Starnberg:Dämpfer für das Filmfest

Lesezeit: 2 min

Erstmals in der Geschichte des Kinospektakels im Fünfseenland brechen die Zuschauerzahlen ein. Festivalchef Matthias Helwig plant auch deshalb diverse Änderungen.

Von Gerhard Summer, Starnberg

Jahr für Jahr purzelten die Rekorde, nun hat die Erfolgsgeschichte des Fünfseen-Filmfestivals (FSFF) erstmals einen kleinen Dämpfer bekommen. Das elfte Kinospektakel zog lediglich 17 000 Zuschauer an, so viele wie zuletzt 2014 und etwa 3000 weniger als noch bei der Jubiläumsausgabe im Vorjahr. Festivalchef Matthias Helwig spricht trotzdem von einem "sehr guten Erfolg". Indirekt machen er und sein Pressesprecher Konstantin Fritz die Sommerhitze für die absolut gesehen niedrigeren Besucherzahlen verantwortlich. Helwig zieht nun Konsequenzen: Das 12. FSFF wird voraussichtlich im Herbst vor dem Oktoberfest über die Bühne gehen, und zwar von 7. bis 15. September.

Dass sich Helwig trotz des gerade in den ersten Tagen schwachen Besuchs, trotz des Gewitters am vergangenen Dienstag, einiger wegen Stromausfalls abgesagter Vorstellungen und einiger vom Platzregen weggespülter Open-Airs "sehr zufrieden" zeigt, hat seine Gründe: Die Besucherzahl relativiert sich nämlich wieder, wenn man in Festivaltagen rechnet und berücksichtigt, dass das Kinoereignis heuer zwei Tage kürzer war als 2016. So gesehen "verzeichnete das Festival einen Besucherzuwachs von sechs Prozent", schreibt Pressesprecher Fritz in einer Mitteilung. Und Helwig meint: "Hitze und Sonnenschein waren zwar eine starke Konkurrenz zum Kinobesuch, aber wir hatten auch dieses Jahr wieder ein hochkarätiges Programm, das sich bei jedem Wetter behaupten kann". Klar ist allerdings auch, dass der Besitzer der Breitwand-Kinos im Fünfseenland, der im Oktober 2016 sein neues, etwa drei Millionen teures Lichtspielhaus in Gauting eröffnete, mit dem Festival wieder in die roten Zahlen gerutscht ist. In den beiden vergangenen Jahren lag das Minus bei etwa jeweils 15 000 Euro. 2017 dürfte Helwig nach eigener Schätzung einen noch höheren Verlust gemacht haben.

Mit dem Herbst-Termin will er "Filmschaffende und die Filmbranche besser erreichen". Denn "mit unserem bisherigen Festivalzeitraum liegen wir in einem Risikobereich und stehen in Konkurrenz zum Hochsommerwetter und dem Beginn der bayerischen Sommerferien", so Helwig. "Mit dem neuen Zeitraum können wir Treffpunkt für Branche und Publikum werden, um die kommende kulturelle Saison des Herbstes einzuläuten. Gleichzeitig bleiben wir unserem Markenzeichen treu, außergewöhnlicher Filme in schönster Sommerlandschaft zu erleben". Angepeilt ist das letzte Wochenende der bayerischen Sommerferien, zu dieser Zeit dürften die meisten Urlauber wieder zurück sein. Außerdem kollidiere das FSFF dann weder mit der Wiesn noch mit dem Filmfest München (heuer 22. Juni bis 1. Juli) oder den Hofer Filmtagen (24. bis 29. Oktober).

Der Herbst-Termin ist nicht die einzige Änderung, die Helwig plant. Der 57-Jährige will sein Festival, das in diesem Jahr etwa 80 Regisseure, Schauspieler, Produzenten und Verleiher anzog und mehr als 400 Vorstellungen, 181 Spielfilme und Dokus, neun Wettbewerb und einen neuen Trailer bot, komplett umbauen und entzerren. So sollen die Open-Airs abgekoppelt im Sommer am Wörthsee, Ammersee, Starnberger See und eventuell am Pilsensee starten, und zwar nicht parallel, sondern hintereinander. Der Vorteil: So fallen der technische Aufwand und damit auch die Kosten geringer aus. Zum mit neun Tagen noch einmal kürzeren eigentlichen Filmfestival wird es dann, wenn überhaupt, nur noch eine Freiluft-Vorstellung für die unerschrockenen Fans geben.

Außerdem will sich Helwig auf die Suche nach neuen Spielorten in Starnberg machen. Denn die große Schlossberghalle in ein Kino zu verwandeln, sei mit "unglaublich hohen Technikkosten verbunden". Und sie tatsächlich auch zu füllen, gelinge ohnehin nur bei der Eröffnung des FSFF und der Abschlussparty. Helwig visiert nun kleine Spielstätten an, die cool sind. Und auch die Finanzierung des Festivals will er "auf gesunde Beine" stellen. Wegen der großen Ratenbelastung durch das neue Kino in Gauting, das ihm selbst gehört, könne er das Minus nicht mehr aus eigener Tasche bezahlen. Helwig hofft deshalb, dass die Stadt, der Landkreis Starnberg, der Bezirk und der Freistaat ihre finanzielle Förderung erhöhen.

Beim Fünfseen-Fest 2017 gab es, was die vielen Filmpreise angeht, einen eindeutigen Gewinner: Österreich räumte das Meiste ab.

© SZ vom 07.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: