Starnberg:"Der Dreck stinkt brutal"

Lesezeit: 2 min

Luise und Marlene präsentieren das Hanfelder Ortswappen, das in zwei Jahren in größerer Ausführung den neugestalteteten Maibaumplatz zieren soll. (Foto: Franz X. Fuchs)

In Hanfeld klagen Anwohner darüber, dass auf einem städtischen Grundstück seit Monaten giftiger Straßenbelag zwischengelagert wird. Die Umgestaltung des Maibaumplatzes scheint dagegen einvernehmlich zu werden

Von Peter Haacke, Starnberg

Der Starnberger Ortsteil Hanfeld soll schöner werden: In einer Bürgerversammlung, die am Dienstag bei den Hanfelder Bergschützen stattfand, diskutierten gut 40 Anwohner Details zur geplanten Neugestaltung des Maibaumplatzes an der St.-Michael-Straße. Die Vorstellungen des Brauchtumsvereins und der Stadtverwaltung liegen offensichtlich nicht sehr weit auseinander, zumal die Stadt auch die Kosten für die Umgestaltung übernimmt. Zunehmenden Unmut im Dorf provoziert jedoch die schon seit Monaten andauernde Lagerung von belastetem, giftigem Straßenteerbelag auf einem städtischen Grundstück im Hirtwiesweg ausgerechnet neben einer Pension.

Evi Liebl, betroffene Eigentümerin der Pension, nahm jedenfalls kein Blatt vor den Mund. "Ich sehe nicht ein, dass ich die nächsten zwei Jahre den Dreck einschnauf'", sagte sie in der Aussprache. Der zwischengelagerte Straßenbelag aus der St.-Michael-Straße, die wegen des Kanalbaus komplett erneuert wird, sei hoch belastet mit polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK). Die natürlichen Bestandteile von Kohle und Erdöl sind beim Menschen eindeutig krebserzeugend. Im Hirtwiesweg herrscht zuweilen ein strenger Geruch, zudem spült Regen die nur notdürftig mit einer Plane abgedeckten Asphaltreste aus und gibt giftige Schadstoffe ins Grundwasser ab. Auch Anton Wiesböck (FDP) - einer von insgesamt acht anwesenden Stadträten - meinte: "Der Dreck stinkt brutal." Franz Heidinger (BLS) forderte, den alten Straßenbelag beim nur wenige hundert Meter entfernten Betriebshof am Hanfelder Kreisel umweltgerecht und vor Regen geschützt zu lagern. Das Problem müsse sofort gelöst werden: "Es geht um die Gesundheit der Bürger", sagte Heidinger. PAK versickern in der Wiese und gefährden die Umwelt.

Bürgermeisterin Eva John sieht sich jedoch nicht als Ansprechpartnerin für das Problem, obwohl der Stadt das Grundstück gehört. "Ich find' das wirklich schlimm", sagte sie. Aber die Zwischenlagerung sei "nichts Ungewöhnliches" und überdies vom Landratsamt genehmigt worden. Abraum müsse innerhalb des Baufeldes zwischengelagert werden. "Ich kann nichts daran ändern", sagte John. Heidinger dagegen hat die Information bekommen, dass belastetes Material auch in einer Entfernung von 300 Meter ab Ortsschild gelagert werden könne: Der Bauhof wäre somit also geeignet.

Weiterhin erzürnt einige Anwohner ein Schreiben des Abwasserzweckverbands, der einen Sickertest fordert; andernfalls stellt der Verband eine Geldbuße in Höhe von jeweils 1500 Euro in Aussicht. Erwogen wird eine Sammelklage gegen die Bescheide. John versprach, in dieser Angelegenheit Verbandschef Norbert Impelmann zu kontaktieren. Angefragt wurde auch, wann denn endlich die Geräte für den neuen Kinderspielplatz kommen.

Für den Maibaumplatz, der voraussichtlich erst in zwei Jahren nach Abschluss der Straßenbauarbeiten verschönt wird, stehen derweil die Eckdaten: ein weithin sichtbares Ortswappen aus Steinmosaik mit den Maßen 3,2 mal 3,4 Meter, ein neu angepflanzter Obstbaum, Bänke um den Maibaum herum, Strom- und Wasseranschluss, ein Mäuerchen und mehr Grün.

© SZ vom 18.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: