Starnberg:20 Jahre und kein bisschen leise

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40 Choristinnen, zehn Choristen und neuerdings auch noch 17 Mini-Singers: Der Chor Uli Singers mit Dirigentin Biggi Danninger. (Foto: Arlet Ulfers)

Zum Jubiläumskonzert lassen die Uli Singers die Schlossberghalle erbeben

Von Reinhard Palmer, Starnberg

20 Jahre sind, zumindest für einen Chor, schon bemerkenswert. Die Söckinger Uli Singers feiern zwar bei jedem Konzert, doch dieses runde Jubiläum sollte mit gewandter Moderation (Evelyn Kratky) und Danksagungen noch einen offiziellen Anstrich bekommen. Und klar: Es sollte beim Querschnitt durchs Repertoire jubiläumsmäßig krachen. In der Schlossberghalle war bei vollen Publikumsrängen die adäquate Atmosphäre gegeben. 40 Choristinnen und 10 Choristen unter der Leitung ihrer bisher einzigen Dirigentin Biggi Danninger konnten vom ersten Ton an jeden einzelnen Besucher bei der Hand nehmen, um ihn durch die Welt der tief empfundenen Emotionen des Gospels zu führen.

Für die Uli Singers gehört es dazu, den Auftritt nach einer wirkungsvollen Choreografie diszipliniert durchzuorganisieren, damit Positionswechsel keine Ewigkeit dauern und jeder Sänger genau weiß, wo er zu stehen hat. Auch präzis einstudierte tänzerische Bewegungsabläufe, Fingerschnippen,Klatschen, Gestikulieren gehören zur Show: Das garantiert, dass es keine Ermüdungserscheinungen gibt und die Konzertbesucher auch etwas zu sehen bekommen. Dafür geben die fünfzig Entertainer vollen Einsatz - bis hin zur Bodypercussion, etwa im Klatschkanon nach der Pause oder um zu "It's raining men" einen überzeugenden Monsunregen zu simulieren, samt gestampftem Donner, dass die Halle erbebte.

Auch musikalisch sind die Uli Singers kein gewöhnlicher Gospelchor. Nicht nur, weil um den Pianisten, Kabarettisten und Parodisten André Hartmann mit Michael Danninger (E-Bass), Bernd Detzel (Saxofon, Gitarre), Peter Fleckenstein (Schlagzeug) und Florian Knoll (Keyboard, Gitarre) eine kernige und vielseitige Combo gewachsen ist. Sondern vor allem, weil das enorme Repertoire nicht in weit verbreiteten Chorsätzen gesungen wird - über abgedroschene Klassiker ist man schon lange hinweg, es sei denn, sie tragen ein zeitgemäßes Gewand. Dass der Chor unter Leitung von Danninger aus dem Vollen schöpft, liegt vor allem am hemmungslosen Engagement der Mitglieder. So sind aus den Chorreihen auch einige Solisten hervorgegangen. Zu allererst die Sopranistin Josi Weber, die mit 17 Jahren zu den Uli Singers stieß und mittlerweile auf großen Opernbühnen unterwegs ist. Mit mächtiger, souliger Stimme vermag sie dem Konzert auch ohne Mikrofon Glanzlichter aufzusetzen: "Father's House", "I've got a Feeling" oder "Happy Day" gehörten zweifelsohne zu den Höhepunkten des Programms. Altistin Magdalena Fiedler ist auf dem besten Weg, es Weber gleich zu tun.

Wo sich andernorts die Männer zieren, solistisch zu singen, haben die Uli Singers gleich zwei rockende Frontmänner: Tenor Peter Hickl von Heydenaber und Bariton Ronald Fischer. Das macht das Repertoire abwechslungs- und farbenreich. Es gab aber auch eine Neuigkeit: Die Uli-Mini-Singers, ein vom Duo Outdoors begleiteter Kinderchor eroberte mit gesungenen politischen Statements - etwa zur Flüchtlingskrise "Zuhause" von den Outdoors - und pfiffig inszenierten Geschichten wie "Der Stumme Hummer mit Liebeskummer" - die Herzen des Publikums.

Dass Bastian Pusch als Gast zwischendurch ans Dirigentenpult trat, rührte daher, dass die Uli Singers bei ihm Workshops absolviert haben. Mit Shackles" und "Higher and Higher" stellten sie die dabei erfahrene emotionale Entfesselung inbrünstig unter Beweis. Ein emotionaler Höhepunkt war schließlich auch das große Finale in der umjubelten zweiten Zugabe mit "Let us stand".

© SZ vom 06.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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