Vor neuen Aufgaben:Alles dreht sich um den Müll

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Der Abfallwirtschaftsverband Starnberg will sein Konzept neu ausrichten: Bei der Wertstoffquote ist der Landkreis Spitzenreiter, allerdings auch bei den Kosten für die Entsorgung des Restmülls. Über eine eigene Umladestation wird nachgedacht

Von Christine Setzwein, Starnberg

Die Zukunft beginnt 2018. Bis dahin will der Landkreis Starnberg ein modernes, nachhaltiges und wettbewerbsfähige Abfallwirtschaftskonzept auf die Beine gestellt haben. Die Chancen stehen gut, denn die Verbandsräte des Abfallwirtschaftsverbands Starnberg (Awista) stimmte am Mittwoch dem Konzept zu. Jetzt muss nur noch der Kreistag sein Plazet geben. Drei Stunden lang stellte Heinz-Josef Dornbusch vom Institut für Abfall, Abwasser und Infrastrukturmanagement in Ahlen der Verbandsversammlung das neue Konzept vor. Schon jetzt steht der Awista im bayern- und bundesweiten Vergleich gut da. Bei der Wertstoffquote ist der Landkreis Starnberg Spitzenreiter, die Bürger trennen ihren Müll geradezu vorbildlich. "Die Starnberger lesen viel und trinken viel", sagte Dornbusch mit Blick auf die Mengen von Altpapier und Altglas. Spitze sind die Starnberger aber auch bei den Kosten für die Entsorgung des Restmülls. "Da zahlen Sie sehr, sehr viel." Damit die Gebühren stabil bleiben - und das ist erklärtes Ziel des Awista - gibt es verschiedene Szenarien.

Gebühren

"Verursachergerechte Gebühren" lautet ein Schlagwort. Die könnten so ausschauen, dass künftig jeder Haushalt - ob Single oder Familie - eine Grundgebühr zahlt. Die könnte zum Beispiel 39 Euro pro Jahr betragen. Für eine 60-Liter-Tonne kämen 75 Euro dazu - allerdings bei nur 13 Leerungen im Jahr. Wer seinen Hausmüll so wie jetzt weiterhin alle zwei Wochen abholen lassen will, käme dann auf etwa 190 Euro pro Jahr. Unsozial, kritisierten einige Verbandsräte, weil Familien benachteiligt würden. Stimmt nicht, konterte Werkleiter Peter Wiedemann. Schon jetzt zahlen Familien mit Kleinkindern, die eine größere Tonne brauchen, mehr. Und Singlehaushalte müssen für eine 60-Liter-Tonne zahlen, ob sie voll wird oder nicht. Denkbar wäre auch eine Abrechnung nach Gewicht.

Restmüll

Mit 110 Kilogramm Restmüll pro Einwohner und Jahr liegt der Landkreis weit unter dem Durchschnitt. Aber immer noch nicht dort, wo der Awista hinwill. "Noch befinden sich zu viele organische Abfälle im Hausmüll", sagte Werkleiter Peter Wiedemann. Immerhin 39 Kilogramm pro Einwohner und Jahr. Bei 212 Euro pro Tonne Restmüll, die der Landkreis der Stadt München für die Verbrennung zahlt, eine nicht unerhebliche Menge. Eine weitere Möglichkeit, Geld zu sparen, gebe es beim Abfuhrrhythmus. Theoretisch. Denn den Ärger, den eine generelle Umstellung der Leerung von 14 Tagen auf vier Wochen mit sich brächte, will sich beim Awista niemand antun. Bei den Kosten für die Entsorgung können sich die Starnberger berechtigte Hoffnungen machen. Alle Verträge laufen 2017 aus, auch der mit der Stadt München. "Die Preise sind mittlerweile deutlich gefallen", sagte Dornbusch. Unter 100 Euro pro Tonne seien durchaus möglich. Ein eigene Umladestation würde auch zur Reduzierung der Kosten beitragen. Der Awista verspricht sich davon mehr Wettbewerb und damit niedrigere Kosten für die Entsorgung. Bei der letzten Ausschreibung für die Restmüll- und Biomüllfraktion hatte sich nur Remondis beworben. Entsprechend hoch sind die Preise.

Biomüll

Viel Geld lässt sich der Awista auch die Biotonne kosten, für die keine extra Gebühr anfällt. Zehn Monate wird sie alle 14 Tage geleert, im Juli und August sogar jede Woche. "Nicht ändern", rät Dornbusch, der bei seiner Arbeit für das Konzept von einer Lenkungsgruppe aus Verbandsvertretern begleitet wurde. "Das würde einen erheblichen Aufstand bei den Nutzern geben." Um die Restmüllmenge zu verringern und noch mehr Bioabfall zu gewinnen, wird der Awista seine Satzung ändern: In die Biotonne dürfen dann auch Speisereste. In der Überlegung ist auch eine Biotonnen-Pflicht, die Anschlussquote liegt derzeit nur bei 73 Prozent.

Verbesserungen auf den Wertstoffhöfen, bei der Sperrmüll- und Schadstoffsammlung und beim Service allgemein sind ebenfalls in der Diskussion. Angesichts des demografischen Wandels ist es durchaus denkbar, dass Tonnen - so wie früher - vom Grundstück geholt, geleert und wieder an ihren Platz zurückgestellt werden. Auf Kosten des Kunden natürlich, der dann zwischen einem Halb- und Vollservice wählen kann. Ändern wird sich auch die Struktur des Abfallwirtschaftsverbands. Er soll in ein Kommunalunternehmen umgewandelt werden. Der Kreistag würde alle abfallwirtschaftlichen Aufgaben an den Awista abtreten, alles in einer Hand, lautet das Ziel. Im Verwaltungsrat säßen der Landrat, Kreisräte und ein Vertreter der Bürgermeister. Die Bürgermeister wären nicht mehr automatisch im Awista. Nicht schlimm, meinte Bergs Rathauschef Rupert Monn. "Abfallwirtschaft ist Sache des Kreises, nicht der Gemeinden."

© SZ vom 23.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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