Starnberg:Ausländeramt unter Druck

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Das Landratsamt verkürzt die Öffnungszeiten in der Behörde, um die vielen Anträge schneller bearbeiten zu können

Von Wolfgang Prochaska, Starnberg

Das Starnberger Landratsamt zeichnet sich bislang durch einen ungewöhnlichen Kundenservice aus: Keine andere Kreisbehörde in der südlichen Region bietet so lange Öffnungszeiten wie die Starnberger. Die Kfz-Zulassungsstelle etwa hat auch am Freitagnachmittag offen, was sich bis nach München rumgesprochen hat - entsprechend hoch ist der Andrang Münchner Autohändler. Nun gibt es aber in einem anderen Bereich zum ersten Mal Einschränkungen.

Das Ausländeramt wird immer mittwochs und am Freitagnachmittag für Besucher geschlossen bleiben. Die Regelung soll laut Landratsamt schon von diesem Freitag an gelten. Somit ist die Behörde am Montag, Dienstag und Donnerstag jeweils von 7.30 bis 18 Uhr und am Freitag von 7.30 Uhr bis 12 Uhr geöffnet. Amtssprecher Stefan Diebl begründete die neue Regelung mit dem Hinweis, dass die weiter steigende Zahl von Asylbewerbern zu langen Bearbeitungszeiten von Anträgen geführt habe. "Es ist ja nicht so, dass unsere Mitarbeiter nur die Unterlagen entgegennehmen, sondern diese anschließend auch prüfen und entsprechend bearbeiten müssen." Bei einer solchen Vielzahl an Fällen sei dies in der Dienstzeit nicht mehr zu bewältigen, erläuterte Diebl.

Um den Antragsstau abbauen zu können, schränkt das Ausländeramt künftig die Besuchsmöglichkeiten ein. Man habe bisher im Gegensatz zu anderen Landratsämtern auf Schließtage verzichtet, aber nun müsse man in dieser angespannten Situation den Mitarbeitern die Möglichkeit geben, während der Arbeitszeit die Anträge zu bewältigen, sagte der Amtssprecher. Die derzeitige Situation sei weder für die Mitarbeiter noch für die Besucher zufriedenstellend. Wie überlastet derzeit die Ausländerbehörde ist, hat der Kraillinger Siegfried Lang erleben dürfen. Er wollte für seine Frau, die aus Aserbaidschan stammt, ein Visum beantragen. Lang erhielt ein Schreiben vom Landratsamt, in dem ihm mitgeteilt wurde, dass "leider in Kürze keine freien Termine mehr zur Verfügung stünden". Sollte er dennoch "beabsichtigen, in der Ausländerbehörde vorzusprechen", empfiehlt ihm das Amt, um 7.30 Uhr zu kommen. Somit könne gewährleistet werden, schreibt das Amt, dass die Unterlagenabgabe an diesem Tag erfolgen könne. "Jedoch haben Sie auch hier mit sehr langen Wartezeiten zu rechnen", darauf macht man Lang schriftlich aufmerksam. Als Alternative bot man ihm einen sicheren Termin im kommenden Februar an.

Das dauerte dem Kraillinger aber zu lange. "Ich will doch mit meiner Frau zusammen Weihnachten feiern können." Wie Lang weiter berichtet, ist er deshalb um 7.30 Uhr im Landratsamt gewesen. Allerdings war er nicht alleine an diesem Morgen. "Es warteten mit mir eine ganze Reihe von Leuten", beschreibt er die Situation. Was dann folgte, verärgerte ihn sehr: "Es sagte uns eine Mitarbeiterin, dass wir nicht mehr dran kommen könnten, wir sollten deshalb nicht mehr warten." Von einer Gewährleistung der Abgabemöglichkeit keine Spur. Sozusagen als Entgegenkommen bot man Lang einen früheren Vorsprechtermin an, diesmal schon im Januar. Also ging der Kraillinger am vergangenen Freitag wieder um 7.30 Uhr ins Landratsamt und diesmal hatte er Glück: Er konnte seine Unterlagen abgeben. Amtssprecher Diebl räumte ein, dass man "Kunden" wegschicken müsse, dies komme aber nur ein paar Mal im Jahr vor. Mit der neuen Regelung sollen auch die Wartezeit kürzer werden.

© SZ vom 24.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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