Spider Murphy Gang in Aschering:Sommer auf dem Land

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Bei der 1000-Jahr-Feier in Aschering bring die Spider Murphy Gang im Festzelt mehr als 2000 Zuhörer ins Schwitzen.

Otto Fritscher

"Um 18 Uhr war ich schon da und hab trotzdem nur noch einen Platz in der letzten Reihe bekommen", erzählt Josef aus Feldafing. Jetzt, am Samstagabend um halb acht, ist das Festzelt proppenvoll. Gut 2000 Menschen müssen es sein, die bayerischen Rock'n'Roll hören wollen, obwohl der sich seit Jahrzehnten nicht verändert hat. Die Spider Murphy Gang mit Frontman Günther Sigl bürgt immer noch für volle Säle. In Aschering ist ein Drittel der Fans mit den Musikern gealtert. Diese spielen seit 33 Jahren zusammen, sind aber keineswegs müde oder gar leise geworden. "Mia san a bayerische Band", hämmert es um punkt Viertel nach Acht los. Wie damals, vor gut 20 Jahren, als Josef das erste Live-Konzert seines Lebens überhaupt besucht hatte: die "Gang" in der Loisachhalle in Wolfratshausen. Jetzt ist er wieder da. Pöckings Bürgermeister Rainer Schnitzler hat die Band öfters live gehört. "Die waren schon immer gut", findet er. "Ein Wahnsinn", sagt eine ältere Dame am Nachbartisch begeistert- und hält sich die Ohren. Man wird halt älter.

Seit 33 Jahren zusammen auf der Bühne: Die Spider Murphy Gang. (Foto: region.mue)

Die Jungen stellen an diesem Abend eindeutig die Mehrzahl der Besucher. Die Maß lässig mit der linken Hand gehalten, das Gspusi im rechten Arm, so genießen viele diesen Sommerabend. Draußen geht gerade die Welt im Gewitterregen unter, drinnen steigen die Temperaturen. Zeit für eine kleine Tour durch Bayern: "Stop, stop, I wui nach Schwabing", singt Sigl, um dann schnell den Refrain zu ändern: "Stop, i wui nach Aschering."

Dann der Moment, auf den alle gewartet haben. Selbst einer der Eifrigsten hält kurz inne. Den ganzen Abend hat er wild getanzt, barfuß auf dem Bretterboden im Festzelt, hat wechselnde Damen hin- und her geschwenkt. So heftig, dass ihm beinahe der Trachtenhut vom Kopf gerutscht und vor seine Füße mit den Wadlschonern gefallen wäre. Ein bayerischer Rock'n'Roller. Jetzt also ein Moment der gespannten Stille. Bis die ersten Synthesizer-Töne durch das Festzelt wabern und klar machen: Es kommt zum "Skandal im Sperrbezirk". Wer jetzt noch auf der Bierbank sitzt, ist entweder jenseits der 70 - oder hat schon eine Maß zu viel erwischt. Der Mann mit Trachtenhut schnappt sich die nächste und wirbelt sie im Kreis. Sieht eher nach Polka-Drehern aus als nach Jive, aber was soll's. Zwei Zugaben-Sets geben Günther, Barny & Co. noch. Dann ist's endgültig vorbei. Unser Tänzer gönnt sich einen langen Zug aus dem Maßkrug. Gerade haben Spider Murphy noch den Sommer in der Stadt besungen. Sommer in Aschering, Sommer auf dem Land, ist noch viel besser.

© SZ vom 19.07.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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