Wenn es keine Menschen wie Klara und Manfred Schelle gäbe, hätten verletzte und in Not geratene Tiere kaum eine Chance auf Hilfe. Das Paar hat in Hochstadt vor mehr als zwei Jahrzehnten ganz privat eine Art Rehaklinik und Auffangstation für Wildtiere eingerichtet. Dabei wäre es eigentlich die Aufgabe des Staates und seiner zuständigen Behörden, dafür Sorge zu tragen.
Die Situation ist überall fatal: Tierheime und auch -kliniken sind oft die ersten Anlaufstellen für Menschen, die verletze Wildtiere finden. Doch einerseits fehlen dort meist Geld und Personal für deren Pflege, andererseits leiden viele dieser Einrichtungen auch unter Platzmangel. Im Tierheim Starnberg ist die Zahl der Wildtiere, die hier in Obhut genommen werden, mit etwa 20 von 160 Tieren noch relativ verträglich. Doch auch hier sagt Heimleiterin Christine Hermann: "Ohne ehrenamtliches Engagement könnten wir uns um diese Tiere nicht kümmern." Vor allem, wenn Wildtierbabys viele Male am Tag gefüttert werden müssten, sei dies aus eigener Kraft nicht zu schaffen.
Dabei gibt es diverse Gesetzesgrundlagen, die zumindest theoretisch die Versorgung dieser Tiere regeln. So stellt der Schutz wild lebender Tiere nach europa-, bundes- und landesrechtlichen Vorgaben ganz grundsätzlich einen wichtigen Beitrag zur Bewahrung der biologischen Vielfalt dar. Deshalb dürfen sie zwar gesund gepflegt werden, müssen anschließend aber wieder ausgewildert werden. Das Bundesnaturschutzgesetz schreibt zudem vor, dass die Bundesländer entsprechende Stellen dafür benennen müssen. Eine offizielle Wildtierstation gibt es aber bislang nicht - auch wenn derzeit in München Pläne dafür verfolgt werden. Bis zu deren Realisierung wird aber noch viel Zeit vergehen. Das bedeutet: Wildtiere sind auch künftig auf die ehrenamtliche Hilfe von Privatleuten wie den Schelles angewiesen.