Stadtrat:"Mund", nicht "Maul"

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Mitschnitt korrigiert Wortlaut der Attacke in der Sitzung

Von Peter Haacke, Starnberg

Rau bis rustikal geht es bekanntlich im Starnberger Stadtrat zu. Nahezu unversöhnlich stehen sich neun Stadtratsfraktionen in zwei Lagern gegenüber: Die Gräben sind tief, und der Umgangston ist zuweilen nicht gerade von besonderem Respekt geprägt. Insbesondere seit die WPS 2008 in den Stadtrat einzog, wird immer wieder munter gepoltert. Der Öffentlichkeit blieb dieser Umstand freilich nicht verborgen. Jetzt soll eine Mediation die Rückkehr zu gesittetem, demokratischem Verhalten ebnen - ein Antrag der Bürgerversammlung im November aus den Reihen der FDP. Der Stadtrat stimmte dem Ansinnen am Montag im Grundsatz zu. Allerdings ist die Idee nicht neu.

Jüngster denkwürdiger Höhepunkt war eine verbale Attacke des WPS-Stadtrats Maximilian Ardelt, zugleich Vorsitzender des illustren Vereins "Schöner zum See": Er hatte Stefan Frey (CSU) und Patrick Janik (UWG) in nichtöffentlicher Sitzung der Lüge bezichtigt. Zudem beklagte sich Martina Neubauer (Grüne), Ardelt habe sie mit "Halten Sie doch das Maul!" abgekanzelt, was Ardelt jedoch bestritt. Mittlerweile scheint nach Abhören einer Tonaufzeichnung der fragwürdigen Sitzung am 28. September festzustehen, dass Ardelt gesagt haben soll: "Halten Sie doch den Mund."

Bürgermeisterin Eva John nahm diesen Umstand nun zum Anlass, Neubauer zur Entschuldigung gegenüber Ardelt aufzufordern. Die Grüne kam der Aufforderung auch reuevoll nach - obwohl einige unbeteiligte Stadträte weiterhin der festen Meinung sind, dass das Wort "Maul" gefallen sein soll. Der endgültige Beweis steht noch aus. Gleichwohl forderte John von Ardelt aber keine Entschuldigung gegenüber Frey und Janik ein. Annette von Czettritz (Grüne) kritisierte das als Ungleichbehandlung, zumal die Bürgermeisterin maßgeblich zur Eskalation beigetragen haben soll.

Immerhin: Die Mediation - ein strukturiertes, freiwilliges Verfahren zur konstruktiven Beilegung eines Konflikts, bei dem unabhängige "allparteiliche" Dritte die Konfliktparteien in ihrem Lösungsprozess begleiten - ist jedoch nicht zum ersten Mal beschlossene Sache: Bereits im Juni 2016 war beschlossen worden, gemeinsam in Klausur zu gehen, um die Arbeitsatmosphäre im Gremium zu verbessern. Am guten Willen allein sollte es also kaum mehr liegen.

© SZ vom 13.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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