Starnberg:Aufzug fällt durch

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Stadtrat lehnt Anbau eines Lifts ans "Centrum" knapp ab

Von Peter Haacke, Starnberg

Das "Leuchtturmprojekt Außenaufzug", auf das Starnbergs Bürgermeisterin Eva John und der Seniorenbeirat, aber auch viele in ihrer Mobilität eingeschränkte Menschen gehofft haben, ist vorerst vom Tisch: Angesichts der Aussichtslosigkeit des Vorhabens, mittels eines behindertengerechten Lifts auf dem Privatgrund der Immobiliengesellschaft "Alte Post" eine barrierefreie Verbindung von der Hauptstraße zur Schlossberghalle planen zu lassen, entschied sich der Bauausschuss am Donnerstag mit knapper Mehrheit von 7:6 Stimmen gegen das Projekt. Nach den Vorstellungen der Stadtverwaltung hätte dazu ein "nicht offener Realisierungswettbewerb" stattfinden sollen, für den bereits 40 000 Euro im Haushalt 2016 eingeplant waren. Der Entscheidung war eine Debatte vorausgegangen, in der es zwischenzeitlich persönlich und auch emotional wurde.

Wie berichtet, teilte Michael Krenn, Geschäftsführer der "Alten Post", bereits im Vorfeld der Ausschusssitzung Bürgermeisterin John mit, dass er den Bau eines Aufzugs ans "Centrum" entschieden ablehne. Der Komplex wird stückchenweise verkauft, weil die Stadt kein Interesse daran hatte. Das seit Jahren weitgehend leer stehende Geschäftshaus mit Tiefgarage ist bautechnisch eng mit Schlossberghalle, Rathaus und Bücherei verknüpft. Doch das Verhältnis zwischen den einst vertrauensvoll zusammen arbeitenden Partnern verschlechterte sich im Sommer 2015 mit der Absage der Stadt hinsichtlich einer Anmietung drastisch. Die Tiefgaragengebühren wurden erhöht. Zudem ließ Krenn unter anderem wegen wiederholter Sachbeschädigung den Fahrstuhl im "Centrum" sperren.

Auf Nachfrage von Stadtrat Gerd Weger (CSU), ob John denn im Vorfeld der Sitzung mit Krenn gesprochen habe, antwortetet die Bürgermeisterin, Krenn müsse nicht so tun, "als wüsste er nichts davon". John argumentierte mit Perspektive auf den angekündigten "Centrum"-Eigentümerwechsel: "Wir befinden uns in einem Wechsel." Gleichwohl habe die Stadt die Verpflichtung, "für unsere Bürger was zu tun", zumal auch die Regierung von Oberbayern "hinter dem Projekt her" sei. Auf den Vorschlag von Ludwig Jägerhuber (CSU) und Christiane Falk (SPD), angesichts der schwierigen Gemengelage doch erneut mit Krenn zu sprechen, reagierte John gereizt: "Sobald es was gibt, worüber man sprechen kann, rede ich mit Krenn." Die Bürgermeisterin unterstellte Jägerhuber und Falk, die beide in einer Hausverwaltung arbeiten, "Insiderwissen". Jägerhuber verwahrte sich daraufhin lautstark gegen den Vorwurf einer Verquickung von Mandat und Beruf.

Im Gremium überwog derweil die Meinung, angesichts der aus den schwierigen Eigentumsverhältnissen resultierenden Unwägbarkeiten auf den Wettbewerb besser zu verzichten. Neben CSU, SPD, UWG und Grünen vertraten diese Meinung auch Angelika Kammerl (WPS) und Franz Heidinger (BMS). Der Plan, auf fremdem Grund für 40 000 Euro Konstruktionen ersinnen zu lassen, die kaum realisierbar sind, fand somit keine Mehrheit.

© SZ vom 16.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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