Starnberg:Bündnis gegen Rassismus

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"Starnberger Dialog" will friedliches Zusammenleben fördern

Von Michael Berzl, Starnberg

Aus Sorge über aufkeimende Fremdenfeindlichkeit in Deutschland formiert sich in Starnberg ein Netzwerk, das sich zum Ziel gesetzt hat, das friedliche Zusammenleben aller Bevölkerungsgruppen zu fördern. Treibende Kräfte sind dabei der evangelische Pfarrer Stefan Koch sowie die Kommunalpolitiker Martina Neubauer und Kerstin Täubner-Benicke von den Grünen und Rainer Hange (FDP). "Starnberger Dialog" nennt sich dieses landkreisweite Bündnis, dessen Gründungsversammlung am Tag der deutschen Einheit am 3. Oktober von 18.30 Uhr an im Starnberger Landratsamt stattfindet. Es ist überparteilich und überkonfessionell, betonen die Initiatoren.

Repräsentanten aus allen gesellschaftlichen Bereichen sind zu dem ersten Treffen am Montag eingeladen. Etwa 130 Schreiben hat Hange verschickt, unter anderem an Vertreter von Kirchen und Parteien, an Kulturschaffende und Vorsitzende von Sozialverbänden, an Bürgermeister und Mitarbeiter von Behörden. Vereinzelt gab es auch schon positive Resonanz. So schreibt die ehemalige Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, sie unterstütze die Ziele und Aufgaben ausdrücklich und "halte dieses zivilgesellschaftliche Engagement für sehr wichtig". Zur Gründungsversammlung kann sie aber nicht kommen. Auch die ehemalige Gautinger Bürgermeisterin Brigitte Servatius und die Kulturveranstalterin Elisabeth Carr haben ihre Unterstützung zugesichert. Mit etwa 40 Teilnehmern rechnet Stadträtin Neubauer. Für sie ist das Netzwerk auch deshalb wichtig, um Rückhalt zu bieten. Zu den politischen Tendenzen in Zeiten der Flüchtlingskrise sagt sie: "Ich erlebe derzeit eine Rückentwicklung. Das macht mir große Sorge."

Die Initiatoren des Starnberger Dialogs stehen bisher vor allem wegen der Vorbereitungen der jährlichen Gedenkveranstaltungen am 9. November in Kontakt. Zur Kundgebung auf dem Kirchplatz im vergangenen Jahr sind etwa 150 Menschen gekommen. Sie traten für ein Starnberg ein, das bunt, tolerant und weltoffen ist. Zuvor hatte es im Januar schon eine Kundgebung für Toleranz vor der evangelischen Kirche gegeben. Hange wiederum hat eine Gedenkveranstaltung zur Erinnerung an die Todesmärsche vom Konzentrationslager in Dachau in Richtung Süden organisiert.

Aus dem Engagement "auf Zuruf", wie Pfarrer Koch sagte, soll nun mehr werden. Zu den Zielen zählt er die Vernetzung von engagierten Menschen, Proteste zu organisieren, falls das notwendig ist, und nicht zuletzt die Bewusstseinsbildung. Außerdem versteht sich das Bündnis als Aktionsplattform für Gedenkveranstaltungen und Kundgebungen gegen Ausgrenzung und für ein friedliches Zusammenleben. So steht es in einer Erklärung, die bei der Gründungsversammlung vorliegt.

Alle "Menschen guten Willens" sind dort willkommen, erklärte die Bundestagskandidatin Täubner-Benicke. Die Gründer wollen bei dem Treffen zunächst sich und ihre Ziele vorstellen, vor allem gibt es aber breiten Raum für Diskussionen. In welcher Form der "Starnberger Dialog" dann weitergeführt werden soll, ist noch offen. Eine Vereinsgründung ist zunächst jedenfalls nicht vorgesehen. Erste konkrete Aufgabe wird die Organisation einer Gedenkveranstaltung zum 9. November in Starnberg sein.

© SZ vom 30.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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