Starnberg:Barrierefrei aufs Klo

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Der Landkreis will eine mobile Behinderten-Toilette verleihen

Von Christiane Bracht, Starnberg

Egal ob Maifeste, Vereinsjubiläen, ein Sonnwendfeuer oder Volksfeste: Manchmal ist ein Besuch schwierig für Menschen mit einer Behinderung. Doch das soll sich jetzt ändern. Man will Behinderte künftig besser integrieren. Sie sollen dabei sein und auch mitmachen dürfen. Das setzt voraus, dass sich Veranstalter mehr Gedanken darüber machen, was Menschen mit Behinderung brauchen. Dazu gehört zum Beispiel auch eine entsprechende Toilette, die ohne Stufen zu erreichen ist, Haltegriffe hat und Platz genug für Rollstuhlfahrer bietet. Bei Veranstaltungen, die draußen stattfinden, ist so eine Toilette meist nicht in der Nähe. Der Landkreis Starnberg überlegt deshalb, eine mobile Anlage anzuschaffen, die bei Bedarf angefordert werden kann.

Doch die Kosten haben so manch einen Kreisrat erblassen lassen: Rund 43 000 Euro hat der Landkreis München erst vor kurzem für ein derartiges mobiles Klohaus ausgegeben. Ähnliches berichtet auch der Nachbarlandkreis Landsberg, der seine Anlage vor drei Jahren angeschafft hatte. Anders als erwartet, wird dort das teure Häuschen, nicht oft genutzt. "Die Vereine sparen sich gern die Leihgebühren", berichten die Landsberger. Weniger als zehn Mal sei die Anlage bisher geordert worden. Deshalb bieten die Landsberger den Starnbergern eine Kooperation an. Auch die Münchner zeigten sich großzügig. Sie berichteten ihren Kollegen von der Sozialverwaltung, dass es äußerst schwierig gewesen sei, einen Partner zu finden, der sich um die Toilette kümmert. Eineinhalb Jahre habe man gesucht, bis sich auf sanften Druck der ehemaligen Landrätin Johanna Rumschöttel die Lebenshilfe bereit erklärt habe, den Toilettenwagen zu dem jeweiligen Verein zu fahren, wieder abzuholen und reinigen zu lassen.

Angesichts dieser Erfahrungen einigten sich die Starnberger Kreisräte im Sozialausschuss darauf, zunächst die angebotenen Kooperationsverträge zu unterschreiben. Man will erst einmal sehen, wie eine mobile Behindertentoilette überhaupt ankommt. Schließlich müsste sich das neue Angebot erst herumsprechen. Rupert Monn (CSU) sieht außerdem das Problem, dass viele Feiern zur selben Zeit stattfinden, etwa am 1. Mai oder an schönen Sommerwochenenden.

Die Nutzung der Toilette kostet am ersten Tag 155 Euro zuzüglich einer Entfernungspauschale, jeder weitere Tag ist nur wenig teurer. Das müsse machbar sein für Vereine, zumal sie meist von den Gemeinden unterstützt werden, meinte Sissi Fuchsenberger (SPD). Wichtig war es vor allem Martina Neubauer (Grüne), ein Signal zu senden, dass die Politik das Problem Behinderter wahrgenommen hat und zeigt, dass auch sie am kulturellen Leben der Gemeinde teilnehmen sollen.

Der Landsberger Toilettenwagen soll im westlichen Landkreis zum Einsatz kommen, wenn er angefordert wird und kein Verein aus dem Nachbarlandkreis ihn haben will. Der Wagen aus München ist für das östliche Fünfseenland vorgesehen. Wenn die Nachfrage groß ist, kommt auch eine eigene Anschaffung in Betracht.

© SZ vom 09.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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