Proteste gegen Schülerbeförderung:ADAC-Fachmann empfiehlt konstruktive Gespräche

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Elterninitiative "Starnberg pro Schulbus" lässt Bushaltestellen begutachten, der Protest gegen die geplante Schülerbeförderung durch den MVV geht weiter

Von Peter Haacke, Starnberg

Der Protest der Bürgerinitiative "Starnberg pro Schulbus", der sich gegen die von der Stadtverwaltung geplante Streichung der Schulbusse für Grundschüler wendet, geht weiter. Die Sechs- bis Zehnjährigen sollen von 2016 an reguläre MVV-Busse nutzen. Die Eltern sehen die Umstellung mit Skepsis, weil es in Linienbussen weder Sitzplatzgarantie noch Anschnallmöglichkeiten gibt. Zusätzliche Gefahren für die Kinder hat die Elternschaft an den MVV-Haltestellen in Landstetten, Hadorf und Söcking ausgemacht. In der Vorwoche nahm Bernd Emmrich, Fachreferent für Verkehr und Umwelt beim ADAC Südbayern, diese Stationen nun genauer unter die Lupe. In einem Schreiben an die Bürgerinitiative kommt der Experte zur Auffassung, dass "die Situationen rund um die Haltestellen mit der Integration des freigestellten Schülerverkehrs in den Linienverkehr zum 1. Januar 2016 zum Teil sehr problematisch einzuschätzen sind". Dies hat er auch dem MVV in einer schriftlichen Stellungnahme mitgeteilt.

Emmrich untersuchte gemeinsam mit Vertretern der Initiative am 17. Juni eingehend die MVV-Haltestellen und kommt zum Ergebnis, dass die Gefahrenpunkte an den Haltestellen das größte Manko bei der anvisierten Umstellung zur Schülerbeförderung sind. In seinem Schreiben an den MVV listet er die Gefahrenpunkte auf: So müssten die Kinder in Landstetten nach der Umstellung auf MVV morgens die viel befahrene STA 3 queren, um zur Haltestelle zu gelangen. "Dies ist aufgrund der Verkehrsstärken, der gefahrenen Geschwindigkeiten und vor allem der eingeschränkten Sichtweiten ohne jede Querungshilfe schwierig und unserer Meinung nach Grundschülern nicht zumutbar", heißt es im Schreiben. Schulweghelfer, Querungshilfen oder ähnliches sollten daher in Betracht gezogen werden. In Hadorf dagegen besteht im Bereich der Haltestelle auf der Starnberger Straße hoher Parkdruck, der künftig noch zunehmen dürfte. Dadurch entfällt der ohnehin schon knappe Raum für wartende Fahrgäste - hauptsächlich jedoch für größere Gruppen, wie sie Schüler morgens bilden. Auch die Haltestelle Söcking Mitte lässt einige Wünsche hinsichtlich der räumlichen Verhältnisse, der Sicherheit und der Ausstattung (Wetterschutz) offen. Doch "gerade für die Sechs- bis Zehnjährigen dürfte es von Vorteil sein, wie bisher im Bereich der Schule aus- und zuzusteigen", schreibt der ADAC-Experte.

Nicht einer Meinung mit den Eltern ist Emmrich bei der Forderung nach einer Beförderung mit Sitzplatzanspruch. Statistisch sei eindeutig belegt, dass Busse in der Schülerbeförderung sehr sicher sind. Die Anzahl an tödlichen Verkehrsunfällen unter Beteiligung von Bussen tendiere gegen Null. Und bei den Zahlen zu den verunglückten Personen sei eine seriöse Interpretation nur unter Einbeziehung der Verkehrsleistung - etwa der Personen-Kilometer - möglich. "Obwohl natürlich ein Sitzplatz mit Gurt für jedes Kind wünschenswert wäre", schreibt Emmrich, "muss man trotzdem feststellen, dass der Bus ganz offensichtlich - ob als Schulbus oder als Linienbus - das sicherste Verkehrsmittel bei der Schülerbeförderung überhaupt darstellt". Emmrich empfiehlt dem MVV, jene Punkte, die den Eltern die größten Sorgen bereiten, in Gesprächen mit den zuständigen Vertretern des Landratsamts Starnberg einzubringen und bei den eigenen Planungen zu berücksichtigen. Zwar zeigten sich die Elternvertreter nach Ansicht des ADAC-Mannes einer sachliche Auseinandersetzung durchaus aufgeschlossen, doch scheint die bisherige Informations- und Kommunikationspolitik eher unglücklich gewesen zu sein. "Um die offenbar hitzig geführte Diskussion abzukühlen", schreibt Emmrich, "wären Gespräche mit den Elternvertretern - am besten direkt vor Ort - sicherlich zielführend". Nächste Woche soll ein weiteres Gespräch unter Beteiligung der Elterninitiative und Vertretern der Stadtverwaltung folgen.

© SZ vom 26.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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