Kaum war der siebte autofreie und verkaufsoffene Marktsonntag "Starnberg bewegt" um 13 Uhr eröffnet, fing es zu regnen an. Eifrig wurden die Tischtennisplatten auf dem Kirchplatz gewischt, zwei Besucher spielten unbeirrt Badminton, während die Jiu Jitsu-Kämpfer des TSV Starnberg auf der Bühne ihre Griffe demonstrierten. An einem der noch sehr freien Biertische saß Angela Schuster, um ihren Sohn Tobias auf dem Podest zu beobachten. "Danach bummel ich noch durch die Geschäfte", sagte die Frau. Heuer kamen aber deutlich weniger zum Aktionstag, was wohl nicht nur am Wetter lag. Dieser Sonntag sei "einfach zu wenig beworben worden", meinten zum Beispiel ein Florist und eine Reisekauffrau.
Trotzdem: Es wurde den Besuchern vieles geboten und sie konnten sich an den Ständen der Vereine ausprobieren oder ihre Fitness testen. Beispielsweise an der Kletterwand des Alpenvereins, Sektion Starnberg. Oder am Voltigierbock, wo die Mädchen Hanna und Theresa ihre Künste zeigten. Auf der Wittelsbacher Straßen versuchte sich David Ott schwungvoll beim Stockschießen auf Asphalt. "Das macht Laune", lachte der Soldat. Ein Steinwurf entfernt wurden die Starnberger in die Geheimnisse des mittelalterlichen Schwertkampfes eingeführt - Stadträte machten aber nicht mit. Allerdings spielte Lokalpolitiker Winfried Wobbe eine Partie Badminton mit Bürgermeisterin Eva John. Sie habe sich dabei "geschickter angestellt als Wobbe", schmunzelte Peter Schickel, der Spartenleiter beim TSV Starnberg ist.
Auf dem Slalomparcours mit Trampolin machten viele Kinder begeistert mit, die Zeiten wurden exakt gestoppt. Es war für die Mädchen und Buben eine sportliche Gaudi. Das hatten sie auch beim Zielspritzen auf das kleine "brennende Haus". Ganz toll machte es die fünfjährige Emma und nach der gelungenen Löschaktion lief sie stolz zu ihrer Mama. Neuneinhalb Meter über den Köpfen hing eine bunte Plastikkuh an einem Bergekran. "Mit dem Hebegeschirr können wir im Schlamm feststeckende Großtiere wie Rinder oder Pferde bergen", erläuterte Feuerwehr-Sprecher Oliver Schwab die optische Aktion. Das Kuh-Modell habe man sich vom Hofladen Doll in Traubing ausgeliehen.
Unterdessen flüchtete ein Feldafinger Ehepaar vor dem nächsten Schauer unter ein Hausdach. Die Frau hatte kurz zuvor die Einsatzfahrzeuge mit ihren Geräten von der Feuerwehr und dem Technischen Hilfswerk (THW) bestaunt. Beim THW kniete ein Mann, um sich ein Spreizgerät einmal aus nächster Nähe anzuschauen. Auch die Golfer präsentierten sich und zeigten auf zwei Übungsarealen, wie ein Schläger richtig zu schwingen und der Ball zu treffen ist. In bester Eigenwerbung traten zudem Tanzgruppen auf der Bühne auf - unter anderem die Perchalla mit einer Top-Show und viel Applaus. Ruhiger ging es bei der Wasserwacht zu: Ein Rettungsboot mit Außenborder und Hebesack für gekenterte Segelboote dümpelten auf dem Kirchplatz-Brunnen. Ein Mann ging vorbei und meinte ironisch: "Endlich hat dieser Brunnen eine Funktion."
Diese Bemerkung hatte die Bürgermeisterin nebenan auf der Bühne natürlich nicht gehört. Sie überreichte den Siegern des "Stadtradelns" von 2017 die Urkunden. Gewinner wurde der "Seniorentreff Starnberg" mit 23 276 geradelten Kilometern, vor dem Starnberger Gymnasium und dem Team Wangen. John versprach, weiterhin alles für ein radfahrfreundlicheres Starnberg zu tun und sich auch für Radfahrstreifen in der Hauptstraße beim Landratsamt einzusetzen. Vielleicht sollte sie dann die lauten Samba-Trommler vom Marktsonntag mitnehmen.