Starnberg:Die Kraft der Musik

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Der künstlerische Leiter des Starnberger Klassikfestivals, Rudens Turku, spricht darüber, wie er als Jugendlicher nach Deutschland kam und wie sehr Musik zum gegenseitigen Verständnis beiträgt

Interview von Max Hempel, Starnberg

Rudens Turku, künstlerischer Leiter der Starnberger Musiktage und international renommierter Violinist, war Anfang der Neunzigerjahre von Albanien nach Deutschland gekommen. Mit einem Benefizkonzert warb der Künstler am Dienstagabend für die Kraft der Musik bei der Integration junger Asylsuchender. Vor dem Konzert sprach Turku über seine Erfahrungen, als junger Mensch in einem neuen Land anzukommen, und wie die Musik dabei helfen kann, fremde Menschen zusammenzubringen .

SZ:Wie war es für sie, als sie nach Deutschland kamen? Gab es kulturelle oder sprachliche Barrieren? Startschwierigkeiten sozusagen.

Rudens Turku: Natürlich war der Wechsel für mich als jungen Menschen nicht leicht. Wir kamen mit nichts und kannten niemanden. Ich musste die Sprache neu lernen, es war ein unbekanntes Land und eine fremde Kultur, in jeglicher Hinsicht. Ich machte dann einen Deutschkurs und ging ganz normal zur Schule - man warf mich ins kalte Wasser. Ich hatte jedoch das Glück, dass meine Eltern hier waren. Als problematisch habe ich diesen Beginn trotzdem nicht empfunden, weil wir auch unglaublich tolle Freunde in Deutschland kennengelernt haben, die uns immer zur Seite standen, uns unterstützten und uns sehr herzlich aufnahmen. Wir wiederum waren sehr offen für die neue Kultur und sogen alles wie ein Schwamm auf. Und für mich als jungen Menschen war das eine große Chance: im Land bedeutender klassischer Musiker zu sein.

Spielten für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge: Fabiola Tedesco (links) und Johannes Ascher. Beide sind Schüler von Rudens Turku. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Würden sie rückblickend sagen, dass die Musik ihnen dabei geholfen hat Anschluss zu finden?

Für mich ist Musik keine bloße Aneinanderreihung von Noten. Musik verbindet die Menschen miteinander, ob Schüler, Lehrer oder Freunde. Rückblickend lässt sich bestimmt sagen, dass die Musik in dieser Zeit auch mich mit meinen Mitmenschen verbunden hat.

Welches Verhältnis haben sie mittlerweile zu Albanien und Deutschland?

Deutschland ist seit so vielen Jahren meine Heimat. Natürlich bin ich im Herzen Albaner, aber ich war in den letzten 23 Jahren nur zwei Mal dort und pflege leider keine freundschaftlichen Beziehungen dorthin. Deutschland ist mein Lebensmittelpunkt.

Welche Bedingungen sind für sie wichtig, um junge Menschen aus fremden Kulturen gut in unsere Gesellschaft zu integrieren?

Das Wichtigste ist zuerst einmal, in den Menschen hinein zu schauen und zu wissen, wie es in seiner Seele ausschaut. Das versuche ich natürlich als Pädagoge auf meine Art und Weise zu tun. Musik hat dabei die Aufgabe, Menschen zusammenzubringen. Danach kommt erst das Erlernen des Instrumentes und das Spielen. Die Musik bringt mich dazu, mich auf den anderen Menschen einzulassen - ihn zu verstehen. Durch den Menschen kommt man letztendlich zur Musik.

Rudens Turku. (Foto: oh)

Und dann zum besseren Verständnis?

Genau. Sie verstehen dann, warum etwas nicht gelingt, wie jemand reagiert oder die seine Kultur funktioniert. Die Musik kreiert einen gemeinsamen Nenner. Sie berührt alle Menschen gleichermaßen und erschafft ein schönes, gemeinschaftliches Gefühl. Im Rahmen dieser Musiktage wollen wir mit zwei Benefizkonzerten in Starnberg und Tutzing eben dafür sorgen.

Um von dem Abend am Dienstag im Landratsamt zu sprechen: Welche Bedeutung hat das Konzert für Sie?

Zum einen soll den beiden jungen und talentierten Musikern die Möglichkeit gegeben werden, vor Publikum zu spielen. Der wichtigste Aspekt ist jedoch, Menschen zusammenzuführen und den anwesenden Flüchtlingskindern durch die Musik auch unsere Werte und Kultur zu vermitteln.

© SZ vom 24.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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