Unmut in der Partei:CSU-Mitglieder wollen Kreischefin schassen

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Nach der für die Starnberger enttäuschenden Nominierung des Bundestagskandidaten sind viele in der Partei erzürnt und werfen Stephanie von Winning mangelnde Unterstützung des Verlierers vor: "Der Fisch stinkt vom Kopf her."

Von Christiane Bracht, Starnberg

In der Starnberger Kreis-CSU brodelt es gewaltig. Zwei Tage nach der Nominierung des Bundestagskandidaten wird der Riss, der durch die Partei geht, immer deutlicher. Viele stehen zwar noch unter Schock, sie hatten erwartet, den eigenen Kandidaten Stephan Ebner durchsetzen zu können. Doch dem fehlte die Unterstützung, nicht nur im Landkreis Landsberg, der sich geschlossen hinter Michael Kießling stellte, oder in Germering, sondern besonders in den eigenen Reihen. Etwa ein Drittel der CSUler aus dem Fünfseenland haben am Montag dem Gautinger in der entscheidenden Stichwahl die Gefolgschaft versagt und lieber den Gegenkandidaten aus Denklingen gewählt. Für viele kam dies völlig überraschend. Denn bei der internen Nominierung in Andechs sprach sich eine Mehrheit für Ebner als Bundestagskandidaten aus. Kritiker äußerten sich damals nicht. Und so war für die erzürnten Ebner-Anhänger sofort klar: "Der Fisch stinkt vom Kopf her." Die Gautinger Bürgermeisterin Brigitte Kössinger sagte sogar: "Stephanie von Winning ist als Kreisvorsitzende nicht mehr zu halten."

Was Kössinger am meisten ärgert, ist die Art, wie die Kreisvorsitzende Ebner ins offene Messer hat rennen lassen. "Man kann ihn nicht als unseren Kandidaten präsentieren und ihn dann nicht unterstützen. Das geht gar nicht. Das ist kein guter Stil." Persönliche Animositäten müssten in dem Fall einfach zurückstehen. "Wir hätten eine starke Führung gebraucht, die alle auf Ebner einschwört", sagt Kössinger. Auch ihre Kollegin aus Krailling Christine Borst hätte sich Geschlossenheit gewünscht. In Landsberg habe das ja auch funktioniert. Die dortige CSU stand bei der Wahl geschlossen hinter ihrem Kandidaten und hatte damit Erfolg.

Kössinger erinnerte enttäuscht daran, dass es bei der Wahl nicht nur um die Person Ebners gegangen sei, sondern vor allem auch um die Themen, die Starnberg bewegen. Denn der eigene Kandidat wisse viel besser, mit welchen Problemen der Landkreis zu kämpfen habe, weil er es aus eigenem Erleben kennt, deshalb könne er sich auch nachdrücklicher dafür einsetzen. Landsberg sei dagegen anders geprägt - mehr landwirtschaftlich.

"Ich hätte mir vorher eine offene Diskussion gewünscht", sagt Kössinger. Im Gautinger Ortsverband sei die Stimmung jetzt auf dem Nullpunkt - und klar "gegen von Winning" gerichtet, sagt Kössinger. Die Gautinger Bürgermeisterin ist jedoch keineswegs die einzige, die sich über die deutliche Niederlage des Gautinger Bundestagskandidaten aufregt. Viele sind erzürnt über die "Demontage des eigenen Kandidaten", sowie über das "Komplettversagen des Kreisverbands" und darüber, dass man nun "eine Lachnummer" sei. Doch sie trauen sich nicht, offen darüber zu reden, weil sie Angst haben, nie wieder ein Fuß auf den Boden zu bekommen in der Partei. Deshalb klagen sie nur hinter vorgehaltener Hand.

Man müsse nun überlegen, wer von Winning nachfolgen könne, sagt Kössinger. "Jemand Neues muss die verschiedenen Gruppen im Kreisverband einen können." Auf jeden Fall sei es wichtig, dass die Partei sich jetzt neu ausrichte, um geschlossen zur Sachpolitik zurückzukommen. Am 10. November wird sich der Kreisverband treffen. Dann werden die "Wunden geleckt" und sicher auch heftig diskutiert.

Stephanie von Winning zeigte sich am Mittwoch überrascht über die Rücktrittsforderungen. Sie habe ihre Rolle darin gesehen, das Verfahren zu moderieren, sagt sie. "Die Idee war, nicht von oben nach unten zu bestimmen, wer gewählt werden soll." Die Delegierten sollten selbst entscheiden.

Das Ergebnis müsse man respektieren. "Der Starnberger Kandidat war eben nicht so beliebt", erklärt Kreisrat Max Stürzer. "Es war eine offene, freie Wahl und die Sympathie lag bei Kießling." Er könne schon verstehen, dass Ebner enttäuscht sei, für ihn sei es "nicht glücklich gelaufen". Wenn er gewählt worden wäre, hätte er mit 30 Jahren ausgesorgt gehabt, aber "er hat nicht so überzeugt", so Stürzer. "Die Leute haben die Reife gewählt."

© SZ vom 20.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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