Starnberg:Die Irritation bleibt

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Die Wogen sind geglättet: Zwischenzeitlich hat der Verkauf des Wangener Weihers einige Aufregung verursacht. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Wangen rätselt, was die Stadt vom Verkauf des Löschweihers hat

Von Peter Haacke, Starnberg

Wellen der Empörung hat in der Vorwoche der heimliche Verkauf des Wangener Dorfweihers geschlagen: Starnbergs Bürgermeisterin Eva John hatte den Teich angeblich in der "stadtratlosen Zeit" veräußert, ohne Stadtrat und Öffentlichkeit darüber zu informieren. Erst Ende Juli war das überraschende Geschäft durch Stadtrat Winfried Wobbe (UWG) bekannt geworden. Über Details wie den Kaufpreis schweigen sich die Beteiligten aber aus. Mehrfach gestellte Anfragen an die Stadtverwaltung blieben unbeantwortet, und auch der neue Besitzer des Weihers schweigt beharrlich. Angeblich hat sich die Stimmung im Dorf jedoch wieder beruhigt, nachdem die Bürgermeisterin am Freitag Gespräche mit einigen Beteiligten geführt hat. Völlig unklar bleibt jedoch, welchen konkreten Vorteil die Stadt aus dem Verkauf zieht.

Der Kaufvertrag wurde erst am 22. Juni bei einem Starnberger Notar - also sechs Wochen nach der konstituierenden Sitzung und eine Woche vor der ersten Sitzung des neuen Stadtrats - unterzeichnet. Der Kaufpreis soll weniger als 90 000 Euro betragen, weshalb auch der Hauptausschuss von John nicht informiert werden musste. Vertraglich festgelegt ist unter anderem, dass die Stadt Starnberg den Weiher weiterhin uneingeschränkt als Löschteich benutzen darf und die feuerwehrtechnischen Einrichtungen unterhält. Der neue Eigentümer übernimmt lediglich die Verkehrssicherungspflicht. Dazu gehört die bereits bestehende Einzäunung des Araels und die ebenfalls schon vorhandene Sicherung einer Zugangsmöglichkeit für die Feuerwehr. Entscheidende Posten aber verbleiben bei der Stadt: Eventuell notwendige Vertiefungen oder Vergrößerungen der Wasserfläche bleiben der Stadt vorbehalten; noch in diesem Jahr soll erstmals ausgebaggert werden. Der Käufer ist weder verantwortlich für einen bestimmten Wasserstand noch für die Wasserqualität und wird "von allen diesbezüglich ihm gegenüber eventuell geltend gemachten Ansprüchen freigestellt", heißt es im Vertrag. Im Klartext: Alles, was im Zusammenhang mit der Funktion des Weihers Geld kosten könnte, zahlt weiterhin die Stadt.

Fraglich bleibt, welche Vorteile die Stadt, die sämtliche Verpflichtungen für die Feuerwehr übernommen hat, durch den Verkauf hat. Das fragt sich nicht nur Thomas Pentenrieder, der den Deal in der Vorwoche scharf kritisiert hatte, sondern auch Stadtrat Wobbe. Zwar habe die Bürgermeisterin zugesagt, dass die Funktionalität des Löschteichs ebenso wenig zur Debatte steht wie ein Verkauf des Wangener Spielplatzes. Doch weiterhin bestehen Irritationen. Die Feuerwehrler scheinen sich etwas beruhigt zu haben. Aber im Hinblick auf den Dorferneuerungsprozess bleibt Skepsis bestehen, zumal Altbürgermeister Ferdinand Pfaffinger mittlerweile die Aussage Johns dementierte, sie habe den Vorgang 2014 "geerbt" von ihrem Vorgänger: "Ich war nie mit dem Verkauf des Weihers und des Grundstücks befasst", sagte Pfaffinger, "und hätte das auch niemals befürwortet". Wobbe indes möchte trotz des befremdlichen Kommunikationsstils kein weiteres Öl ins Feuer gießen. "Wir können damit leben", sagte er, "wenn alle Beteiligten ihr Wort halten - auch wenn das alles doch etwas seltsam ist".

© SZ vom 06.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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