Starnberg:Alte Schmiede in Aktion

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Beim Andechser Dorffest wird ein 500 Jahre altes Handwerkerhaus eingeweiht.

Blanche Mamer

Andechs"Ein guter Hammer ist das A und O eines guten Schmiedes." Das findet der Kraillinger Kunstschmied Friedrich Kappelmaier. Als er den Auftrag erhielt, das Werkzeug für die Alte Schmiede in Erling zu prüfen und zu erneuern, hat er sich als erstes einen Habermann-Hammer gekauft. "Der ist griffig, liegt gut in der Hand und hat einen schönen Schlag", sagt er und demonstriert das an einem rot glühenden Eisenhaken, den er aus der Esse auf den Amboss hievt und mit wenigen Schlägen in Form bringt.

Friedrich Kappelmaier demonstriert, wie früher in der Dorfschmiede gearbeitet wurde. Foto: Treybal (Foto: Georgine Treybal)

Seit Wochen ist der Schmiedemeister dabei, Werkzeuge aufzubereiten oder zu erneuern und griffbereit zu ordnen, die zuvor von ehrenamtlichen Helfern des Heimatvereins Erling-Andechs inventarisiert, gesäubert und konserviert wurden. Denn am kommenden Sonntag im Rahmen des Andechser Dorffestes muss alles ordentlich sein, dann wird nicht nur die Alte Dorfschmiede wieder eröffnet und eingeweiht, mittags wird auch das Feuer angeheizt und Kappelmaier kann zeigen, was er kann.

Das mehr als 500 Jahre alte denkmalgeschützte Schmiedehäusl direkt vor der Erlinger Dorfkirche St. Vitus ist mit finanzieller Unterstützung des Bayerischen Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, des Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums und des Landesamtes für Denkmalpflege renoviert worden. "Die Auflage für die Gemeinde Andechs war, die Renovierung so durchzuführen, dass der Eindruck entsteht, der Schmied macht gerade mal eine kleine Pause", sagte Bürgermeisterin Anna Neppel. In Zukunft soll die Schmiede nicht nur regelmäßig einmal im Monat offen sein, sondern kann auch von Kindergärten und Schulklassen besucht werden. Kappelmaier war viele Jahre Kunstschmied in Neuried, dann zog er mit der Firma ins Kraillinger Gewerbegebiet. Jetzt eröffnet das Familienunternehmen eine zweite Niederlassung in Rothenfeld. "Wir sind mit der Bürgermeisterin ins Gespräch gekommen und so kam es zu meinem Engagement für die Alte Schmiede", erzählt der 65-Jährige, der auch Handelsrichter und vereidigter Sachverständiger ist.

Beim Dorffest in Andechs wird zudem Post-Jubiläum gefeiert: "150 Jahre Post in Erling". Die erste Thurn und Taxis Posthalterei war 1803 in Starnberg eingerichtet worden, die auch den Raum Erling-Andechs abdeckte, berichtet Heimatvereins-Vorsitzender Karl Strauß. Am 1. August 1862 wurde in Erling die erste Postexpedition eröffnet, mit Johann Panzinger, damaliger Besitzer des Gasthofs "Zum unteren Wirt". Der erste Postbote war Andreas Vilgertshofer, der von Erling ausgehend das Kloster Andechs, Ramsee, Mühlfeld, Herrsching, Widdersberg, Frieding, Landstetten, Aschering und Machtlfing bediente. Im Juli 1875 wurde Panzinger Postwagenfahrer, im Sommer fuhr nun eine sechssitzige kastenförmige Postkutsche, die man "Omnibus"nannte. Pferdewechsel war beim Postwirt. Im Oktober wurde die kürzere Strecke Feldafing-Traubing-Erling eingerichtet. Die Fahrt nach Frieding war mit eineinhalb Stunden festgesetzt, sie kostete 1,10 Mark. Zur Feier des Jubiläums gibt es eine Sonderbriefmarke in einer Auflage von 1000 Stück.

Das Dorffest beginnt um 10.15 Uhr mit dem Gottesdienst in St. Vitus, die Ökumenische Segnung der Alten Schmiede ist um 11.30 Uhr. Und um 12 wird das Feuer angezündet.

© SZ vom 04.07.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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