Starnberg:Der lange Weg zur Sammelunterkunft

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Die Stadt Starnberg hat vor einem halben Jahr eine freie Fläche für Flüchtlingsquartiere angeboten. Inzwischen sind Landratsamt und Regierung zwar schon auf der Zielgeraden, prüfen das Projekt aber immer noch

Von Christian Deussing, Starnberg

Für Asylbewerber werden täglich neue Unterkünfte auch im Fünfseenland dringend gesucht. Und der Druck nimmt zu, bis Ende des Jahres werden nach Angaben der Kreisbehörde wohl fast 900 Flüchtlinge angekommen sein. Deshalb versteht Starnbergs Bürgermeisterin Eva John nicht, warum ihr Angebot eines freien Areals für eine Gemeinschaftsunterkunft noch immer vom Landratsamt und der Bezirkregierung geprüft wird - nachdem die Stadt Starnberg bereits vor sechs Monaten diese Fläche in zentraler Lage verpachten wollte, um die Not zu lindern.

"Für mich ist es nicht nachvollziehbar, warum diese Sache so lange dauert", sagt die Rathauschefin verärgert. Sie scheint mit ihrer Geduld am Ende zu sein, schließlich gebe es auch Firmen, die sich für dieses etwa 2000 Quadratmeter große Grundstück interessierten. John hatte eigentlich bereits im Januar mit einer positiven Entscheidung gerechnet, damit hätte im Frühsommer alles fertig sein können. Doch dieser Zeitplan ist längst nicht mehr einzuhalten. Die Stadt ist nicht Eigentümer, sondern Pächter des jetzt seit einiger Zeit brachliegenden Grundstücks.

Vorgesehen sind drei Wohncontainer mit zwei Stockwerken für 80 Flüchtlinge. Zudem will die Kreisstadt einen Flur mit Zimmern für 16 Obdachlose reservieren. Bei dieser Option sind sich die beteiligten Behörden offenkundig einig. Unklar ist aber wohl noch, ob die Gemeinschaftsunterkunft für fünf oder sieben Jahre von der Regierung von Oberbayern betrieben werden soll. Diese müsste auch die Kosten für die Sammelunterkunft übernehmen.

Das alles sollte bei einem so großen Projekt "im Vorfeld sauber kalkuliert werden", betont der Sprecher des Starnberger Landratsamts, Stefan Diebl. Das brauche eben seine Zeit, "wir sind aber auf einem guten Weg und kommen in den Gesprächen gut voran". Dabei geht es unter anderem auch um die Personalkosten, die Infrastruktur und den Containeraufbau.

Die Kreisbehörde hofft, dass in zwei Wochen die Entscheidung getroffen ist. Dann könnten die Asylsuchenden und auch die deutschen Wohnsitzlosen wahrscheinlich im Herbst in die Unterkünfte einziehen. Die Quartiere sollen auf dem Gelände zwischen dem Wertstoffhof und einer Logistikfirma errichtet werden. Wenn die Regierung dem Konzept endgültig zustimmt, will das Landratsamt bei der Stadt einen Bauantrag einreichen, der dann zügig behandelt werden dürfte. Die Architektenleistungen seien bereits vom Landratsamt ausgeschrieben worden, die Vergabe stehe kurz bevor, berichtet Diebl und ergänzt: "Wir sind auf der Zielgeraden." Die Bezirksregierung signalisiert unterdessen, weiterhin mit der Kreisbehörde und auch dem Sozialministerium "im Gespräch" zu sein.

Trotzdem sucht die Starnberger Kreisbehörde weiterhin nach geeigneten Unterkünften in sämtlichen Gemeinden. Man schaue sich jedenfalls alles genau an, sagt Diebl. Außerdem gibt es weiterhin den konkreten Plan, im ehemaligen Schwesternwohnheim in Breitbrunn 75 Asylsuchende unterzubringen. Das Gebäude muss aber dafür noch umfangreich saniert werden. Bei einer Ortsteilversammlung bat Herrschings Bürgermeister Christian Schiller mit Nachdruck darum, die Flüchtlinge willkommen zu heißen.

In einer ähnlichen Versammlung erschienen in Gilching drei junge Asylbewerber aus Eritrea. Sie begleiteten die Sozialreferentin der Gemeinde, Margarete Blunck, in den vollbesetzen Saal des "Schützenhauses". Dort begrüßte dann Bürgermeister Manfred Walter die Flüchtlinge herzlich unter großem Beifall der Einwohner. Auch das ist sicher ein wichtiges Signal zur Integration, die für die Gemeinden und Helferkreise im Fünfseenland zu einer immer größeren Herausforderung wird. Auch in Starnberg, wobei die neue Unterkunft an der Petersbrunner Straße über Jahre hinweg die Chance für ein Zusammenwachsen bietet.

© SZ vom 30.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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