Starnberg:Besserung in Sicht

Gericht stellt Verfahren gegen alkoholabhängigen Drucker ein

Von Michael Berzl, Starnberg

Zwei Halbe Bier habe er an diesem Vormittag schon getrunken, lässt der Angeklagte die Richterin am Amtsgericht Starnberg gleich einmal wissen. Diese Einlassung zum Auftakt der Verhandlung kommt drollig daher, dabei macht der 45-jährige Mann damit klar, was ihn ruiniert und ihm immer wieder Scherereien mit der Justiz beschert: der Alkohol. Zwölf bis 14 Augustiner oder Tegernseer habe er in der Regel getrunken, mittlerweile habe er reduziert auf acht bis zehn pro Tag. Das allein hätte ihm noch keine Probleme bereitet, aber die schlechte Angewohnheit, sich dann gerne in Apotheken auszuruhen, zuletzt im März in Starnberg. Harmlos, aber lästig ist er dann.

"Der tut nichts. Der steht nur da wie angewurzelt und geht nicht mehr weiter", schilderte die Apothekerin dem Gericht. Die 53-Jährige wusste sich irgendwann nicht mehr anders zu helfen, als die Polizei zu rufen. Der 45-Jährige konnte sich an den Vorfall kaum mehr erinnern. Ein Alkoholtest ergab einen Wert 2,8 Promille, berichtete sein Anwalt; "das vertrag' ich normalerweise", sagte der Angeklagte, aber er sei halt sehr müde gewesen vom Leben auf der Straße. Der unerwünschte Apothekenbesuch brachte ihm eine weitere Anzeige wegen Hausfriedensbruchs ein. Es war nicht die erste.

Diesmal blieb dem gelernten Drucker, der von einer kleinen Rente lebt, eine Verurteilung erspart. Richterin Brigitte Braun stellte das Verfahren ein. Ausschlaggebend war dafür die Zusicherung des Rechtsanwalts, sein Mandant sei erstmals zu einer stationären Therapie bereit. "I kumm scho nimmer, versprochen", sagte der Mann, der mittlerweile in Hausham wohnt, zu der Starnberger Apothekerin. Und zur Richterin: "Danke."

© SZ vom 18.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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