Schulen:Brandbrief wegen Strahlenbelastung

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WLAN-Gegner fordern: Schüler sollen iPads, wie hier an der Gauting Realschule, mit Kabel betreiben. (Foto: Georgine Treybal)

Initiative will erreichen, dass Rechner in Klassenzimmern nicht über Wlan, sondern per Kabel angeschlossen werden

Von Patrizia Steipe, Starnberg

Die Digitalisierungs-Offensive der Regierung trägt Früchte: Immer mehr Schulen im Landkreis Starnberg setzen bereits auf einen Unterricht, in dem digitale Medien wie Tablets, PCs, Notebooks und Smartphones genutzt werden. In der Gautinger Realschule gibt es sogar die bundesweit zweite iPad-Klasse, in der in fast allen Fächern Tablets statt Schulbücher verwendet werden.

Dieser Trend wird nicht von allen begrüßt. In einem Schreiben an sämtliche Landkreisschulen warnten jetzt die Herrschingerin Ingrid Kling von der Verbraucherschutzorganisation Diagnose Funk, Christoph Hirte, Vorsitzender des Vereins Aktiv gegen Mediensucht aus Gräfelfing, die Seefelder Mobilfunkgegnerin Rita Schimanek und die Mobilfunkbeauftragte des Bundes Naturschutz, Helga Krause, vor einem unkritischen Einsatz digitaler Medien. Dabei sind es nicht so sehr die Medien, an denen sich die Kritiker stören, sondern deren Anbindung über Wlan-Netzwerke. "Wir halten die Strahlenbelastung, die mit den neuen digitalen Gerätschaften verbunden ist, für bedenklich", heißt es in dem Schreiben an die Schulleiter aller Schularten. "Elektrosmog" lautet das Stichwort. Statt die Geräte per Kabel anzubinden, geht der Trend immer stärker zu WlanNetzwerken. Diese sind nämlich günstiger als Verkabelungen und können auch einfacher installiert werden.

Die Wlan-Gegner fürchten um die Gesundheit der Schüler. Eine Reihe von internationalen Studien hätten ergeben, dass von den Wlan-generierten gepulsten Funkstrahlen negative Auswirkungen auf die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen ausgehe. Das reiche je nach Studie von Konzentrationsstörungen über ein verändertes Blutbild bis zum erhöhten Risiko für Krebs. Das Bundesamt für Strahlenschutz würde jedenfalls empfehlen, kabelgebundene Alternativen dem Wlan vorzuziehen, heißt es im Schreiben.

In Weilheim hatte wegen des widersprüchlichen Stands der wissenschaftlichen Forschung Anfang des Jahres der Stadtrat dem dortigen Gymnasium das Wlan verwehrt. Für den Landkreis Starnberg vermissen die Verfasser des Schreibens eine solche Diskussion. "An den Schulen findet kaum mehr eine kritische Auseinandersetzung in Hinblick auf die wissenschaftlich nachgewiesenen psychischen, psychosozialen und gesundheitlichen Auswirkungen inklusive der zunehmenden Strahlenbelastung statt", bemängeln die Strahlengegner. Sie appellieren an die Schulleiter, "sich gemäß der Empfehlungen des Kultusministeriums und des Europarats nicht für Wlan, sondern für Verkabelungen einzusetzen". Außerdem sollten Eltern und Schüler sich auf Veranstaltungen und Projekttagen über den Umgang mit "strahlenden" Geräten informieren.

© SZ vom 23.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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