Starnberg:Die Frau mit dem Rad

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Andrea Schmölzer organisiert seit Jahren das Stadtradeln - und wird dafür vom Umweltministerium ausgezeichnet

Von Carolin Fries, Starnberg

Andrea Schmölzer ist keine Autohasserin, das vorneweg. Sie hat selbst eines, benutzt es in der Starnberg aber kaum. "Weil ich mit dem Rad schneller bin, damit niemandem meine Abgase zumute, mich an der frischen Luft bewege, kommunikativ sein kann", wie sie gleich begeistert lossprudelt. Die 51-Jährige sagt, ihr Rad sei ihr Cabriolet, ein Verkehrsmittel für den Alltag - "das auch entsprechend aussieht", wie sie lachend hinzufügt. Doch das Radfahren sei leider nicht immer ein Spaß. So müsse sie immer wieder feststellen, dass Wege im Nirwana enden, Bordsteine nicht abgeflacht sind, Schutzstreifen und Schilder fehlen. Andrea Schmölzer setzt sich seit vielen Jahren dafür ein, dass sich die Situation für Radfahrer im Landkreis bessert. An diesem Dienstag wird sie für ihr ehrenamtliches Engagement von Umweltminister Marcel Huber mit dem "Grünen Engel" ausgezeichnet.

"Ich gehe den Leuten das ganze Jahr über auf die Nerven mit meinen Anliegen", sagt Schmölzer. In den drei Wochen des Stadtradelns aber in besonderem Maße. Denn sowohl für die Stadt Starnberg als auch für den Landkreis organisiert die gebürtige Österreicherin die Umweltaktion des Vereins Klimabündnis, koordiniert die einzelnen Teams und organisiert begleitende Veranstaltungen. Der Landkreis liegt im bayerischen Ranking stets weit vorne, was gewiss auch dem Motivationstalent von Andrea Schmölzer zu verdanken ist. Sie ist die Mutter des Stadtradelns im Landkreis, die den knapp 4500 Teilnehmern für Fragen ebenso wie für Sorgen stets zur Verfügung steht. Die meisten spüren sofort: Für Andrea Schmölzer ist das nicht nur ein Job, sondern eine Leidenschaft. Deshalb auch engagiert sie sich weit über das vereinbarte und honorierte Arbeitspensum hinaus für die Themen Nachhaltigkeit und Mobilität - und freut sich, dass dieser Einsatz nun gewürdigt wird. "Für mich ist es ein Zeichen der Wertschätzung." Die Auszeichnung besteht aus einer Urkunde und einer Ehrennadel für "vorbildliche Leistungen und langjähriges, nachhaltiges, ehrenamtliches Engagement im Umweltbereich", wie es auf der Homepage des Umweltministeriums heißt.

Wie sie zum Radfahren kam, kann sie selbst nicht erklären, hat sie ihre Heimatstadt Steyr als Kind vor allem zu Fuß erkundet. Erst als sie vor 27 Jahren nach dem Studium an der Wirtschaftsuniversität in Wien nach München zog, entdeckte sie die Vorteile. Damals hatte sie einen Job in Allach und pendelte täglich mit der Bahn, bis sie sich einmal ausrechnete, dass sie so jedes Jahr ganze sechs Wochen "verpendelte", wie sie erzählt. Sie kündigte und begann beim Alpenforschungsinstitut, wo sie mit vielen Fakten aus dem Bereich des Umweltschutzes konfrontiert wurde. "Spätestens dort wurde mir klar, dass Maßnahmen keine Worthülsen bleiben dürfen", sagt sie. Also überdachte sie ihr Handeln - auch, um ihren drei Kindern ein gutes Vorbild zu sein.

Seit 2000 arbeitet Andrea Schmölzer selbständig von Starnberg aus. Sie hat eine Agentur für "Berge, Natur und Tourismus", ist also auch beruflich viel an der frischen Luft unterwegs. Sie würde sich wünschen, dass noch mehr Menschen ihre Mobilität hinterfragen und womöglich umsteigen. Dass unterstützend auch politisch gehandelt werden muss, steht für sie außer Frage: "Die Steuergelder für den Verkehr müssten gerechter verteilt werden", fordert sie. Und es brauche mehr Mut und Willen, Ideen umsetzen. Als Beispiel nennt sie das bayerische Radverkehrsprogramm, ein Papiertiger. "Meistens heißt es dann, das geht nicht. Stattdessen sollte es heißen: So könnten wir es probieren." Zuletzt wurde der in ihren Augen so wichtige Schutzstreifen für Radfahrer entlang der Hauptstraße in Starnberg von der Kreisbehörde abgelehnt. "Das ist nicht nachvollziehbar", sagt Schmölzer. Für sie ist die Angelegenheit jedenfalls noch nicht vom Tisch.

© SZ vom 31.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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