Starnberg:Anspruchsvolle Raritäten

Lesezeit: 2 min

Ausnahmemusiker unter sich: Wen-Sinn Yang, Rudens Turku, Malte Refardt, Milana Chernyavska, András Adorján,Taia Lysy und Marianne Henkel (von links). (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Bei der Kammermusikgala der 15. Starnberger Musiktage beweist das Ensemble um Rudens Turku und András Adorján Vielseitigkeit und Virtuosität - doch der Publikumszuspruch bleibt spärlich

Von Reinhard Palmer, Starnberg

Rudens Turku war erst 21, als er die Starnberger Musiktage ins Leben rief. Dass er das Festival bis zur mittlerweile 15. Ausgabe bringen würde, hatte damals wohl niemand so recht vorausgesehen - fehlte es doch noch an Förderern und Mitstreitern. Heute ist dieses Unternehmen gut aufgestellt, zumal sich aus dem Umkreis der dabei stattfindenden Meisterklassen und dem Förderverein "Friends of Rudens Turku" eine treue Festivalgemeinde herausgebildet hat, die das Festival unterstützt. Inzwischen finden die Kurse weltweites Interesse unter jungen Instrumentalisten: Sie können dort in variierenden Besetzungen immer wieder neue kammermusikalische Konstellationen erproben. Und dem Kulturpreisträger des Landkreises Starnberg 2013 Turku gelingt es auch Jahr für Jahr, herausragende Musiker und Pädagogen als Kursdozenten zu gewinnen.

Sie haben im Rahmen des Festivals dem Publikum besondere Kammermusikabende beschert. So auch in der diesjährigen Jubiläums-Kammermusik-Gala, die Turku einem langjährigen Mitstreiter widmete. Dem Titel "András Adorján & Best Friends" gemäß stand der renommierte ungarische Flötist im Mittelpunkt des feierlichen Konzerts. Und hätte nicht der Cellist Wen-Sinn Yang spontan das Wort ergriffen, um Turkus Leistungen mit wenigen persönlichen Worten zu würdigen, hätte kaum etwas an den Rahmen des Konzerts erinnert - abgesehen von der Überreichung von Ehrenurkunden an die Flötistin Marianne Henkel und den Geiger Fagu Turku, Vater des künstlerischen Leiters. Sie hatten sich als Musiker der ersten Stunde stets intensiv für das Festival eingesetzt.

Keine geplanten Ansprachen also. Und nicht gerade viel Publikum, was selbst in Starnberg nach der langjährigen Festivalarbeit immer noch unverständlich bleibt. Dabei war hier in der Schlossberghalle ein Konzert der Extraklasse geboten: Nicht nur aufgrund der hochrangigen Besetzung, sondern auch dank eines fesselnden Programms, das ausschließlich aus anspruchsvollen Raritäten bestand. Haydns Londoner Trio C-Dur Hob.IV/I, ein munteres Divertimento für zwei Flöten und Violoncello, machte gleich mächtig Laune. Warm und klangrund in blühendem Kolorit gab das homogene Ensemble das Andante, um dann mit einem spritzigen Vivace strahlende Festlichkeit zu entfachen.

In herausragender Qualität ging es weiter: Beethovens Trio G-Dur WoO 37 mit Malte Refardt (Fagott), der Pianistin Milana Chernyavska und Adorján wurde zum Lehrstück kammermusikalischer Zusammenarbeit in einer nicht gerade einfachen, wenn auch sehr farbigen Konstellation. Der virtuose Klavierpart fand in den Bläsern ein feinsinnig austariertes Gegengewicht.

Das einfühlsame und dennoch ausdrucksstarke Changieren bis hin zu spielfreudigen Variationen im Schlusssatz sollte sich auch in Beethovens Serenade D-Dur op. 25 fortsetzen. Dafür stießen Rudens Turku und die Bratschistin Taia Lysy zu Adorján, die in spitzfindiger Präzisionsarbeit und mit sorgsam aufeinander abgestimmten Ensemblespiel begeisterten: ein Feuerwerk an Ausdrucksformen von Ausgelassenheit über fließende Feierlichkeit bis hin zur musikantischen Verve. Das Quartett von Bohuslav Martinů für Flöte, Violine, Cello und - nun mit Yumiko Urabe - Klavier sollte das reichhaltige Angebot noch erweitern, denn das bewegte Werk ist die reinste Revue unterschiedlichster musikalischer Ereignisse. Dennoch gelang es dem Ensemble, einen klaren Bogen in die heterogene Aneinanderreihung einzubringen, das Werk offenbarte so in kontrastreicher Dramaturgie eine expressive Tiefe.

Begeisterter Applaus und Mozarts dritter Satz der Prager Symphonie in einer packenden Bearbeitung für das anwesende Oktett als Zugabe.

© SZ vom 11.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: