bürgerinitiative Pro Umfahrung - Contra Amtstunnel (BI). Auf einer Versammlung am Freitagabend in der Schlossberghalle hat der Verkehrsexperte Professor Peter Kirchhoff eine Lösungsvariante präsentiert, die nach Ansicht der BI ein Kompromiss sein könnte für alle Mitglieder. Denn der aktuelle Vorschlag ist eine Kombination aus Nordumfahrung und Osttangente.

"An den verschiedenen Umfahrungsvarianten ist die Allianz zerbrochen", erklärte Schriftführer Georg Stahl zu Beginn der Veranstaltung. Doch mit der neuen Variante könnten alle leben. Wie wichtig es für die BI ist, die Mehrheit ihrer Anhänger wieder zu einen, zeigte die Veranstaltung. Von den mehr als 4000 Mitgliedern waren lediglich knapp 60 erschienen. Die Besucher beurteilten die neue Lösungsvariante bei der anschließenden Diskussion zurückhaltend, da zunächst die Chancen auf Realisierung geprüft werden müssten.

BI-Chef Klaus Huber räumte ein, dass noch viel Überzeugungsarbeit geleistet werden müsse. "Auch wenn der B2-Tunnel in die dritte Liga abgestuft worden ist - er ist immer noch eine Option", sagte er. Bürgermeisterin Eva John, der die Ausarbeitung der neuen Variante übergeben wurde, sicherte jedoch zu, dass sie die Pläne den Verkehrsplanern und den zuständigen Behörden übergeben werde.

Eines der BI-Ziele ist die Entlastung der Hanfelder Straße. Die Anwohner im Bereich Blumensiedlung und Hofbuchet haben bislang die ortsnahe Trasse abgelehnt, weil dadurch ihrer Meinung nach der Verkehr in ihr Gebiet verlagert wird. Doch der Vorsitzende Huber stellte klar: "Es wäre politischer Selbstmord für die BI, wenn wir den Leuten aus der Blumensiedlung den Verkehr aus der Hanfelder Straße vor die Füße kippen."

Nach der neuen Variante soll der Verbindungsverkehr zwischen den Autobahnen gar nicht erst nach Starnberg kommen, sondern über die ortsferne Trasse abgewickelt werden. Die Nordumfahrungstrasse verläuft nicht über Gautinger Flur und auch die Leutstettener Bürger sind nicht betroffen. Man müsse den Wald nicht roden, denn nach seinen Angaben gibt es dort bereits Straßen, die lediglich ausgebaut werden müssten.

Mit dieser Trasse werde die Ortsdurchfahrt vom Fernverkehr freigehalten. Die zusätzliche ortsnahe Verbindung ist für den Verkehr nach Starnberg, ins Gewerbegebiet und nach Percha gedacht. Kirchhoff hat die Trassenführung so verändert, dass sie außerhalb des Stadtgebiets verläuft und kein Wohngebiet berührt. Man müsse politisch abwägen nach dem Motto: "Stören wir lieber die Bewohner oder die Natur." Die Osttangente sei ökologisch machbar und habe zudem wesentliche Vorteile gegenüber dem B2-Tunnel, sagte der Verkehrsexperte. "Es ist keine neue Idee", erklärte Kirchhoff. Er habe die bisherigen Vorschläge nur geordnet, bewertet und neu verknüpft. Die Umfahrungen um die Kreisstadt sind laut Kirchhoff zwar länger, die Fahrzeiten jedoch weitgehend gleich. Ein weiterer Vorteil: Beide Umfahrungstrassen zusammen kosten nach seinen Schätzungen rund 50 Millionen Euro weniger als der B2-Tunnel.

Professor Helmut Bomhard lobte den Lösungsvorschlag, weil er "auf die meisten Befindlichkeiten dieser Stadt Rücksicht nimmt". Er verwies allerdings auf das Gegenargument, wonach eine Umfahrung nicht genehmigungsfähig sei. "Wir müssen der obersten Baubehörde erst einmal den Tunnel abgewöhnen und das ist nicht einfach", räumte Kirchhoff ein. Die Stadt Starnberg müsse bei den Bauträgern werben- für die Nordumfahrung (37 Millionen Euro) ist es laut Kirchhoff der Bund und für die Osttangente (88 Millionen Euro) der Freistaat.

FDP-Ortschefin Heike Barall-Quiring gab sich überzeugt, dass eine Umsetzung trotz aller Schwierigkeiten Chancen habe, weil es neue, überzeugende Fakten gebe. Man dürfe das Projekt nur nicht wieder kaputt reden, mahnte Barall-Quiring.

© SZ vom 17.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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