Starnberg:Bunte Tradition

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Ostern ist ein Fest des Aufbruchs: In den Dörfern des Landkreises geht es lebhaft zu. Alte und neue Bräuche werden gepflegt

Von Christiane Bracht

Ostern im Fünfseenland. Das bedeutet selbst für viele Gläubige nur noch Eiersuchen und Festtagsbraten im Kreise der Familie: zum Bedauern von Pfarrer und Kreisheimatpfleger. In aller Herrgotts Früh aufstehen, um in die Kirche zu gehen, das machen längst nicht mehr alle. Auch wenn die Kirchen an Ostern meist noch recht voll sind. Die Atmosphäre im Kerzenschein ins dunkle Gotteshaus einzuziehen und erst später das Licht, die Auferstehung, zu erleben, ist einfach unvergleichlich. Viele Gläubige legen auch Wert darauf, ihre Speisen segnen zu lassen. Aber es gibt sie noch, die anderen Bräuche, die eng mit dem christlichen Glauben verbunden sind. Angefangen beim Ei, das ein Symbol der Fruchtbarkeit darstellt, denn aus ihm entsteht das Leben, wie Kreisheimatpfleger Manfred Schulz erläutert. Mit Hilfe des Eies hat man früher versucht, dem Volk die Auferstehung zu erklären. Aus dem schlichten Osterei wurden irgendwann kunstvoll verzierte und bemalte Hühnereier, die Sträucher und Straßen schmücken. Auf den Märkten vor Ostern bieten Kunsthandwerker die fantasievollsten Werke an. "Das ist eine Erfindung des Zeitgeistes", sagt Schulz wenig begeistert. "Es kommen immer neue Ostereiermärkte dazu, die sich gegenseitig zu übertreffen versuchen." Mehr Verständnis hat Schulz für die Osterbrunnen, eine Tradition, die aus Franken kommt und die sich Uttinger und Hadorfer abgeschaut haben. So gestalten Uttinger Kinder und Senioren vor Ostern Plastikeier, die Gartenbauverein und Wasserwacht dann zum Schmücken des Dorfbrunnens verwenden. "Es macht einfach Spaß", sagt die Vorsitzende des Vereins, Doris Bürkle. "Und die Leute aus dem Dorf freuen sich daran."

Rund um das Osterei haben sich aber auch einige gesellige Bräuche entwickelt, die vor allem auf den Dörfern gerne gepflegt werden. Das Oarscheibn ist bei Burschen sehr beliebt. Dazu werden zwei Besenstiele so ineinandergesteckt, dass sie eine schiefe Ebene bilden. Darüber rollt man ein gekochtes Ei bis es liegen bleibt. Wer es mit seinem nachfolgenden Ei trifft, wird mit einer Prämie belohnt. "Das ist immer eine nette Gaudi", weiß Schulz. Benedikt Demmler und seine Freunde vom Goaßbockverein Bachhausen war diese Tradition vor 25 Jahren etwas zu langweilig und so haben sie den Ostereierweitwurf entdeckt. "Das ist einzigartig bei uns", sagt der Berger Bürgermeister Rupert Monn. Seither kommen die Höhenrainer am Ostersonntagnachmittag mit ihren Eierkartons und versuchen, die rohen Eier so weit wie möglich zu werfen. Klar, Unfälle sind dabei unvermeidbar: So kommt es schon mal vor, dass jemand beim Ausholen versehentlich ein Ei zerquetscht. Der Ostereierweitwurf findet aber nur bei schönem Wetter statt. "Heuer wird es vermutlich nichts", fürchtet die Vorsitzende des Vereins, Bernadette Demmler. Die Prognosen der Meteorologen sind jedenfalls nicht gut. Völlig wetterunabhängig ist indes das Eiersuchen auf dem Erholungsgelände in Possenhofen und im Dießener Shacky Park.

Andere Bräuche ranken sich um das Osterfeuer. So zum Beispiel das Zundltragn in Höhenrain. Nach dem Gottesdienst legen die Buben ihre Zundln, das sind auf Drähte aufgespießte trockene Pilze, ins Feuer. Wenn sie glühen, tragen die Kinder sie von Haus zu Haus. Früher schnitten die Leute mit dem Messer Stückchen herunter und legten sie in den Ofen, erklärt Bürgermeister Monn. Heute gibt es kaum noch Öfen und so räuchern die Kinder in den Häusern. So bekommt jeder Dorfbewohner den Ostersegen. Ein alter Brauch, der in den Dörfern auch gepflegt wird, ist mit Ratschen durch die Gemeinde zu ziehen. Die Ratschen ersetzen in der Zeit von Gründonnerstag und der Feier der Osternacht am Sonntag, die Kirchenglocken. Diese, so heißt es, sind nach Rom geflogen.

© SZ vom 04.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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