Starnberg:Das Millionenspiel

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Nach dem Konkurs im Tennispark will nun ein Unternehmer aus Tutzing die Halle übernehmen. Das Grundstück im Eigentum der Kreisstadt könnte aber auch Gewerbefläche werden

Von Christian Deussing, Starnberg

Das Spiel ist aus für Peter Lang, den langjährigen Inhaber der Tennisparkpark Starnberg GmbH an der Gautinger Straße. Die VR-Bank habe ihn "ohne Vorwarnung abgesägt" und seine Geschäftskonten gesperrt, klagt er. Der 81-Jährige hat bei der Bank etwa 1,5 Millionen Euro Schulden. Der Tennispark steht auf einen Antrag der Bank beim Amtsgericht Weilheim unter Zwangsverwaltung. Lang hat daraufhin nach fast 40 Jahren Tennisbetrieb und mittlerweile enormen Umsatzeinbußen Insolvenz angemeldet. "Es rentiert sich nicht mehr, mit dem Sport lässt sich kein Geld mehr verdienen", bedauert er. Der Tennisboom und die Zeiten von Wartelisten für Platzbuchungen seien längst vorbei.

Der Tutzinger Unternehmer Richard von Rheinbaben sieht dagegen genügend Potenzial, den Standort zu retten. Er will die Tennishalle samt Außenlage sanieren, und 500 000 Euro der Verbindlichkeiten übernehmen und die Erbbaurechtsverträge bei der Stadt Starnberg sichern; die Laufzeit beträgt noch sechs Jahre und es gibt eine weitere Option bis 2033. Die Stadt ist Eigentümerin der 7500 Quadratmeter großen Fläche, auf der sich die Halle mit sechs Plätzen und der Gaststätte befindet.

Noch sind die Lichter im Tennispark Starnberg nicht ausgegangen. Doch die Zukunft ist äußerst ungewiss. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Die Außen-Spielplätze, die Zufahrt und hundert Parkplätze gehören der Bayerischen Hausbau. Auf deren Fläche von knapp 12 000 Quadratmetern befindet sich auch der Tank für die Heizung der Halle. Das alles macht die Sache nicht leichter, weiß Rheinbaben. Der Internet-Buchhändler ist mit der VR-Bank und der Stadt im Gespräch. Er sei bereit, eine Million Euro in den Tennispark zu investieren, sagte er der SZ. Es gebe noch immer genügend Tennisspieler in Starnberg und aus der gesamten Umgebung, die sich einen attraktiven Spielort wünschten, glaubt der Unternehmer, der selbst begeistert Tennis spielt.

Er verweist zudem darauf, dass der TSV Starnberg Plätze benötige, seit deren Pachtvertrag am Riedener Weg mit der Hausbau GmbH ausgelaufen ist. Rheinbaben glaubt, dass sich der Betrieb der Halle rentieren könnte, wenn auch Online-Reservierungen möglich sind und in das Lokal sowie in die Sanitäranlagen und den Hallenboden investiert wird. Allerdings seien die Chancen und Risiken auszuloten, gibt er zu bedenken. Wenn das marode Hallendach nicht mehr zu reparieren ist und ersetzt werden müsste, "dann wäre es vorbei", sagt von Rheinbaben. Allein dafür fielen dann Kosten von mindestens 400 000 Euro an. Die Schmerzgrenze liegt bei ihm bei insgesamt einer Million Euro, inklusive Ablöse bei der Bank.

Inhaber Peter Lang hat Insolvenz angemeldet. (Foto: Georgine Treybal)

Der bisherige Betreiber Lang ist dagegen überzeugt, dass die Rechnung nicht aufgeht. Das 6000 Quadratmeter große Eternitdach enthalte Asbest und sei daher eine "tickende Zeitbombe". Der Spielbetrieb wäre aber noch in der Wintersaison bis Ende April möglich. Allerdings liege das an dem eingesetzten Zwangsverwalter Christian Schmitt aus München, der vorerst keine Stellungnahme abgibt.

Bedeckt hält sich auch die Hausbau GmbH, ohne die als Miteigentümerin des Geländes nichts läuft. Das Bauunternehmen teilte in dieser Woche lediglich mit, "in Abstimmung mit der Stadt unterschiedliche Entwicklungskonzepte" für das eigene Grundstück zu prüfen. Eine Sprecherin des Starnberger Rathauses sagte, dass sich der Stadtrat demnächst mit der "aktuellen Situation und möglichen Handlungsoptionen für die Stadt" beschäftigen werde. Sie ergänzte außerdem, dass es in der Vergangenheit schon mehrfach Anfragen gegeben habe, ob die Flächen auch anders genutzt werden könnten.

Dem Vernehmen nach sollen vor einigen Jahren ein Großinvestor aus Russland und ein Autohaus ihr Interesse an dem Areal bekundet haben. Der Verkehrswert soll sich auf etwa zwölf Millionen Euro belaufen. Auch der Discounter Aldi soll seine Fühler ausgestreckt haben. Eine weitere Option wäre, dass sich die Stadt mit der Hausbau einigt und gemeinsam die Flächen vermarktet. Dazu müsste aber das gesamte Tennispark-Areal zwischen Lidl und Hagebaumarkt in gewerblich nutzbare Fläche umgewandelt werden. Diese Lösung, inklusive der zu erwartenden Gewerbesteuer, wäre für den Stadtkämmerer sicher die lukrativste Variante. Der Pachtzins ist dagegen bescheiden; laut Lang sind es nur 1000 Euro pro Monat.

Dazu kommt, dass bei möglichen Grundstücksgeschäften auch ein Insolvenzverwalter mitmischt. "Viele Akteure müssen kooperativ zusammenarbeiten. Wir sind jedenfalls gesprächsbereit", betont Johann Oberhofer, Sprecher der VR- Bank, die hier als Gläubiger auftritt. Er sieht Chancen, das Angebot des Tutzinger Investors als "Kompromiss" anzunehmen. Den Tennissport an dem Standort zu erhalten, fände der Bank-Sprecher sympathisch. Es gehe aber um sehr viel Geld, und auch darum, ob die Eigentümer im Doppel harmonieren.

© SZ vom 16.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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