Starnberg:Besuch vom Bischof

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Dekan Anton Brandstetter (re.) ruft alle dazu auf, die Begegnung mit dem Bischof wahrzunehmen. (Foto: oh)

Erstmals seit 18 Jahren werden die Pfarreien im Dekanat wieder visitiert - auch, um den Glauben in den Orten zu stärken

Von Anna-Elena Knerich, Starnberg

Visitationen haben eine lange Tradition. Um die Menschen zum Praktizieren des Christseins zu ermutigen, sieht das katholische Kirchenrecht alle fünf bis zehn Jahre die Visitation einer Pfarrei durch den Bischof vor. Da jedoch die deutschen Dekanate so groß sind, lässt sich der Zeitraum nicht immer einhalten. So kommt heuer zum ersten Mal seit 18 Jahren wieder ein Visitator ins Dekanat Starnberg: Zwischen Februar 2016 und April 2017 besucht der Augsburger Weihbischof Anton Losinger alle zwanzig Pfarreien und spricht mit den Gläubigen.

"Die Pfarreien umfassen rund 30 000 Katholiken. Viele davon engagieren sich auch aktiv und ehrenamtlich in der Gemeinde und in den sozialen Einrichtungen der Diakonie", sagt Dekan und Pfarrer Anton Brandstetter. Andere wiederum seien verunsichert in ihrem Glauben, gerade weil Krieg und Verfolgung in unserer Gesellschaft allgegenwärtig sind. Manche hätten Angst vor der Zuwanderung durch "die Fremden" und fühlten sich ihnen gegenüber benachteiligt.

Fast alle Menschen aber würden sich nach dem Sinn des Lebens fragen: "Liegt er wirklich in Geld und Anerkennung? Sind wir auf dem richtigen Lebensweg? Die Sehnsucht nach Halt im Glauben treibt Menschen an, zu negativen, aber auch zubarmherzigen Taten", sagt Brandstetter.

Mit der Visitation will der Bischof die Menschen in ihrem Glauben stärken. Für mehrere Tage besucht er dazu jede Pfarrei, auch Dorfkirchen, deren aktuelle Situation er nüchtern, "von außen" und vor allem im Hinblick auf die gesamte Pfarrgemeinschaft, die Liturgie, die Verkündigung und die Diakonie betrachten soll: Wo gibt es Probleme, wie könnten Verbesserungsschritte aussehen? Durch Gespräche des Bischofs mit dem Pfarrer und dem Pastoralrat, aber auch durch Begegnungen mit haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern sollen die Zusammenarbeit gestärkt, Zuversicht gegeben und gegebenenfalls Konflikte bearbeitet werden.

Etwa acht Wochen vor der Visitation schickt die Pfarreiengemeinschaft einen 70-seitigen Erhebungsbogen an den Bischof, worin sie ihre derzeitigen pastoralen Ziele formuliert. "Das ist auch Anlass zu einer ehrlichen Bestandsaufnahme für uns selbst: Wie können wir wieder mehr Menschen in die Gottesdienste einladen? Wie werden Firmlinge vorbereitet? Wie geht die Pfarrei mit Asylbewerbern, aber auch mit den Armen um?", so Brandstetter. Bereits bei einem Klausurtag wurde jeweils ein Programmablauf geplant, der dem Bischof einen möglichst umfassenden Einblick in das Leben der Pfarrgemeinde gewährt: Von Messen und Bibelgesprächen über Besuche in Kitas, Krankenhäusern und Filialkirchen, bis hin zu Treffen mit Jugendlichen sowie den Politikern der Stadt. "Es soll aber keine Folkloreveranstaltung sein, sondern ein geistliches Ereignis, das uns im Glauben weiterführt und Mut zu mehr christlichem Engagement macht", sagt der Dekan. Er ruft alle dazu auf, die Möglichkeit, mit dem Bischof über Lebens- und Glaubensfragen zu sprechen, wahrzunehmen. In der Inninger Pfarrei sei dies bereits Mitte April vollauf gelungen, erzählt Kirchenpfleger Franz Meier: "Im offenen Gespräch mit dem Bischof stellten sich mehrere Gruppen vor, die lebendige Gottesdienste für Kinder, Familien und Kranke gestalten - auch ökumenisch."

Bei der Visitation des Weihbischofs in Starnberg stand zudem ein Besuch der Palliativstation sowie ein Mittagessen mit Bürgermeisterin Eva John auf dem Plan. Im September setzt der Weihbischof diese nicht alltäglichen Besuche im Dekanat fort.

© SZ vom 12.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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