Starnberg:Dabei sein ist alles

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"Für alte und behinderte Menschen ist es sehr schmerzhaft, wenn sie vom öffentlichen Leben ausgeschlossen werden", weiß Thomas Schwab. (Foto: privat)

Thomas Schwab vom Landratsamt hat ältere Bürger nach ihren Wünschen gefragt

Interview von armin greune

Für sein seniorenpolitisches Gesamtkonzept hat der Landkreis Starnberg Fragebögen an 4100 Bürger mit mehr als 60 Jahren verschickt. Aus den eingegangenen Anregungen wurden 60 Verbesserungsideen entwickelt, die in den kommenden Jahren umgesetzt werden sollen. Die SZ fragte Thomas Schwab von der Fachstelle für Senioren am Landratsamt nach den dringendsten Bedürfnissen älterer Bürger - und wie Politiker darauf reagieren können.

SZ: Wie viele Senioren haben sich an der Befragung beteiligt?

Thomas Schwab: Auf unsere Umfrage haben wir 1650 Antworten erhalten. Anschließend haben wir noch etwa 30 Face to Face-Interviews mit älteren Bürgern geführt.

Was wünschen sich die Senioren besonders?

Das Schlagwort lautet: Soviel Partizipation wie möglich. Barrierefreiheit ist das zentrale Thema: Für alte und behinderte Menschen ist es sehr schmerzhaft, wenn sie vom öffentlichen Leben ausgeschlossen werden. In Tutzing etwa gibt es einen Verbrauchermarkt mit Behindertenrampe, doch oben folgt dann eine Stufe, die mit dem Rollator nicht zu überwinden ist. Dort kann auch der Besuch des Strandbads für mobilitätseingeschränkte Menschen daran scheitern, dass es an Behindertenparkplätzen fehlt.

Wie erfahren die Kommunen von derartigen Problemen?

Dazu ist eben auch eine politische Partizipation notwendig. Im Landkreis gibt es mittlerweile in fünf Gemeinden gewählte Seniorenbeiräte, eine Entwicklung, die wir für sehr sinnvoll halten.

Ein entscheidender Aspekt der Partizipation ist doch die Mobilität. Viele Menschen sind im Alter auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen.

Ja, die Transportmöglichkeiten sind im Fünfseenland eines der größten Mankos. Gerade Hochaltrige vermissen in und zwischen vielen Orten Linien-oder Bürgerbusse. Ein Konzept, wie die Taktungen besser an den Bedarf angepasst werden können, ist derzeit in Arbeit.

Welche Erleichterungen im Alltag sollten Kommunen für ältere Bürger schaffen?

Relativ häufig sind in den Befragungen zu kurze Ampeltaktungen oder mangelnde Querungshilfen über die Straßen kritisiert worden, auch mehr Sitzbänke wurden oft gewünscht.

Und wie sieht es im Themenfeld Wohnen aus?

Alte Menschen wollen meist so lange wie möglich zuhause leben. Für sie gibt es eine Wohnraumberatung beim Caritas-Seniorentreff Starnberg, die auch bei der Entscheidung Umbau oder Umzug hilft. Dieses Angebot war gar nicht so bekannt, der Beratungsbedarf übersteigt bei weitem das momentane Angebot. Wir erarbeiten jetzt ein Konzept, um Wohnraumberatung möglicherweise flächendeckend im Landkreis anbieten zu können. Weiter wollen wir einen Pool mit ehrenamtliche Haushaltshilfen schaffen.

Wie groß ist das Interesse der Senioren an alternativen Wohnformen?

In unseren Befragungen fanden sie das nicht so interessant, doch auch für Demenzerkrankte könnten Wohngemeinschaften durchaus sinnvoll sein. Allerdings sind Senioren-WGs nicht meldepflichtig wie etwa stationäre Pflegeplätze. Es könnte also sein, dass es diese WGs schon gibt, ohne dass wir davon wissen.

© SZ vom 26.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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