Starnberg:Die Mauer muss weg

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Noch in dieser Saison soll der renovierte Wasserpark als Seepark neu eröffnen. Für die marode Uferbefestigung hatte die Stadt lange keine Lösung parat. (Foto: Arlet Ulfers)

Zumindest für einen Teil des Uferbereichs im neuen Seepark sind nun "Sitzsteine" geplant - ein Kompromiss, um den der Stadtrat seit Monaten gerungen hat

Von Peter Haacke, Starnberg

Ein Prestigeobjekt der Stadt ist die Sanierung des Starnberger Wasserparks, die voraussichtlich etwa 20 Millionen Euro, vielleicht aber auch mehr kosten wird. Die Bauarbeiten laufen derzeit auf Hochtouren, der ohnehin knappe Zeitplan gilt als ambitioniert: Noch in dieser Saison soll sich das künftige "Seebad" mit renoviertem Hallenbad, umgestalteten Außenanlagen und schmucken Saunahütten der Öffentlichkeit präsentieren. Als Problem erwies sich bei den Arbeiten jedoch die marode und unterspülte Mauer am Seeufer: Schon seit November war bekannt, dass eine Lösung gefunden werden muss. Die Verwaltung präsentierte daraufhin einen Vorschlag, der allerdings einigen Stadträten mit 200 000 Euro für nur 30 Meter als zu teuer erschien. Seit Jahresbeginn landete das Thema jeweils zweimal im Bauausschuss und im Stadtrat. Im fünften Anlauf fiel am Donnerstag im Bauausschuss mit einem Kompromiss eine knappe 7:6-Entscheidung: Die Mauer muss weg, das Ufer wird auf 30 Meter mit "Sitzsteinen" befestigt. Dafür entfällt eine strittige Schilf-Anpflanzung - eine Forderung der CSU-Fraktion.

Wer unmittelbar am Ufer des Starnberger Sees irgendetwas bauen möchte, muss zahllose Vorgaben beachten. Im Gegensatz zu früheren Jahren, in denen jeder quasi machen konnte, was er wollte, werfen die Behörden mittlerweile ein waches Auge auf Veränderungen aller Art. Gleichwohl genießen bestehende Anlagen - teilweise sogar aus dem 19. Jahrhundert - Bestandsschutz. Wie alt die insgesamt fast 100 Meter lange und definitiv marode Ufermauer im Bereich des Wasserparks ist, vermag niemand genau zu sagen. Unstrittig ist jedoch, dass dieses Bauwerk im aktuellen Zustand eine Gefahr insbesondere für künftige Saunagäste darstellt. Um den Zeitplan zur Eröffnung des Wasserparks im Mai einhalten zu können, ersann Stadtbaumeister Stefan Weinl daher in Zusammenarbeit mit zuständigen Ämtern, Behörden, Landschafts- und Wasserbau-Architekten eine Lösung für den ersten Abschnitt über 30 Meter.

Ende Januar präsentierten Weinl und Bürgermeisterin Eva John einen Entwurf, der im Bauausschuss angesichts der Sach- und Zeitzwänge zwar mehrheitlich gebilligt wurde, bei der Nachprüfung im Stadtrat kurz darauf aber abgelehnt wurde. Erneut befasste sich der Bauausschuss mit der Sache und befürwortete wiederholt - diesmal mit nur knapper Mehrheit - die Planung, war aber gar nicht entscheidungsbefugt. Der Stadtrat schließlich beorderte die Mauersanierung nach langer Debatte Anfang März wieder zurück in den Ausschuss.

Auch im fünften Anlauf ergab sich am Donnerstag im Bauausschuss eine zweistündige Debatte, in der zwischenzeitlich vor allem John und Weinl in der Kritik standen. Weinl und Landschaftsarchitektin Ursula Hochrein erklärten die Sachzwänge und rieten von einer Sanierung der Mauer ab: Zwar genieße das bröckelige Bauwerk Bestandsschutz, sei aber nie genehmigt worden. Für den Neubau des 30 Meter langen Teilstücks müsse ein solides Fundament - eine Gründung - erstellt werden, für die aber keine Genehmigung erteilt werde. Eine Sanierung der Mauer dagegen sei extrem aufwendig und kostenintensiv, was wirtschaftlich keinen Sinn ergebe. Sollte der Vorschlag der Verwaltung abgelehnt werden, "hätten wir im Saunabereich eine Baustelle und kein Seebad", sagte Weinl. Die eingeschränkte Nutzbarkeit des Wellnessbereichs ohne Seezugang würde das "Gesamt-Image des Projektes erheblich beeinträchtigen", hieß es. Für die Planung liege bereits eine Genehmigung vom Landratsamt vor.

Vertreter von SPD, Grünen, UWG, BLS und Parteifreie hegten dennoch Zweifel. Insbesondere Franz Heidinger (BLS) kritisierte, dass ihm wichtige Informationen etwa über weitere Kosten vorenthalten geblieben seien. Eine Suche nach Alternativen habe gar nicht stattgefunden, BLS-Anträge seien unberücksichtigt geblieben. Franz Sengl (Grüne) - bekennender Gegner des Vorhabens - merkte an, dass das Thema längst hätte erledigt sein können, wenn John rechtzeitig und umfänglich informiert hätte. "Sie ernten jetzt die Früchte Ihrer Selbstgerechtigkeit", sagte er. Die CSU dagegen störte sich insbesondere an der Anpflanzung eines Schilfgürtels.

Nach Sitzungsunterbrechung und vielen Gesprächen formulierte John schließlich einen Kompromissvorschlag, den Günther Picker (WPS) ins Spiel gebracht hatte und der mit Stimmen von WPS, FDP, BMS und CSU eine Mehrheit fand: Eine der beiden Schilfflächen entfällt. Ansonsten wird die ursprüngliche Planung umgesetzt, die laut Weinl "funktional, machbar und kostengünstig" ist. 2018 will man dann die restlichen 70 Meter Mauer in Angriff nehmen. Die Fraktionen sollen dazu bis 31. Juli Vorschläge erarbeiten.

© SZ vom 08.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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