Starnberg:Blümchen und Zäune statt "Seeanbindung"

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Der Projektausschuss Bahnhof See debattiert ein weiteres Mal über die Finanzierung des wichtigsten Projektes für Starnberg sowie konkrete Kontakte zur Deutschen Bahn seit April 2014

Von Peter Haacke, Starnberg

Der "Projektausschuss Bahnhof See" nimmt nach rund zweieinhalb Monaten Pause zum dritten Mal in diesem Jahr wieder seine Arbeit auf. Eine Stunde vor Sitzungsbeginn am Dienstag, 12. Juli, (18 Uhr, Schlossberghalle), ist ein Ortstermin anberaumt, bei dem die Gremiumsmitglieder erneut vor allem die Seepromenade ins Visier nehmen werden: "Bündnis Mitte Starnberg" (BMS) und FDP sorgen sich um Blümchen und Begrünungen, Abfallbehälter, Stabmattenzäune und Sitzinseln. Doch richtig zur Sache geht es voraussichtlich in der anschließenden Debatte. Die zuständigen Mitarbeiter der Stadtverwaltung unter Bürgermeisterin Eva John haben demnach im April festgestellt, dass die Finanzierung der Gesamtinvestitionskosten für das Projekt "Seeanbindung" nicht sichergestellt sei: Bis zu 110 Millionen Euro soll das Projekt die Stadt angeblich kosten, die Deckungslücke etwa 50 bis 83 Millionen Euro betragen. Doch es bleiben gewisse Zweifel an dieser Darstellung.

Tolle Pläne hat es schon mehrere gegeben für das Areal rund um das historische Bahnhofsgebäude, für die Seepromenade oder das altehrwürdige, aber marode Hotel "Bayerischer Hof": Architektenwettbewerbe waren ausgeschrieben, "Runde Tische" und Workshops organisiert worden, um Starnbergs schönstes Eck neu zu gestalten. Grundlage für das millionenschwere Vorhaben war stets der so genannte Bahnvertrag von 1987. Noch heute existiert im Internet eine Homepage der Stadt unter http://seeanbindung-starnberg.de, wo für den schönsten Ort der Stadt um eine attraktive Lösung geworben wird. Vor drei Jahren noch war man sich im Stadtrat unter Führung des damaligen Bürgermeisters Ferdinand Pfaffinger sicher: Nie war die Chance größer, dass die Stadt rund um den historischen Bahnhof und am See ein angemessenes Erscheinungsbild bekommt.

Doch mit dem Wechsel auf dem Posten des Bürgermeisters 2014 sind die Aktivitäten nahezu zum Erliegen gekommen: Beim Umbau des historischen Bahnhofgebäudes zum "Kulturbahnhof" geht nichts voran, Fahrgäste auf den Bahnsteigen werden bei Regen noch immer nass, der "Bayerische Hof" ist so marode wie zuvor, die Erfüllung des Bahnvertrags ist derzeit kein Thema. Im Gegenteil: Auf Betreiben des Vereins "Schöner zum See", eine der "Wählergemeinschaft pro Starnberg" (WPS) nahestehenden Organisation, soll der Vertrag Ende 2017 unerfüllt auslaufen, weil die Stadt angeblich finanziell nicht leistungsfähig genug ist. Die Folgen dieses Handelns sind allerdings unabsehbar, zumal sich immer mehr der Eindruck verfestigt, dass die Stadt in den vergangenen zwei Jahren sehr viel Geld für Kleinigkeiten ausgegeben hat. Zudem wurde mit dem 12 000 Quadratmeter großen "Bürgerpark" - also den einstigen Schiffswiesen, die für 3,5 Millionen Euro günstig erworben wurden - ein zentraler Baustein zur Gegenfinanzierung der "Seeanbindung" quasi verschenkt.

Der Ausschuss befasst sich auch mit dem Sach- und Verhandlungsstand der Projekte "Bahnhof See" und "Hotel Bayerischer Hof". Zur Stunde der Wahrheit dürfte der Bericht über alle Kontakte der Stadtverwaltung mit der Deutschen Bahn in Sachen "Seeanbindung" seit April 2014 geraten: Gespräche zwischen den Vertragspartnern haben seither nicht stattgefunden.

© SZ vom 12.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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