Verkehrsüberwachung:Autofahrer im Visier

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Das Staatliche Bauamt hat im Stadtgebiet 17 Kameras aufstellen lassen, um die Verkehrsströme aufzuzeichnen. Einige Stadträte zeigen sich beunruhigt. Ziel der Aktion ist die Grüne Welle

Von Peter Haacke, Starnberg

Lange Stangen am Fahrbahnrand mit einer winzigen Kamera oben drauf - da kann doch irgendwas nicht stimmen. Folge: Erheblich besonnener als sonst sind in den vergangenen Tagen viele Autofahrer auf der Bundesstraße 2 nach Starnberg gefahren. Doch weder das Bayerisches Fernsehen noch die Kommunale Verkehrsüberwachung haben mit der Aktion etwas zu tun, sondern das Staatliche Bauamt Weilheim. In Absprache mit der Stadt wurde drei Tage lang an 17 Standorten zu verschiedenen Zeiten entlang der B2 von Strandbadstraße bis Waldspielplatz gefilmt. Anfang November sollen erste Ergebnisse vorliegen. Ziel ist eine Dokumentation der Verkehrsbelastung in der Kreisstadt, um den Verkehrsfluss auf B2 und Staatsstraßen zu optimieren.

Angestrebt wird eine "Grüne Welle" durch die Kreisstadt, die sich durch eine dynamische Steuerung der insgesamt acht Ampeln entlang der B2 der jeweiligen Verkehrssituation anpasst und zudem der Verbesserung von ÖPNV und Barrierefreiheit dienen soll. Die Erhebung ist seit Dienstag beendet, die Kameras werden wieder abgebaut. Mitarbeiter der Firma "Planungsbüro für Verkehrstechnik" (Essen) hatten in der Vorwoche Metallstangen mit Kameras im Stadtgebiet aufgestellt, um das Verkehrsaufkommen an einem Werktag in Spitzenzeiten morgens und abends sowie am Wochenende zu dokumentieren.

In der Bevölkerung hatte die Aktion nachhaltige Irritationen erzeugt. Stadträtin Angelika Kammerl (DPF) wandte sich umgehend an die Stadtverwaltung. Noch am selben Tag unterrichtete Bürgermeisterin Eva John ausführlich alle Mitglieder des Stadtrates über den Vorgang, merkte aber auch an: "Weshalb weder das Staatliche Bauamt Weilheim als Auftragnehmer noch das Landratsamt Starnberg die Öffentlichkeit unterrichtet hat, entzieht sich unserer Kenntnis." Ein Versäumnis also, das auch Christian Probst, beim Staatlichen Bauamt zuständig für Verkehrsangelegenheiten im Landkreis Starnberg, auf SZ-Anfrage einräumte. Er zeigte sich angesichts der besonders sensiblen Stimmungslage in der Kreisstadt im Hinblick auf Verkehrsfragen etwas überrascht.

Die Verkehrsdichte in Starnberg wird teils über Kontaktschleifen in der Fahrbahn, teils durch Sensoren erfasst. Um so genannte Leerzeiten besser zu nutzen, indem man die Ampelphasen den jeweiligen Bedingungen anpasst, soll der Verkehrsfluss durch verkürzte Wartezeiten verbessert werden. Ein zentrales Steuerungsmodul spielt den Erfordernissen entsprechend das optimale Programm ein. Die Verkehrsspezialisten erhoffen sich durch die Aufnahmen und Auswertung einen Erkenntnisgewinn. Dass die derzeit gesperrte Rheinlandstraße, die unter normalen Umständen einen Durchlauf von täglich rund 5000 Fahrzeugen hat, die jüngsten Ergebnisse verändert, werde bei der Auswertung berücksichtigt, erklärte Probst. Und eine Verkehrsentlastung durch Tunnel oder Umfahrung sei wohl auf absehbare Zeit ohnehin kein Thema in der Kreisstadt.

© SZ vom 21.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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