Starnberg:Dem Untergang geweiht

Lesezeit: 1 min

Das eindrückliche, in Ghana spielende Heimkehrer-Drama "Nakom"

Kinder spießen eine Echse auf, um sie zu grillen, Männer schneiden einem Hahn und einer Ziege die Kehle durch. Die ghanaische Heimkehrer-Geschichte "Nakom" gehört zu den Spielfilmen, die nichts verklären oder schönen. Die amerikanischen Regisseurinnen Kelly Norris und TW Pittmann zeigen ein raues archaisches Landleben in Lehmhütten ohne Elektrizität, ohne fließend Wasser und ohne Betten, das auch deshalb dem Untergang geweiht ist, weil die begabten Jungen ihr Heil in der Stadt suchen. Poetisch wirken allenfalls die Begrüßungsformeln ("How's the House?", "How's the Day"). Doch die alten Traditionen sind in Auflösung, das Vertrauen zu den Nachbarn schwindet, ausbleibender Regen kann das Schicksal der kleinen Höfe besiegeln, die Zwiebeln und Mais anbauen. Ein eindrückliches Drama, das ohne künstliche Dramatik, mit entspannter Musik und malerischen Sonnenuntergängen daherkommt, bei der Vorstellung in der Schlossberghalle aber hohe Konzentration erforderte. "Nakom" war nämlich im Original mit anspruchsvollen englischen Untertiteln zu sehen. Und die liefen in so schnellem Wechsel über die Leinwand, dass man beim Lesen einen Gang zulegen musste. Eher zu verschmerzen war noch, dass die Produktion im Programm als Komödie ausgewiesen war.

Pittmann und Norris, die zu der Vorstellung extra aus San Franzisko gekommen war, heben auf die Zerrissenheit ihres Hauptdarstellers Jacob Ayanaba (als Iddrissu) ab. Letztlich zerren nämlich alle an dem jungen Medizinstudenten, der nach Hause kommt, weil sein Vater bei einem Verkehrsunfall gestorben ist: Er, der "Master", soll Verantwortung für die Schulden beim Onkel übernehmen, den Patriarchen spielen, für eine gute Ernte sorgen. Idrissu gelingt es tatsächlich, die Familie ein wenig aus dem alten Trott zu reißen. Doch wer darauf hofft, dass nun alles gut wird, weil sich Idrissu um die Schwester und die unbeliebte Zweitfrau kümmert, demokratische Spielregeln und unternehmerischen Geist einführt, sieht sich getäuscht. "Nakom" kann kein Happy End haben.

© SZ vom 05.08.2016 / sum - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: