Starnberg:100 Fundstücke, 30 Interessenten

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So wenige Bieter hatte Matthias Blaßl selten. Allerdings ist auch die Zahl der Fundstück mit 100 verhältnismäßig klein. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Bei der Versteigerung in Starnberg bringt Auktionator Matthias Blaßl alles unter den Hammer, vom FC Bayern-Trikot bis zum goldenen Manschettenknopf

Von Louis Kochendörfer, Starnberg

Matthias Blaßl, der die Fundsachen der Stadt Starnberg jedes Jahr versteigert, ist ein bisschen enttäuscht. Das Interesse an seiner Auktion war heuer mau. Nur etwa 30 Schnäppchenjäger kamen am Donnerstag zur Schlossberghalle, um für Kleider, Uhren, Schmuckstücke oder Fahrräder zu bieten. Insgesamt 100 Gegenstände kamen unter den Hammer. "Wir haben die Versteigerung wohl zu spät bekannt gemacht", vermutet Blaßl, der viele Gesichter vermisste, die sonst immer dabei sind. Aber die Verwaltung sei mit der Wahl einfach sehr eingespannt gewesen, erklärt er.

Die 29-jährige Marie und ihr Freund Rico haben auch nur zufällig und gerade noch rechtzeitig von der Versteigerung erfahren. Da ihr vor zwei Tagen erst ein Fahrrad geklaut worden war, entschied sich Marie, die günstige Gelegenheit zu nutzen, um sich dort ein neues Rad zu besorgen. Die geringe Konkurrenz kam ihr freilich gerade recht, denn Fahrräder sind auf jeder Fundsachenauktion der absolute Renner. 37 Räder standen heuer zur Auswahl, im Vergleich zu anderen Jahren eher wenige. Aber Marie hatte Glück. Sie konnte am Ende drei ergattern. "Eins ist für mich, das andere für meine Schwester und das dritte ist ein WG-Fahrrad für Besucher."

Rico hatte weniger Glück: Er ging leer aus. Seine Bemühungen ein Fahrrad zu ersteigern, scheiterte an Cziprian und seinen Freunden, sowie einem älteren Ehepaar. Die beiden Kontrahenten lieferten sich ein erbittertes Rennen um den Großteil der Fahrräder, bei dem Rico einfach nicht mithalten konnte. Der aus Rumänien stammende Cziprian will einer Kindereinrichtung in seiner Heimat eine Freude machen. Für sie ersteigerte er zwölf Räder. Preislich hatte er sich keine Grenzen gesetzt. Marie und Rico dagegen schon. "Bei zweien meiner Fahrräder hatte ich echt Glück, dass der Mitbietende nicht mehr über mein Limit gegangen ist", freute sich Marie. Ricos wurde dagegen jedes Mal überboten.

Der teuerste Gegenstand, der am Donnerstag unter den Hammer kam, war ein Manschettenknopf aus Gold für 100 Euro. "Preislich war das schon etwas Besonderes", weiß Blaßl. Ihn beschäftigt aber vielmehr, warum heuer verhältnismäßig wenige Fundsachen zur Auktion kamen. "Vielleicht daran liegen, dass man bei Handys den Finder per Datenüberprüfung inzwischen viel leichter finden kann als früher", mutmaßt er. Ein anderer Grund könnte sein, dass viele Finder von ihrem Recht Gebrauch machen, den gefundenen Gegenstand nach einem halben Jahr abzuholen. Dann kommt er nicht mehr zur Auktion.

Freuen durfte sich der Enkel einer Mitbieterin, der jetzt mit einem kompletten FC-Bayern-Trikot herumlaufen kann. Ihren Enkel glücklich zu machen, hat die Oma nur fünf Euro gekostet.

© SZ vom 27.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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