Starnberg:Der Traum vom billigen Häuschen

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Wo bislang Ackerland ist, sollen von 2018 an Häuser stehen: Das Einheimischenmodell "Am Wiesengrund". (Foto: Nila Thiel)

Die Ankündigung eines neuen Starnberger Einheimischenmodells lockt etwa 100 Zuhörer in eine Ausschusssitzung. "Am Wiesengrund" sollen vorwiegend Eigenheime entstehen. Doch noch ist das Projekt wenig konkret

Von Peter Haacke, Starnberg

Der Bedarf an Wohnraum, der auch für mittlere und untere Einkommensgruppen erschwinglich ist, bleibt groß. In Starnberg setzt man Hoffnung auf das Einheimischenmodell "Am Wiesengrund" - eine 3,5 Hektar große, östlich der Bundesstraße 2 gelegene Fläche mitten im Grünen an der Flurgrenze zu Pöcking. Im Haupt- und Finanzausschuss wurden am Montag erste grundlegende Überlegungen zu Vergabe und Planung präsentiert.

Überraschend groß war das Publikumsinteresse am Thema, etwa 100 Zuhörer hatten sich im hoffnungslos überfüllten Sitzungssaal aufgrund eines wenige Tage zuvor von der Stadtverwaltung versandten Newsletters eingefunden. Doch nicht minder groß war überwiegend die Ernüchterung. Denn abgesehen von der vage klingenden Botschaft, dass der Traum vom Eigenheim oder einer günstigen Mietwohnung voraussichtlich frühestens vom Jahr 2018 an realisiert werden kann, stand lediglich die Präsentation von Überlegungen aus einem Workshop im Fokus.

Bereits 2006 hatte die Stadt die Teilfläche unter Federführung des damaligen Bürgermeisters Ferdinand Pfaffinger kostengünstig erwerben können. Im Kaufvertrag wurde vereinbart, dass dort ein Einheimischenmodell verwirklicht werden soll, um insbesondere jungen Starnberger Familien preisgünstigen Wohnraum zur Verfügung stellen zu können. Aufgrund der Erfahrungen aus dem schleppenden Verkauf des letzten Einheimischenmodells an der Angerweide, bei dem die Förderziele nicht erreicht wurden, sollen die Kriterien zur Vergabe von Grundstücken "Am Wiesengrund" nun grundsätzlich neu gefasst werden. Das Thema Einheimischenmodell ist erneut Gegenstand der Beratungen im Stadtrat am Montag, 28. November.

Basierend auf einer Umfrage im April 2015 hatten 132 Haushalte Interesse vor allem an Doppelhaushälften, Reihenhäusern oder Eigentumswohnungen bekundet. Angestrebt sind auf dem 35 000 Quadratmeter großen Areal 120 Wohneinheiten in Mischstruktur mit Mehrfamilien-, Reihen- und Doppelhäusern. Auf zirka einem Drittel der Fläche sollen 50 Prozent der Wohneinheiten Mietwohnungen sein, auf den restlichen zwei Dritteln sind Eigenheime geplant. Einfamilienhäuser sind ausgeschlossen. Unklar ist noch, wie die Siedlung verkehrlich angebunden wird.

Geld bleibt entscheidendes Kriterium dafür, welchen Wohnraum sich tarifvertraglich gebundene Berufsgruppen leisten können: Einer Wohnraumstudie der Gesellschaft für Wirtschaftsförderung zufolge können weite Teile dieser Gruppen weniger als neun Euro Miete pro Quadratmeter (netto, kalt) zahlen. Definition und Gewichtung der Bewerberkriterien dürften somit neben der Gesamtplanung die anspruchsvollste Aufgabe darstellen, um die richtigen Zielgruppen zu erreichen. Nach bisherigen Vorgaben müssen Bewerber mindestens seit einem Jahr ihren Hauptwohnsitz in Starnberg haben oder in der Kreisstadt arbeiten und dürfen weder bebaubare Grundstücke noch eine Eigentumswohnung besitzen. Das Einkommen soll ebenso als Zugangskriterium gewertet werden wie Familienstand und gegebenenfalls ein Ehrenamt. Der Bayerische Gemeindetag sieht die Grenze für Ehepaare bei einem zu versteuernden Einkommen von 90 000 Euro, bei Einzelpersonen die Hälfte davon. Allerdings können diese Grenzen bei Paaren auf bis zu 114 000 Euro (Alleinstehende: 57 000) erhöht werden. Eine Bonusbewertung besonderer Berufsgruppen ist unzulässig. Noch nicht endgültig geklärt ist, wer die Trägerschaft übernehmen könnte.

Innerhalb der Starnberger Stadtgrenzen gibt es laut Stadtverwaltung nur noch wenige geeignete Bereiche für Siedlungsentwicklung. Dazu zählt etwa eine Liegenschaft in städtischem Besitz westlich der Carolinenstraße/nördlich der Georg-Bader-Straße in Söcking, Randbereiche östlich der Gautinger Straße sowie ein paar wenige Grundstücke östlich der Berger Straße - südlich der Kirche - in Percha.

© SZ vom 23.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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