Hilfe tut Not:Der stete Griff zum Handy

Lesezeit: 2 min

Die Suchtberatungsstelle Condrobs verzeichnet eine Zunahme an Mediensüchtigen

Von Wolfgang Prochaska, Starnberg

Immer mehr besorgte Eltern wenden sich an die Suchtberatungsstelle Condrobs in Starnberg. Sie befürchten, dass ihre Kinder wegen ihres Dauergebrauchs des Smartphones schon mediensüchtig sind. "Es ist in der Beratung ein Thema", sagt Stefan Wenger, Condrobs-Abteilungsleiter für Starnberg und Landsberg, bei der Vorstellung des Tätigkeitsberichts 2015. Da es aber noch keine gängigen Suchtdiagnosen für diese Fälle gebe, sei eine Einschätzung schwierig, wann eine Sucht vorliege. Bei Alkoholproblemen sei eine Diagnose leichter. Man behelfe sich mit der Fragestellung: Wie eindimensional richtet man sein Leben schon aus? Was wird alles vernachlässigt? Auf jeden Fall steige die Zahl besorgter Eltern.

Allerdings betonte Matthias Taube, der neue Starnberger Leiter von Condrobs, der auch am Pressegespräch teilnahm, dass nur ein kleiner Teil der Klienten mit diesen Problemen in die Beratung komme. Fast 60 Prozent der Klienten litten unter Alkoholproblemen. An zweiter Stelle stehe Cannabis. Auch bei Jugendlichen ist der Alkoholmissbrauch häufig zu beobachten. Deshalb hat die Beratungsstelle mit der Klinik Starnberg seit 2014 eine Rufbereitschaft eingerichtet, wenn minderjährige Jugendliche wegen exzessiven Trinkens im Krankenhaus behandeln werden müssen. "Wir kommen dann sofort, bieten Hilfen an, reden mit den Eltern", sagt Taube. Allerdings nicht mit erhobenem Zeigefinger. Es gehe darum zu zeigen, wie man mit Suchtmitteln umgeht. Dass diese Hilfen wichtig sind, zeigt die Zahl der Fälle: 25 waren es im vergangenen Jahr und in diesem Jahr werden es "mindestens" so viele sein, weiß jetzt schon der Sozialpädagoge. Aber nicht nur bei Jugendlichen ist Alkoholmissbrauch zu beobachten, auch bei jenen Menschen, die noch "mitten im Leben stehen", also bei den 50-Jährigen und älteren, steigt die Zahl der Suchtkranken. "Es ist ein Trend." Die Betreuungsdauer ist gewachsen und geht bis zu drei Monaten, was aus Sicht der Berater "sehr erfreulich ist", da eine "bessere Bindung" zwischen Klient und Berater aufgebaut werden kann. Manchmal nutzt aber auch die Beratung nicht mehr. Dann ist eine stationäre Therapie unumgänglich. Das war bei 50 Fällen notwendig, was von der Anzahl "sehr viel" gewesen sei.

Um so wichtiger ist die Prävention, der bei Condrobs viel Raum gegeben wird. So gehe man in Kindergärten, wo nicht die Süchte im Vordergrund stünden, sondern der Umgang mit Gefühlen. Es werden auch Elternabende besucht, natürlich auch Schulen und man macht Fortbildungskurse mit Erzieherinnen etwa zum Thema "spielzeugfreie Zeit". Als "positiv" bezeichnete Taube die Erweiterung der Beratungsmöglichkeiten in Gilching. Dort habe man neue und größere Räume bezogen und zwar in der Notfallpraxis Help. "Wir nutzen sie unter der Woche, da die Praxis nur am Wochenende offen hat." Dadurch konnte man auch die Öffnungszeiten erweitern. Diese sind nun am Montag, Mittwoch und Donnerstag und zwar meistens am Nachmittag. Seit dem gebe es eine sehr hohe Nachfrage. Insgesamt arbeiten 17 Mitarbeiter für Condrobs in Starnberg und Gilching.

© SZ vom 21.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: