Starnberg:Bäckermeisterei Meier gibt auf

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Großer Andrang herrschte immer am Tag der offenen Backstube bei der Bäckermeisterei Meier in Starnberg. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Firmenchef Stephan Meier will sich künftig stärker seiner Familie widmen. Drei Unternehmen sind am Filialnetz interessiert

Von Wolfgang Prochaska, Starnberg

Die Starnberger Bäckermeisterei Meier, die zwischen Weilheim und München knapp 20 Filialen betreibt, macht überraschend am 2. April zu. An diesem Montag hatte Stephan Meier, Inhaber der "Bäckermeisterei", die Mitarbeiter im Rahmen einer Betriebsversammlung über seinen Entschluss informiert. "Es ist keine Insolvenz, ich will nur meine Energie bündeln und mehr Zeit für meine Familie haben", sagte der 43-Jährige im Gespräch mit der SZ. Ihm sei die Entscheidung äußerst schwer gefallen. Er habe lange mit sich gerungen. Das Café Luitpold in der Brienner Straße in München behält Meier aber. "Das ist schon Arbeit genug." Hier fungiert er als Gastronom.

Für die etwa 80 betroffenen Mitarbeiter will der promovierte Ökonom, der bei der Unternehmensberatung Roland Berger gearbeitet hat, ehe er 2005 von seinem Vater die Bäckerei in der Emslanderstraße übernommen hat, einen möglichst sozialen Übergang schaffen. "Ich kümmere mich um meine Leute und werde langjährige Mitarbeiter weiter bezahlen", betonte er. Auch sollen die Kündigungen nach seinen Worten erst später ausgesprochen werden, damit noch die Urlaube genommen und die Überstunden abgebaut werden können.

Auch das Filialnetz soll bleiben. Bislang hätten sich drei Unternehmen für die Übernahme der Bäckermeisterei interessiert, sagte er. Der Unternehmer will sich dafür einsetzen, dass auch die Mitarbeiter der einzelnen Filialen übernommen werden. Er wolle auf jeden Fall bei den Jobs helfen. Dennoch ist es ein herber Schlag. Wirtschaftsförderer Christoph Winkelkötter zeigte sich geschockt: "Es ist ein riesen Verlust für die Stadt und die Region." Meier habe mit unternehmerischem Fleiß etwas aufgebaut und sei ein guter Partner beim "Tag der Ausbildung" gewesen. "Er konnte die Schüler wirklich für den Bäckerberuf begeistern", sagte Winkelkötter. Tatsächlich hat der studierte Ökonom, der auch Bäckermeister ist, häufig in die Backstube in der Emslander Straße im Rahmen eines Tags der offenen Tür eingeladen.

Dass er ein ungewöhnlicher Bäcker ist, war auch klar. Allein die Kreation des Namens "Bäckermeisterei" sollte deutlich machen, dass hier besondere Backwaren und Lebensmittel produziert werden. Er betonte stets, dass "80 Prozent der Zutaten", die verarbeitet würden, aus einem Umkreis von 80 Kilometern stammten. Insgesamt würden in der Backstube jeden Tag 1400 verschiedene Rohstoffe verwendet. Stephan Meier galt auch als ehrgeizig, was sich zuweilen auch auf das Arbeitsklima niederschlug. Umsatzsteigerungen von etwa 20 Prozent waren für ihn in den vergangenen Jahren fast die Regel. Auch die Eröffnungen neuer Filialen sollten den Umsatz steigern. Mit der Größe des Unternehmens wuchs aber auch die Arbeit. Im vergangenen September hat er zwei Führungskräfte als Entlastung in seine Bäckerei-Kette genommen, wie er berichtet.

Meier, der mit einer Französin verheiratet ist und zwei Kinder hat, entschloss sich dennoch, nun aufzuhören. "Ich musste auch Schicksalschläge innerhalb des Betriebs in letzter Zeit verkraften", meinte er. Damit geht eine große Tradition verloren. Die Bäckerei existiert seit 1805, sie war sogar einst königlich bayerischer Hoflieferant gewesen. Das ist nun bald Vergangenheit.

© SZ vom 14.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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