Spielwarengeschäft:Ein Laden wie ein Bilderbuch

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Das Spielhaus in Starnberg gibt es seit 40 Jahren. Inhaberin Nicola Eggendorfer-Schropp hat das Fachgeschäft durch die Jahrzehnte geführt. Mit einem wechselnden Sortiment und immer mit Gespür für gutes Spielzeug

Von Otto Fritscher, Starnberg

Es ist ein bisschen so, als ob man sich in einem etwas abgegriffenen Bilderbuch durch seine Kindheit blättern würde. Hier stehen die großen Spielzeuge aus Holz, ein Auto und Radlader, wie geschaffen für den Sandkasten. Eine Ecke weiter gibt es die Kugelbahn, jenes Holzgestell, in der eine Kugel über mehrere Ebenen bis zum Boden rollt. Und hier, in diesem Regal, gibt es doch glatt schon ein paar nostalgische Adventskalender. Nur, das dahinten, was ist das? Eine Ecke mit Fanartikeln in leuchtendem Rot, mit dem Emblem des FC Bayern. Nicola Eggendorfer-Schropp lacht und sagt: "Vielleicht liegt das ja auch daran, dass ich nicht nur ein Spielzeuggeschäft habe, sondern auch drei Söhne, die alle Fußballfans sind."

Der Klassiker: Frederic Neumann vergnügt sich im Starnberger Spielhaus mit Seifenblasen. (Foto: Arlet Ulfers)

Es ist schon ein besonderes Spielzeuggeschäft, das Eggendorfer-Schropp seit mittlerweile 32 Jahren führt, und das an der Hanfelder Straße in Starnberg seit 40 Jahren besteht: das Spielhaus, gegründet 1975 von Meisi von der Sonnau, einer Kindergärtnerin, die mit Bastel- und Malkursen anfing und dann ein alternativ angehauchtes Geschäft mit viel Holzspielzeug und indischen Klamotten etablierte, dem Zeitgeist der Siebziger entsprechend. Schon damals war Nicola Eggendorfer-Schropp dabei, als Aushilfe, denn sie wohnte gleich neben dem Geschäft. Als Meisi sich dann nach acht Jahren zurückzog, war es keine Frage, dass Eggendorfer-Schropp das Geschäft übernehmen würde, im zarten Alter von gerade mal 18 Jahren. Seitdem habe sie es nie bereut, mehr als 30 Jahre lang mit Spielzeug zu handeln. "Wir haben uns immer bemüht, die besondere Atmosphäre des Spielhauses zu erhalten", sagt sie. Und bei einem Bummel durch das Geschäft kommt man sich vor, wie in einem großen Wohnzimmer: ein bisschen angestaubt, aber nicht angegraut, vollgeräumt, aber nicht unübersichtlich. Natürlich hat sich das Sortiment innerhalb von drei Jahrzehnten geändert. "Das Spielzeug ist insgesamt technischer geworden", erklärt die Inhaberin. Sie legt mit ihrem vierköpfigen Team aber großen Wert auf die individuelle Auswahl des Spielzeugs. So gibt es kein Playmobil und kein Lego, das führen andere Läden am Ort. Auch Barbie ist hier nicht zu finden. Was aber nicht heißt, dass man im Spielhaus antiquierten Vorstellungen nachhängt, wenngleich Klassiker wie Pustefix, die Seifenblasen, der Steiff-Teddybär oder Plastilin, was allerdings inzwischen "intelligente Knete" heißt.

Nicola Eggendorfer-Schropp hat mit 18 Jahren das Spielhaus in Starnberg übernommen - und führt es noch immer. (Foto: Arlet Ulfers)

"Elektronisches Spielzeug wie den Gameboy führen wir mit Absicht nicht, und sowas haben meine Jungs nicht bekommen." War es für ihre Söhne nicht wie im Paradies, mit einer Mutter aufzuwachsen, die ein Spielzeuggeschäft hat? "Naja", sagt Eggendorfer-Schropp, "ein bisschen mehr Spielzeug mögen sie vielleicht schon gehabt haben, aber den Laden plündern durften sie nicht."

Wie schafft man es, das verwöhnte Starnberger Publikum vier Jahrzehntelang bei der Stange zu halten? Eggendorfer-Schropp verweist auf das sich stets wandelnde Sortiment, ohne dabei den Anspruch an "rundum richtig gutes Spielzeug" aufzugeben, wie die Arbeitsgemeinschaft heißt, der das Spielhaus angehört. Und auf den persönlichen Service, den das Spielhaus-Team seit jeher bieten will.

Und das scheint mehr als ein Werbespruch zu sein, denn oft kommen Mütter mit ihren Kindern, die selbst mal als kleine Wurlis im Spielhaus stöberten. Auch das ist Eggendorfer-Schropp wichtig. "Wir sehen die Kleinen nicht als Störenfriede, wenn sie bei uns herumtollen, stöbern und auch mal was in Unordnung bringen." Und so wird das auch die nächsten Jahre sein, denn die Geschäftsfrau denkt noch lange nicht ans Aufhören.

AmSamstag, 17. Oktober, wird nun erst mal das 40-jährige Bestehen des Spielhauses gefeiert, von 9 bis 15 Uhr. Mit Kinderschmicken, Mal- und Bastelaktionen, aber auch einem Live-Auftritt von Wurliz, dem kleinen Troll (14 Uhr). Der zottelige Waldgeist hat seine Schatzkiste mitgebracht, und zeigt den Kindern, warum die Blätter bunt werden und was bei der großen Gruselparty im Moor so los ist.

© SZ vom 09.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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