Standorte der Rettungskräfte:Helfer in Not

Lesezeit: 2 min

In dieser Baracke in der Traubinger Straße in Tutzing war einmal das Rote Kreuz untergebracht. (Foto: Georgine Treybal)

Die Standorte von Wasserwacht und Einsatzgruppe des Starnberger Roten Kreuzes in Tutzing und Gilching sind marode. Für Neubauten hat der Verband aber kein Geld. Nun soll der ebenfalls klamme Landkreis einspringen

Von Wolfgang Prochaska, Starnberg

Sie sollten eigentlich schnell einsatzbereit sein, die Boote, Geräte und Fahrzeuge der Wasserwacht des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) in Tutzing. "Aber sie müssen auf der Straße stehen", klärte Jan Lang, Geschäftsführer des Starnberger Roten Kreuzes, die Kreisräte in der Sitzung des Kreisausschusses auf. Unterstellmöglichkeiten gäbe es außer zwei Zelten keine mehr, da die bisherigen Unterkünfte einem Kindergarten-Neubau weichen mussten. Und was die Wasserwachthütte am Südbad betreffe: "Die wird bald zusammenfallen." Mit diesen drastischen Worten beschrieb Lang die prekäre Situation des sogenannten "Helfer-vor-Ort-Systems" des BRK, eines der wichtigsten Säulen zur schnellen Rettung von Verunglückten im Landkreis.

Aber nicht nur der Tutzinger Standort ist baulich am Ende und in Gefahr, auch der in Gilching, wo die BRK-Einsatzbereitschaft mit immerhin 70 ehrenamtlichen Rettern in einer Bushalle ohne Heizung hausen muss und laut Lang 15 000 Euro Pacht im Jahr zahlt, ist am Ende. Hier hapert es am Brandschutz. Das BRK würde die Halle am liebsten abreißen und einen Neubau errichten sowie in Tutzing, wo zwei Grundstücke für eine "Kombiwache" aus Bereitschaft, Wasserwacht und Boot in Frage kämen - es hapert allein am Geld. Und die Gemeinden sehen sich wegen der wachsenden Pflichtaufgaben auch nicht in der Lage, Zuschüsse zu geben. Auf 500 000 Euro, so schätzt der Starnberger BRK-Geschäftsführer die Kosten, käme ein Neubau in Tutzing.

Es klingt fast schon wie ein Hilferuf, dass sich das Rote Kreuz nun an den Kreis wandte, zumal für Feldafing und Herrsching ebenfalls Handlungsbedarf besteht. Der Antrag auf finanzielle Unterstützung durch den Kreis - die Rede ist von 2,1 Millionen Euro - kommt allerdings zu einer Unzeit, da bekanntlich der Landkreis selber durch seine vielen geplanten Projekte wie Schulbau und Klinikübernahme ziemlich klamm ist und in den kommenden Jahren Schulden bis zu 111 Millionen Euro anhäuft. Den Protest der Bürgermeister hat Landrat Karl Roth schon zu spüren bekommen. Im Herbst soll eine Prioritätenliste für alle Planungen im Rahmen der Haushaltsberatungen 2017 aufgestellt werden. Ein einmaliger Fall eines Misstrauensvotums.

Lang hatte also einen schlechten Stand in der Sitzung und er versuchte auch gar nicht Druck zu machen. "Ich komme als Bittsteller zu Ihnen", betonte er. Zwar hatte er im Leiter des Fachbereichs für Katastrophenschutz, Stephan Hinze, einen Fürsprecher, das Gremium sah aber dennoch das BRK zuerst am Zug, entsprechende Planungen und "eine konkrete Kostenschätzung" vorzulegen, um über Zuschüsse, etwa in Form eines zinslosen Darlehens, zu reden. Kreiskämmerer Stefan Pilgram blieb hart: "Es kann nicht sein, dass der Landkreis die Neubauten mit 100 Prozent bezuschussen soll. Der Nutzer muss dazu auch beitragen." Pilgram erinnerte daran, dass es auch noch andere Wohlfahrtsverbände gäbe, und der Kreis seine Rolle größer fassen müsse. Lang wies noch einmal darauf hin, dass schon die Planungskosten von etwa 30 000 Euro das BRK finanziell überforderten, da der Kreisverband noch Altlasten abtragen müsse - allein, es nutzte nichts.

Wie verfahren die gesamte finanzielle Situation inzwischen ist, machte CSU-Kreisrätin Eva-Maria Klinger deutlich: "So hart es klingt: Wir können nichts beschließen, da wir im Herbst über alle Projekte und den Haushalt 2017 reden wollen." Sie forderte das BRK auf, erst einmal konkrete Zahlen für die Planungen vorzulegen. Dieser Meinung schloss sich auch das Gremium an, wenn auch Landrat Roth gestand: "Auch wenn wir helfen möchten, wir können es nicht."

© SZ vom 09.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: