Starnberg:Der Markt ist leer

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Es gibt zu wenige ambulante Pflegekräfte im Fünfseenland

Den Kreiskämmerer dürfte es freuen, auch wenn es für ihn eher ein Tropfen auf den heißen Stein ist: Aber immerhin hat der Landkreis Starnberg heuer 30 000 Euro gespart. Senioren und ambulante Pflegedienste teilen seine Freude sicher nicht. Denn das bedeutet, es sind weniger Pfleger im Fünfseenland. Auch Sozialamtsleiter Friedrich Büttner treibt dies eher die Sorgenfalten auf die Stirn. 345 000 Euro hatte die Kreisbehörde als Investitionskostenzuschuss für ambulante Pflegedienste in diesem Haushalt eingeplant. Doch bislang haben die Dienste erst rund 315 000 Euro für neues Mobiliar, Computer oder ähnliches "abrufen können", erklärt Büttner. Das liegt nicht daran, dass sie sich mit Investitionen zurückgehalten hätten, sondern am neuen Abrechnungssystem. Um dies zu vereinfachen, hat das Sozialamt vor einigen Jahren eingeführt, nicht mehr alle Rechnungen akribisch zu prüfen, sondern eine Pauschale zu gewähren, die sich nach der Zahl der Vollzeitkräfte richtet. Natürlich bekommen die Pflegedienste nicht mehr als sie ausgegeben haben.

Dass heuer noch 30 000 Euro übrig sind, sei ein Indiz dafür, dass "auch die ambulanten Pflegedienste große Schwierigkeiten haben, Personal zu finden", erklärt Büttner. "Der Markt ist einfach leer gefegt." Das Problem ist, dass zu wenig Fachkräfte ausgebildet wurden und dass die Bezahlung nicht so gut ist. Der Landkreis Starnberg bekommt das nun deutlich zu spüren, denn gerade hier sind die Mieten sehr hoch. "Wer mehrere Stellen zur Auswahl hat, überlegt es sich drei Mal, ob er in den teuren Landkreis Starnberg zieht", weiß Büttner. Um die Situation zu verbessern sei die Politik gefordert.

Zwar mühe sich der Verband Wohnen schon seit einiger Zeit, bezahlbare Wohnungen zu schaffen, aber das dauert. Zudem weiß man nicht, ob die Zahl reichen wird. Auch bei Alten- und Pflegeheimen geht die Zahl der ausgebildeten Pfleger übrigens merklich zurück. Hier gibt es zwar eine Fachkraftquote: Mindestens die Hälfte des Personals muss ausgebildet sein. Früher war das kein Problem, wer was auf sein Haus hielt, hatte mehr Pfleger, heute erfüllen die meisten Einrichtungen gerade noch die Vorschrift. Viele Fachkräfte sind nun auch aus dem Ausland.

© SZ vom 12.07.2016 / cb - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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