Starnberg:Eher hoch statt breit

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Neurieder Gemeinderat diskutiert über früheres Hettlage-Areal

Von Julian Raff

Neuried Die Bedenken wegen zu hoher Wohnbau-Dichte auf dem Südteil des früheren Hettlage-Areals bleiben bestehen und werden wohl auch die weiteren Debatten zum Bebauungsplan prägen. Immerhin hat der Gemeinderat dem Planverfahren nun nach fast zweieinhalbstündiger Debatte per Beschluss eine Richtung gewiesen. Der Bauausschuss hatte das Grobkonzept zwar schon Mitte Januar lange diskutiert, konnte sich aber zu keiner klaren Empfehlung ans Plenum durchringen. Auf seinem "Nein" zum Konzept beharrte am Ende nur Bernd Quintenz (Wählergruppe der Bürgerinitiative Neuried, W-BIN).

Andere Gemeinderäte stimmten erst zu, nachdem Bürgermeister Harald Zipfel (SPD) und Bauamtsleiterin Dagmar Hasler versichert hatten, dass über die Geschossflächenzahl (GFZ) nicht vor dem Satzungsbeschluss für einen Bebauungsplan entschieden werde. Die GFZ gibt das Verhältnis der gesamten Geschossflächen zur Fläche des Grundstücks an. Bei einer GFZ von 1,4 - die eine Höchstmarke für Neurieder Wohngebiete bedeuten würde - dürfte die Geschossfläche die Grundstücksgröße 1,4 Mal übersteigen. Hasler zufolge könne die GFZ jedoch nicht als einziger Maßstab für die Qualität der Planung dienen. Nur ein Drittel des etwa 1,2 Hektar großen Areals werde versiegelt, während Bestandssiedlungen mit einer GFZ um die 1,0 oft die Hälfte der Baufläche versiegeln würden - durch flache Bauten. Auch in der Höhe dürften sich die Neubauten mit punktuell sieben, meist aber fünf bis sechs Geschossen vorteilhafter ausnehmen, so Hasler. An der Ammerseestraße sei so zum Beispiel neun Geschosse hoch gebaut worden. Das "kurioseste" Beispiel fand Hasler in der unmittelbaren Nachbarschaft des Neubaugebietes: Die Reihenhäuser an der Zugspitzstraße mit nur zwei Geschossen hätten die Grundstücke stark versiegelt.

In den Siebziger- bis Neunzigerjahren wurde entweder extrem breit oder extrem hoch gebaut, heutige Planer suchten und fänden den Mittelweg. Trotzdem hatte Architekt Maximilian Meier Mühe, den Gemeinderat vom Sinn der bis zu 100 Meter langen Gebäuderiegel zu überzeugen, die künftige Wohnungen per "Eigenabschirmung" vor dem Lärm des angrenzenden Gewerbegebietes und der Staatsstraße M 4 schützen sollen. Die "Solitär"-Gebäude eines älteren Konzepts hätten den Lärm durchgelassen, weit mehr Bewohner, so die Argumentation, müssten also hinter Lärmschutzfenstern und verglasten Loggien leben. Die Riegel-Optik will der Architekt unter anderem durch "geschuppt" versetzte Fassadenabschnitte aufbrechen.

Die Gemeinde strebt eine 20-prozentige Sozialquote für die geplanten 180 bis 190 Wohnungen an, der rechtliche Weg dorthin steht noch nicht fest. Ein erster Bebauungsplan-Entwurf soll den Neurieder Gemeinderäten bereits im März vorgelegt werden.

© SZ vom 03.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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