Streit um Pergola:Beerdigungsparty für einen Schwarzbau

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Seit wenigen Tagen ist die strittige Pergola vor dem "Vis a Vis" verschwunden, der Wirt setzt nun seine Hoffnung auf einen geänderten Bebauungsplan. (Foto: Nila Thiel)

Der jahrelang geführte Streit um einen illegal errichteten Anbau vor einem Lokal am Bahnhofplatz hat sein vorläufiges Ende gefunden. Der Wirt gibt dennoch nicht auf - und beantragt die Änderung des Bebauungsplans

Von Astrid Becker, Starnberg

Unter dem Motto "Time To Say Goodbye" hatte der Starnberger Gastronom Andreas Neumaier via Facebook zu einer ganz besonderen Party eingeladen: Einer Beerdigungsparty zu Ehren seiner nunmehr "toten" Pergola. Jahrelang führte der Wirt des "Vis-a-Vis" am Bahnhofplatz mit der Stadt einen erbitterten Streit um den Vorbau seines Lokals, bis das Verwaltungsgericht vor zwei Jahren entschied: Der Schwarzbau muss weg. Seit wenigen Tagen ist der Pavillon nun verschwunden. Dennoch wird er in der nächsten Bauausschuss-Sitzung am Donnerstag, 16. Februar, erneut Thema werden.

Es ist eine komplizierte und langwierige Geschichte rund um die strittige Pergola vor dem Lokal. Was manch' Gast sicherlich genossen hat, - draußen sitzen und trotzdem geschützt zu sein - hat bei anderen bereits vor fünf Jahren zu großem Unmut geführt. Denn der Überbau erstreckte sich über den Gehsteig. Für Fußgänger, insbesondere aber für Menschen mit Kinderwagen oder Rollstuhlfahrer, blieb zu wenig Platz, um ungehindert an der Gaststätte vorbeizukommen. Einer Ortsbegehung vom Juni 2015 zufolge exakt 91 Zentimeter - statt zwei Meter, die der Bauausschuss der Stadt für angebracht hält. Doch das war nicht der einzige Grund für die Querelen: Die Anlage war 2012 ohne Genehmigung errichtet worden. Nachträgliche Bauanträge wurden abgelehnt, in der Hauptsache wohl wegen der weiterhin zu geringen Gehsteigbreite. Es wurde also gestritten: Der Wirt auf der einen Seite, Stadt und Landratsamt auf der anderen. Die Kreisbehörde verfügte den Abriss der Überdachung, wogegen der Wirt jedoch Klage einreichte: Neumaier argumentierte seinerzeit, dass sein Lokal auf Einnahmen durch die zusätzlichen Sitzplätze angewiesen sei. Die Pergola habe 28 000 Euro gekostet, und ohne diesen Schutz vor Wind und Wetter könne er sein Lokal nicht wirtschaftlich betreiben. Zudem gab er an, schon sein Vorgänger habe eine ähnliche Überdachung gebaut, die sogar noch breiter gewesen sei.

Das Gericht haderte damals eineinhalb Stunden lang mit der Materie, "weil die Sachlage hier nicht so ganz einfach ist", wie Richter Johann Oswald damals feststellte. Dennoch rang es sich schließlich zu einer Entscheidung durch, die man als Kompromiss ansehen könnte: Der Wirt sollte seine Klage gegen die Beseitigungsanordnung zurückziehen, im Gegenzug würde das Landratsamt bis Ende 2016 auf einen Vollzug des Rückbaus verzichten. Diese Zeit, so die Überlegung, könne der Gastronom dafür nutzen, bei der Stadt eine Baugenehmigung für seine Pergola beantragen - verbunden mit einer entsprechenden Änderung des Bebauungsplans, die eine Mindestbreite von zwei Metern auf dem Gehweg berücksichtigt.

Doch nach dem Jahreswechsel 2016/17 passierte zunächst erst mal gar nichts. Im Januar habe das Landratsamt, so dessen Sprecher Stefan Diebl auf Anfrage, den Gastronom dann erneut darauf hingewiesen, dass die Frist abgelaufen sei und er nun innerhalb von nur zwei Tagen die Pergola zurückbauen müsse. In der vergangenen Woche ist dies nun geschehen. Neumaier selbst will sich zu dem ganzen Vorgang vorerst nicht mehr äußern. Er hat erneut eine Änderung des Bebauungsplans beantragt. Der Bauausschuss wird sich am kommenden Donnerstag damit befassen. Ob Neumaier dort allerdings noch eine Chance für den Wiederaufbau der Pergola bekommt, dürfte mehr als fraglich sein.

© SZ vom 14.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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