Starnberg:Abgründe der Pubertät

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Und das Handy ist immer dabei: Die Akteure der Starnberger Gruppe "Neues Schauspiel" zeigen in ihrem Stück die Leiden der digitalisierten Jugend. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Die Theatergruppe "Neues Schauspiel" zeigt ein Stück über die "What's-App-Generation", im Anschluss ist der zum Niederknien komische und böse Film "About a Girl" zu sehen

Von Sabine Bader, Starnberg

Das Grauen hat einen Namen: Pubertät. Erwachsen zu werden, ist wirklich kein Spaß. Im Gegenteil. Es bedeutet Pickel zu haben, sich zu fett fühlen und ohne Freunde dazustehen, auch wenn das so natürlich gar nicht stimmt. Wenn dann auch noch Partys ohne einen steigen, ist es ganz aus mit dem Selbstwertgefühl und man sehnt sich unweigerlich nach einem Mauseloch, das einen aufnimmt. Und zwar für immer. Dieses gruslige Empfindungsmischmasch bestimmt den Alltag. Ja, und dann ist da noch das Handy, das immer auf Empfang ist und einen zum gläsernen Menschen macht mit allen Schwächen.

Beim Filmfestival im großen Saal der Starnberger Schloßberghalle ist das alles bestimmend für die Empfindungen der Jugend. Die Truppe "Neues Schauspiel" aus Starnberg zeigt bei dem übergreifenden Projekt Theater und Film, was sie drauf hat. Und sie hat einiges im Repertoire. Vor allem das natürliche und ungekünstelte Spiel. Ihr modernes Stück "Up!" über die "Whatsapp-Generation" befasst sich mit den Abgründen, die Jugendliche durchleiden. Jeder will in se in, beliebt, geachtet. Und er tut alles, um dies zu erreichen. Da ist auch Mobbing recht. Ganz nach dem Motto: Weniger Konkurrenz macht es leichter für mich. Nur glücklich macht das eben nicht. Das ist das Problem. Und die Einsamkeit, sie bleibt. Man fühlt sich hässlich und unnütz, wie man es dreht und wendet. Das Spiel der elf Jugendlichen ist so ehrlich und ungekünstelt, dass sie zurecht mit tosendem Beifall der Zuhörer belohnt werden.

Zum Thema passend und zum Niederknien böse und komisch ist der Film "About a Girl" im Anschluss. Am 6. August kommt er in die deutschen Kinos. Durch die Handlung zieht sich schlicht Regen. Landregen. Das ist noch schlimmer. Bei so einem Wetter ist auch der Vater von Charlene ausgezogen, als sie noch klein war. Charlene mag darum keinen Regen. Sie mag eigentlich gar nichts mehr - nur noch sterben. Und weil das so ist, geht sie einfach und ohne lange nachzudenken ins Bad, lässt knöcheltief Wasser ein, steigt in die Wanne und nimmt den Föhn. Als sie ihn gerade hineinwerfen will, klingelt ihr Handy auf dem Hocker. Das Ende vom Lied: Sie will es sich angeln, fällt aus der Wanne und landet mit einer Platzwunde im Krankenhaus, nur der Föhn sprüht Funken im Wasser.

Das ist nur der erste Teil der Handlung von "About a Girl" unter der Regie von Mark Monhjelm. Und es geht genauso urkomisch und geistreich weiter. Wer diesen Film, bei dem auch Heike Makatsch mitspielt, sieht, der weiß, was Kino auch in der Whatsapp-Generation zu bieten hat: einen unvergesslich geistreichen Abend mit viel Sinn für das, was das Leben ausmacht: Nähe, Liebe und Lachen.

"About a Girl" läuft am Sonntag, 2. August, 16 Uhr, in Seefeld noch einmal.

© SZ vom 01.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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