Ehrenamt:"Ich bin noch lange nicht fertig"

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Ausgezeichnet: Starnbergs neue Träger der Ehrenbürgermedaille (v.li.): Thomas Thallmair, Irmgard Franken, Bürgermeister Patrick Janick, Barbara Frey, Hans Raphael und Reinhard Dirr. (Foto: Nila Thiel)

Die Stadt Starnberg vergibt Bürgermedaillen an fünf ganz verschiedene Persönlichkeiten aus Politik, Sport und Kirche.

Von Yara van Kempen, Starnberg

Die Bürgermedaille ist eine ganz besondere Auszeichnung für die Bürgerinnen und Bürger der Stadt Starnberg. Seit 1970 wird sie an Menschen vergeben, die sich in besonderer Weise verdient gemacht haben. Die Bürgermedaille erhalten Menschen, die sich für das Zusammenleben der Stadtgesellschaft eingesetzt haben. Dazu zählen etwa solche, die sich um das kulturelle Leben der Stadt gekümmert, die im Sport besondere Leistungen vollbracht oder auch die sich in der Wissenschaft einen Namen gemacht haben. Auch aus den Bereichen Wirtschaft, Kunst und Soziales sind bereits Menschen mit der Bürgermedaille geehrt worden.

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Bei der Übergabe kommt die Medaille natürlich in einem dem Anlass entsprechenden Etui daher. Und auch sonst erfolgt die Ehre stets in feierlicher Atmosphäre. Meistens findet der Festakt in der Schlossberghalle statt, mehrere hundert Menschen folgen dann den Reden und musikalischen Darbietungen.

Die nun mit der Bürgermedaille Geehrten reihen sich in eine illustre Reihe Starnberger Persönlichkeiten. In der Vergangenheit geehrt wurden etwa die Gestalterin und Kunstvermittlerin Elisabeth Carr, der Kommunalpolitiker Rainer Hange und der Turner Karl-Heinz Sydow. Insgesamt wurden seit 1970 bislang 66 Personen mit der Medaille geehrt.

Am Freitagabend sind fünf ganz verschiedene Menschen dazugekommen. Über Nachbarsgrüße, positive Energie und die Rolle des Ehrenamts für die Demokratie.

Reinhard Dirr

Reinhard Dirr war früher Deutschlehrer, SPD-Stadtrat und Kulturreferent. Heute ist er Hospizhelfer, Kreisvorsitzender des Sozialverbands VdK und Vorsitzender des Starnberger Seniorenbeirats. (Foto: Nila Thiel)

"Wenn man ein Ehrenamt und somit auch Verantwortung für die Gesellschaft übernimmt, ist das eine echte persönliche Bereicherung. Selbstkonstruierte Wirklichkeiten werden durch die Abwechselung immer wieder aufgebrochen. Deshalb ist lebenslanges Lernen für die Charakterbildung essenziell. Meine Motive für bürgerschaftliches Engagement decken sich natürlich an vielen Ecken mit allgegenwärtigen sozialen, manchmal auch egozentrischen Wertehaltungen. Aber auch eigene Lebensziele sind wichtig. Man darf sich nicht immer nur auf Freunde und Familie beziehen. Auch das gesamtgesellschaftliche Nebeneinander und Miteinander sind wichtig. Ehrenämter sind ein Bollwerk der Demokratie gegen Anfeinder. Genau dies brauchen wir gerade jetzt."

Hans Raphael

Seit mehr als 40 Jahren ist Hans Raphael Mesner in der Stadtpfarrei St. Maria. (Foto: Nila Thiel)

"Als ich meine Berufung bei Stadtpfarrer Konrad Schreiegg begonnen hatte, sagte er zu mir: "Du kommst aus der Jugend, engagiere dich für die Jugend. Alles, was wir machen, machen wir für den Menschen." Diese Aussage habe ich mir stets zu Herzen genommen. Er war und ist immer ein großes Vorbild für mich gewesen. Eine Schwierigkeit, mit der ich mich teilweise im Engagement konfrontiert sehe, ist das, was ich aufgebaut habe, dann auch beizubehalten. Menschen zu aktivieren und zu motivieren wird immer schwieriger. Das steht vielleicht auch im Zusammenhang mit dem immer weiter wachsenden Individualismus. Dieser kann oft Opfer des Gemeinschaftlichen mit sich bringen."

Barbara Frey

Barbara Frey war lange Vorsitzende des VdK-Ortsverbands, heute ist sie Ehrenvorsitzende. Sie ist die Frau des verstorbenen Altlandrats Heinrich Frey - und Mutter des jetzigen Amtsträgers. (Foto: Nila Thiel)

"Ich finde es schön, dass ehrenamtliche Arbeit nicht zur Seite geschoben wird, sondern weiterhin unterstützt wird. Das ist für mich und für unser gesamtes Miteinander wichtig. Wir können nur etwas gemeinsam bewirken und das dann auch über Parteigrenzen, Meinungen oder persönliche Vorlieben hinweg. Man sollte einen Nachbarn, mit dem man sich eigentlich nicht unbedingt versteht, auf der Straße nett grüßen. Aus der anfänglichen Verdutztheit lassen sich neue Energie und Positivität schöpfen. Es ist wichtig, der Spontanität und Intuition zu folgen. Aus diesen können viel Kreativität und Motivation entstehen."

Thomas Thallmair

Seit Jahrzehnten engagiert sich Thomas Thallmair beim Münchener Ruder- und Segelverein Bayern. (Foto: Nila Thiel)

"Es ist wichtig, der Jugend Verantwortung vorzuleben und auch aktiv beizubringen. Wir müssen eine Vorbildfunktion einnehmen und gleichzeitig an die Eigenverantwortung der Menschen appellieren. Bestes Beispiel hierfür sind die neuen Beschilderungen am Starnberger Seebahnhof, die auf die Gefahr der Kante hinweisen. Solche Sachen müssen unbedingt entbürokratisiert werden. Außerdem muss mehr Vertrauen in den menschlichen Verstand und dessen Verantwortung gesteckt werden. Mir macht es einfach Spaß, wenn man merkt, dass junge Leute das Gezeigte auch annehmen und selbst Courage erlangen. Vor allem von denjenigen, die Gemeinschaft weniger gewohnt sind und plötzlich in der Gemeinsamkeit aufgehen können."

Irmgard Franken

Irmgard Franken ist Naturschützerin und langjährige Ortsvorsitzende des Bund Naturschutz. (Foto: Nila Thiel)

"Mir ist es wichtig, dass der Mensch sich wieder als Teil des Ganzen versteht. Wir müssen der Natur gegenüber Verantwortung übernehmen. Schließlich sind wir diejenigen, die sie die ganze Zeit beeinträchtigen und strapazieren. Unsere Stadt hat das Geld und die Kapazitäten, unsere unglaublichen Naturschätze zu schützen. Dafür setzte ich mich ein. Es ist wichtig, den Menschen bewusst zu machen, dass nichts ohne Konsequenzen passiert. Man muss lokal handeln, global denken und umgekehrt. Ich bin überzeugt davon, dass man nur mit positiver Energie etwas verändern kann. Bürgermedaille, eine solche Ehrung klingt schnell nach einem vollendeten Lebenswerk. Aber ich bin doch noch lange nicht fertig."

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