Starnberg:Ansturm am Postschalter

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Immer mehr Pakete müssen Klaus Kramer und seine Kollegen jetzt in der Postbank-Filiale in der Rheinlandstraße in Starnberg stapeln. (Foto: Georgine Treybal)

Mitarbeiter im Briefzentrum Starnberg in Schorn machen Überstunden

Von Christian Deussing, Starnberg

Wenn die Weihnachtsbriefe, Päckchen und Pakete die Verwandten und Freunde in den Nachbarländern noch pünktlich auf dem Gabentisch landen sollen, ist jetzt Eile geboten. Bis spätestens kommenden Freitag, 18. Dezember, müssten diese Sendungen eingeworfen oder aufgegeben sein, betont Postsprecher Dieter Nawrath. Innerhalb Deutschlands sollten die Kunden bis zwei Tage vor Weihnachten ihre Post auf den Weg gebracht haben. Täglich werden deshalb jetzt die Schlangen an den Schaltern länger, zum Beispiel in der Postbank-Filiale in der Rheinlandstraße in Starnberg. Geduld ist da notwendig, aber auch gute Nerven sind bei den Mitarbeitern erforderlich. Es herrscht "Starkverkehr", heißt es im Post-Jargon.

Auch im Briefzentrum Starnberg in Schorn müssen die etwa 220 Beschäftigten an einem Strang ziehen, um die täglich mehr als 200 000 Sendungen, die allein in der Briefordnerei zu bearbeiten sind, im schnellem Tempo bewältigen zu können. Es ist die doppelte Menge, die jetzt bis Heiligabend in den Sortiermaschinen landet. Wenn jedoch plötzlich viele Briefe in ganz anderen Größen, "farbigen Kuverts und Karten in Tannenbaumform ankommen", bleibe nur die gute alte Handsortierung - was aber Zeit koste, berichtet Briefzentrumsleiter Ernst Zieringer.

Selbst eine routinierte Kraft schafft nur etwa 1000 Stück pro Stunde, die Maschine dagegen bis 40 000 Sendungen. Schorn hat laut Post AG eine Kapazität von bis 1,5 Millionen Briefen und Postkarten täglich, die für das Gebiet zwischen Fürstenfeldbruck und Garmisch-Partenkirchen sortiert werden. Bei den Paketsendungen ist für die Starnberger Region das Paketzentrum Augsburg zuständig.

Die Briefflut und der enorme zusätzliche Aufwand sind nur mit Sonderschichten und Überstunden in Schorn zu stemmen. Nach Angaben des Postkonzerns werden auch Schüler und Studenten eingesetzt, die teilweise schon seit vielen Jahren aushelfen und keine Einarbeitung brauchen. In der vorweihnachtlichen Zeit würden insgesamt ungefähr 50 Prozent mehr an Arbeitsstunden anfallen - und zwar nicht nur bei den Sortierkräften, sondern auch bei den Technikern. Die sendungsstärkste Woche, das weiß Zieringer schon jetzt, ist die vor Weihnachten. Am 24. Dezember hätten dann die meisten Mitarbeiter von Mittag oder frühem Nachmittag an frei, die allerletzten könnten gegen 18 Uhr das Licht ausmachen und dann mit ihren Familien feiern.

Nach dem Fest nehmen die Briefmengen deutlich ab, sie erreichen bis etwa zur dritten Januarwoche wieder ein normales Maß. Die Postmitarbeiter können dann durchschnaufen. Doch bis dahin ist noch ein langer Weg. Vor allem im Endspurt vor Heiligabend sind auch die Briefträger auf ihren schwerbepackten Fahrrädern sehr gefordert. Ebenso die Paketzusteller der Post-Tochter DHL Express, die laut Verdi auch Kurieraufträge an eigenständige Servicepartner erteilt, die wiederum kleine Subunternehmer einsetzt. Deren Zusteller müssten zudem oft unter "enormem Zeitdruck und Dumpinglöhnen arbeiten", klagt Matthias Knüttel, Verdi-Gewerkschaftssekretär für Postdienste im Großraum München.

© SZ vom 15.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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