Film über Flüchtlingskinder:Ein Lächeln, das tief berührt

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Von Sylvia Böhm-Haimerl, Starnberg

Mitten in der Nacht kamen fremde Männer, schlugen den Vater und taten der Schwester sehr weh. Noch in der gleichen Nacht floh die Familie. Eine andere Familie musste ihr Haus verlassen, weil es angezündet wurde. Das Kind wäre fast verbrannt. "Meine Haut sieht schlimm aus", sagt es. Inzwischen lebt es in einer Asylbewerberunterkunft in Deutschland. Ein anderer Junge musste auf der Flucht mit ansehen, wie eine schwangere Frau in der Wüste zurückgelassen wurde. Viele Flüchtlingskinder, die zusammen mit ihren Familien nach Deutschland kamen, haben Dinge erlebt, die sie ihr Leben lang nicht vergessen werden. Die "Clowns ohne Grenzen" wollen sie wieder zum Lachen bringen. Für einen kurzen Moment nur sollen ihre traumatischen Erlebnisse in den Hintergrund rücken.

Eigentlich wollte Regisseur, Produzent und Drehbuchautor Walter Steffen die Clowns Andreas J. Schantz, Georgia Huber, Miriam Brenner und Stefan Knoll in den Iran begleiten. Das hat aber nicht geklappt. Deshalb ging er mit ihnen auf Deutschlandtour. Er stürzte sich in die Arbeit, ohne zu wissen, wie er den Film finanzieren soll. Innerhalb von sieben Tagen traten die Clowns in acht Aufnahmeeinrichtungen auf. Steffen und sein Team arbeiteten bis zu 16 Stunden täglich. Im Rahmen des Fünfseen-Filmfestivals wurde sein Werk mit dem Titel "Happy Welcome" am Freitag in Starnberg uraufgeführt. Es ist ein einfühlsamer Film, der tief berührt.

Steffen moralisiert nicht, er schildert die Probleme der Flüchtlinge in sehr eindringlichen Bildern. Er zeigt nicht nur die Arbeit der Clowns, sondern rückt die Kinder in den Vordergrund, die so viel Schreckliches erlebt haben. Er zeigt ihre Zeichnungen, die von Krieg und Tod handeln und er zeigt, wie die Flüchtlinge in Turnhallen zusammengepfercht sind. Thema sind aber auch Konflikte, die entstehen, wenn sich Menschen nicht verständigen können, weil sie unterschiedliche Sprachen sprechen oder weil sie den ganzen Tag zum Nichtstun verdammt sind. Viele sind traumatisiert und schreien im Schlaf, andere haben Angst und lassen die ganze Nacht das Licht brennen. Die Gesichter der Kinder sind gezeichnet, sie sind viel zu ernst für ihr Alter.

Die Clowns versuchen humorvoll darzustellen, wie die Flüchtlinge ankommen. Man sieht, wie sich die Gesichter der Zuschauer während des Auftritts verwandeln: Zunächst sind sie skeptisch, abwartend; doch plötzlich zaubert sich ein Lächeln in die Gesichter. Als am Ende der Vorstellung in der vollen Schlossberghalle alle auf die Bühne kamen - auch die Clowns, brandete lang anhaltender Beifall auf. "Wenn der Film dazu beitragen kann, ein Stückchen Empathie zu schaffen, dann sind wir glücklich", sagte Steffen.

© SZ vom 10.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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