Starnberg:Ausgezeichneter Chef-Narr

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Peter Specht, der ehemalige Zweite Bürgermeister, gratulierte dem Starnberger Stadtrat Gerd Weger (re.) zu seinem Seerosenorden. (Foto: Arlet Ulfers)

Der Starnberger Stadtrat Gerd Weger erhält den Seerosenorden

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Starnberg

In diesem Jahr bleiben die Faschingsprofis unter sich. Der Seerosenorden, die höchste Auszeichnung der Starnberger Faschingsgesellschaft Perchalla, ging am Montag an Gerd Weger. Der Starnberger Stadtrat organisierte 44 Jahre das Faschingstreiben auf dem Kirchplatz. Weger reiht sich damit in eine lange Liste bekannter Persönlichkeiten aus Kunst, Kultur und Politik ein, die diese begehrte Auszeichnung erhalten haben, darunter Leslie Mandoki, Ilse Aigner, Marianne Sägebrecht oder zuletzt Ottfried Fischer und Professor Hans Werner Sinn. Er habe sich über die Auswahl aller 29 Seerosenordensträger sehr gefreut, sagte Weger. Denn die Wahl sei stets "ehrlich und ohne Mauscheleien" gewesen. "Es wäre gelogen, wenn ich mich heuer nicht über die Auswahl gefreut hätte." Traditionell wird der Seerosenordensträger am Rosenmontag nach einem zünftigen Weißwurstfrühstück in der Schlossberghalle gekürt. Den feierlichen Rahmen bilden dabei die Auftritte der Prinzengarden der Perchalla. Nach Angaben von Perchalla-Altpräsident Robert Weiß muss das Gremium, das den Seerosenordensträger auswählt, integer, neutral und "absolut unbestechlich" sein. Auch für den Kandidaten gelten strenge Auswahlkriterien. Er müsse beispielsweise durch besondere Leistungen, einem allseits beachteten Flop oder durch einen interessanten Ausspruch aufgefallen sein. Zudem muss er aus dem Landkreis kommen. Wie Weiß betonte, sind bei der lokalen Politprominenz Ausschlusskriterien für den Orden gewesen, dass sich nach den Stadtratswahlen nicht viel geändert habe. Man spreche in Starnberg nicht mehr von der Weimarer Republik der Moderne, sondern von "Johnismus" oder "Evikratie". Helene Fischer und Oliver Bierhoff sind laut Weiß ebenso ausgeschieden, wie Uli Hoeneß, der "Landkreisbürger auf Zeit", dessen einziger Verdienst es war, Rothenfeld bekannt gemacht zu haben.

Gerd Weger ist ein Faschings-Urgestein. Mehr als ein halbes Jahrhundert organisierte den Starnberger Fasching auf dem Kirchplatz. Wegers Laudator, Ex-Bürgermeister-Stellvertreter Fritz Peter Specht, sagte über ihn: "Er ist nicht nur konkurrenzlos, er ist alternativlos." Ohne Weger hätte der Fasching nie in der Kreisstadt Einzug gehalten. Denn in einer Stadt mit stinkendem Stau, einem trostlosen Bahnhof See und blutigen Hahnenkämpfen im Stadtrat gebe es nichts zu lachen. "Weger hat Starnberg zur Faschingshochburg gemacht." Der "Chef-Narr der letzten 40 Jahre" blickte von den Anfängen des Faschingstreibens bis heute zurück. Am Ende schlug er auch ernste Töne und erinnerte an das Faschingstreiben im vergangenen Jahr, das "von parteipolitischen Aktionen" gestört worden sei. Weger zur SZ: "Das hat es noch nie gegeben . Ich mache es nicht mehr." Offiziell bedankte er sich bei den früheren Bürgermeistern für die Unterstützung und fügte hinzu: "Das hat sich leider geändert."

© SZ vom 09.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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